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  • Leipzig engagiert sich
Mosaik Leipzig e. V.

Vielfalt als Chance begreifen

Der Mosaik Leipzig e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, das Vertrauen der Menschen zueinander zu stärken und Geflüchtete umfassend zu beraten © Mosaik Leipzig e.V.

Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, haben meist einen langen und traumatisierenden Weg hinter sich, wenn sie in Deutschland ankommen. Hier setzt der Mosaik Leipzig e. V. an. Die Verletzungen, die sie sich bei ihrer Anreise zugezogen haben, gehen weit über körperliche Leiden hinaus. Es sind oftmals Angstzustände, Depressionen und Panikattacken, unter denen Geflüchtete leiden und die es ihnen schwer machen, den Alltag zu bewältigen. Das Team des Mosaik Leipzig e. V. aus Psychologen, Sozialpädagogen und Dolmetschern arbeitet dort tagtäglich dafür, dass Menschen, die marginalisiert, also an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, nicht vom kulturellen und politischen Leben ausgeschlossen werden. In der Migrationsberatung bekommen sie Hilfestellung zu den Themen Bildung, Gesundheit und Diskriminierung.

Drastische Kürzungen geplant

Mosaik Leipzig e. V. leistet eine wichtige Arbeit, die 2021 sogar mit dem Sächsischen Integrationspreis ausgezeichnet wurde. Trotzdem ist das Fortbestehen des Vereins gefährdet, denn die Bundesregierung plant drastische Kürzungen im Bereich Flucht und Migration. Und das, obwohl die Zahl der Geflüchteten in Deutschland zuletzt stark angestiegen ist. 2022 kamen allein 2,1 Millionen Schutzsuchende. „Das erzeugt natürlich eine wahnsinnige Unsicherheit“, sagt Hanna-Sophie Ulrich, geschäftsführende Vorständin des Vereins.

Am drastischsten sei die Lage im Psychosozialen Zentrum. Dort werden Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung kostenlos dabei unterstützt, einen Umgang mit ihren traumatischen Erlebnissen zu finden. Durch psychotherapeutische Gespräche, die in ihrer Muttersprache angeboten werden, können sich Geflüchtete aufgefangen fühlen. Doch die Kürzungen bedrohen dieses Angebot. „Es sind Kürzungen von 60 Prozent im Gespräch, das wäre für uns eine Stelle, die gekürzt werden müsste. Das macht uns große Sorgen.“ Am meisten befürchtet Ulrich Therapieabbrüche. „Da wird dann gesagt: Ab Januar ist Schluss. Eine vertraute Person, die dir jetzt in den letzten Wochen beigestanden hat, deine Traumatisierung zu verarbeiten und darüber sprechen zu können, ist dann schlagartig weg“, erklärt Ulrich. Die geplanten Maßnahmen kann sie nicht verstehen. „Es ist völlig unangebracht, gerade an der Stelle im Bereich Flucht und Migration Einschränkungen vorzunehmen.“

Positiver Blick in die Zukunft

Dass der Verein trotz der prekären Finanzierung bereits seit zehn Jahren existiert, macht Hanna-Sophie Ulrich stolz. Besonders glücklich ist sie über das Team, „das hoch identifiziert  ist mit der Arbeit, Durchhaltevermögen zeigt und jeden Tag – und das ist wirklich eine sehr belastende Arbeit – mit den Geschichten der geflüchteten Personen arbeitet“. Für die Zukunft wünscht sich Ulrich, ihren Mitarbeitenden dauerhafte Perspektiven bieten zu können. Das wäre bei einer verstetigten, institutionalisierten Förderung gegeben.

Dafür müsse die Politik aber zunächst die Wichtigkeit der Vereinsarbeit verstehen. „Ich wünsche mir, dass die psychosoziale Versorgungsarbeit nicht als Extra, sondern als essenzieller Teil des Willkommen-Heißens und des Versorgens von Menschen, die Flucht erlebt haben, anerkannt wird. Da haben Menschen Schlimmes erlebt und natürlich müssen wir sie auffangen.“

Weitere Informationen zum Mosaik Leipzig e.V unter www.mosaik-leipzig.de

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