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  • Kunst
Neue Ausstellungen im Grassi Museum für Angewandte Kunst

Verführung in Blech

Blick in die Ausstellung im Grassi Museum für Angewandte Kunst © Andreas Schmidt/LTM

Das Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig öffnete am 9. April wieder seine Türen und zeigt bis zum 9. Mai 2021 in der neuen Sonderausstellung „Reklame! Verführung in Blech“ rund 300 Emailschilder aus der Privatsammlung der Leipziger Typografen Gert und Sonia Wunderlich. Sie bieten einen Überblick der Produktwerbung zwischen 1890 und den späten 1930er Jahren und spiegeln die Blütezeit dieser besonderen Art der Reklame wider. Der Bogen spannt sich vom einfachen informativen Türschild bis zu künstlerischen Großformaten, hinter denen häufig berühmte Künstler ihrer Zeit stehen. Bereichert wird die Ausstellung durch weitere Werbeartikel, Warenautomaten und zeitgenössische Bild- und Schriftdokumente.

Im Wettbewerb um Kunden waren schon immer Fantasie und Kreativität gefragt. Aber erst die explosionsartige Vermehrung der Waren durch die industrielle Revolution hat der Werbung - die damals noch Reklame hieß - zum großen Aufschwung verholfen. Ab 1900 ist eine massenhafte Produktion emaillierter Werbeschilder zu beobachten, die das rasante Wachstum der Warenwelt verdeutlichen. Egal ob Waschmittel, Autos, Nahrungsmittel oder exotische Kolonialwaren – jedes Themenspektrum ist mit einem passenden Blechschild abgedeckt. Witterungsbeständig und in leuchtenden Farben priesen sie die Erzeugnisse der Industrie an, insbesondere die neuen Markenwaren.

 

Der historische Teil der Ausstellung erhält durch eine Inszenierung in der Orangerie des Museums einen deutlichen Bezug zur Gegenwart. Die Werbeagentur „Orange Ad“ stellt ihre Arbeitsplätze und -prozesse vor. Den Museumsbesuchern eröffnet sich damit die Möglichkeit, heutigen Werbeprofis bei der Arbeit über die Schulter zu blicken – von der Idee bis zum Werbekonzept. 

Die zweite neue Ausstellung, welche bis zum 15. August 2021 ebenfalls im Grassi Museum für Angewandte Kunst besichtigt werden kann, trägt den Titel „Murano. Farbe Licht Feuer“. Sie zeigt rund 300 hochkarätige Werke aus einer der weltweit größten privaten Sammlungen von Murano-Glas, der Sammlung Lutz Holz. Im Techne Sphere Leipzig als weiterem Ausstellungsort werden zusätzlich ausgewählte Objekte, die auf Entwürfe von Architekten wie Carlo Scarpa zurückgehen, gezeigt.

Die Ausstellung im Museum präsentiert Stücke von Barovier und Yoichi - zwei der bedeutendsten Persönlichkeiten des Glasdesigns. In den Vitrinen der Art déco-Pfeilerhalle werden Material, Technik und Künstlerpersönlichkeiten - Glasbläsermeister wie Designer - vorgestellt. Material, Werkzeug, Entwürfe auf Papier und ein Film geben Einblicke in die faszinierende Entstehung dieser gläsernen Kunstwerke. 

Murano gilt als Inbegriff der italienischen Glasgestaltung par excellence. Ihre Tradition reicht zurück bis ins 14. Jahrhundert, als Venedig seine schon damals berühmte Glasherstellung auf die benachbarte Insel verlagert hatte. Nach einer wechselvollen Geschichte erlebt sie seit den 1920er Jahren des letzten Jahrhunderts eine erneute Blütezeit. In zahlreichen Werkstätten der Lagunenstadt entstanden und entstehen Werke mit höchstem künstlerischen Anspruch. Kostbares Glas in allen Facetten, vom filigranen Netzmuster bis hin zu massiven Gefäßobjekten mit geschliffenen Oberflächen, begeistert Sammler wie Liebhaber gleichermaßen. 

Weitere Informationen: www.grassimak.de

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