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Energiesparmodelle beim Hausbau

Niedrig- oder Passivenergiehaus – die Unterschiede im Überblick

Niedrigenergie- und Passivhäuser sind in Zeiten des Klimawandels erste Wahl beim Bauen © Amazet/Pixabay

Die Auseinandersetzungen in der Ukraine haben zusammen mit den steigenden Energiekosten und der sich abzeichnenden Klimaherausforderung die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf das Energiesparen gelenkt. Niedrig- und Passivenergiehäuser erscheinen in dieser Situation als vielversprechende Ansätze. Doch nicht nur in Leipzig und Umgebung fragen sich viele Menschen, worin sich die beiden Systeme eigentlich unterscheiden.

Niedrigenergiehaus – der heutige Standard

Es gibt keine strenge Definition für den Begriff „Niedrigenergiehaus“. In der Regel werden damit Gebäude bezeichnet, die weniger Energie verbrauchen als gesetzlich vorgeschrieben. International gilt ein Heizenergiebedarf von maximal 70 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter als Merkmal für ein solches Haus. Seit der Energieeinsparverordnung (EnEV) aus dem Jahr 2009 muss jedoch jeder Neubau in Deutschland mindestens dieses Kriterium erfüllen und kann damit als Niedrigenergiehaus bezeichnet werden. Mit der richtigen Sanierung kann auch ein älteres Gebäude diese Anforderungen erfüllen. Der geringe Energieverbrauch solcher Häuser wird vor allem durch eine sehr gute Dämmung erreicht.

Dämmmaßnahmen zielen darauf ab, die Außenhülle eines Gebäudes zu optimieren und so die Energieverluste zu minimieren. Dadurch bleibt die erzeugte Heizwärme länger im Haus, was die Energiekosten senkt. Zur Außenhülle gehören Außenwände, Fenster, Türen und das Dach. Während bei Neubauten die Dämmung dieser Bauteile in der Regel bereits aufeinander abgestimmt ist, kann bei älteren Gebäuden durch den Austausch von Fenstern und Türen der Energieverlust minimiert werden.

Passivhäuser – für viele Hausbauer die erste Wahl

Unter anderem Reihenhäuser in Fertigbauweise werden zunehmend als Passivhäuser konzipiert. Ein Passivhaus kombiniert zwei Haupttechniken: Zum einen sorgt eine hochwertige Wärmedämmung der Gebäudehülle für eine effiziente Isolierung. Zum anderen ist die Konstruktion so ausgelegt, dass möglichst viel Sonnenwärme absorbiert wird, zum Beispiel durch großflächige Fenster oder verglaste Oberlichter. Um den Wärmeverlust zu reduzieren und die Sonneneinstrahlung im Winter optimal zu nutzen, sind die Fenster auf der Südseite oft größer als auf der weniger besonnten Seite.

In Passivhäusern wird eine technische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung benötigt. Diese sorgt zum einen für eine hygienische Be- und Entlüftung, zum anderen wird die wertvolle Wärme der Abluft zurückgewonnen und zu 80 bis 95 Prozent genutzt. Dabei werden auch die Körperwärme der Bewohner und die Wärme von Elektrogeräten wie Herd, Kühlschrank, Computer und Fernseher einbezogen.

Da Passivhäuser einen Jahresheizwärmebedarf von weniger als 15 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter haben, sinkt der Heizenergieverbrauch gegenüber konventionellen Gebäuden um 70 bis 80 Prozent.

Der Heizungsanlagenbedarf – ein markanter Unterschied

Während bei Niedrigenergiehäusern im Regelfall eine klassische Warmwasserheizung zum Einsatz kommt, ist der Heizwärmebedarf bei Passivhäusern konstruktionsbedingt so gering, dass oft auf eine große und teure Heizungsanlage verzichtet werden kann. Der Restwärmebedarf kann zum Beispiel durch einen kompakten Gas-Brennwertkessel mit integriertem Warmwasserspeicher gedeckt werden. Alternativ kann ein Wärmepumpen-Kombigerät eingesetzt werden, das neben der Lüftung mit Wärmerückgewinnung auch die Heizung und Warmwasserbereitung übernimmt. Ein Holzpelletofen im Wohnbereich sorgt für zusätzliche Wärme und eine behagliche Atmosphäre. Auch der Anschluss an Nah- oder Fernwärmenetze ist möglich.

Ein zentrales Element vieler dieser Systeme ist der Pufferspeicher, manchmal auch Solarspeicher genannt. Er speichert die Wärme aus den verschiedenen Quellen und gibt sie je nach Bedarf an die Wohnräume ab. Diese Technologie ermöglicht eine flexible und schnelle Beheizung der Räume und macht das traditionelle Heizkörperkonzept im Passivhaus überflüssig.

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