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Made in Leipzig

Über hundert Jahre Käsetradition

Es begann 1917 mit einem Molkereigeschäft. 1931 wurde der erste Sauermilchkäse produziert. Krieg, DDR-Zeit, Wende – Käse Lehmann gibt es noch immer. Heute mit den Geschwistern Beate und Erik Lehmann an der Spitze.

Die vierte Generation
Die vierte Generation Käse Lehmann: Die Geschwister Erik und Beate Lehmann © Pam Parche

Es ist die vierte Generation, die den Traditionsbetrieb führt. Die beiden haben sprichwörtlich Käse im Blut. Schon als Kinder waren sie oft in der Firma. „Gern bin ich mit dem Vater am Wochenende in die Käserei gefahren. Er hat geschaut, wie der Käse reift“, erzählt Erik Lehmann, Urenkel des Firmengründers Hermann.

Doch erst dessen Sohn Albert erwarb 1931 einen Gewerbeschein und begann mit der Herstellung von Sauermilchkäse. 1948 zog die Produktion in die Breitenfelder Straße, wo sie sich bis heute befindet.

„Der Blaue“ als Verkaufsschlager

1967 hatte die Firma vier Angestellte. Der Renner war die „Thüringer Stange“, in den 70er-Jahren dann umbenannt in „Der Blaue“. Dazu kam „Der Gelbe“. Pro Woche konnten bis zu 8 Tonnen Käse produziert werden, je nach Saison und Nachfrage.

Mit der Wende war bei Käse Lehmann Schluss mit der Produktion, stattdessen gab es einen Großhandel für Käse, Gemüse und Feinkostartikel. 1992 ging es langsam aufwärts, 1995 wurde die Käserei erweitert. Der Leipziger Käsesalat kam dazu, 2000 der sächsische Käsesalat. „Wir haben so lang getestet, bis er uns geschmeckt hat“, verrät Erik Lehmann schmunzelnd.

Die Käsesorten heißen manchmal ungewöhnlich: Weitsch mit einem graublauen Camembertschimmel hat seinen Namen von der gleichnamigen Familie und eine über hundertjährige Tradition. Der leicht geräucherte Gardekäse ist einer historischen Käsespezialität aus napoleonischer Zeit nachempfunden. Dazu gibt es Köhlerkäse, Topfkäse oder Sheepka.

Gekauft werden können sie in Läden in Mitteldeutschland. Der westdeutsche Markt funktioniere nicht, wissen die beiden Chefs. „Der Blaue ist sicherlich optisch kein Kracher, doch wer ihn probiert, sagt oft: ‚Das hätte ich nicht gedacht‘“, weiß Beate Lehmann.

Wir möchten weitere Jahre durchhalten und neue Ideen umsetzen. Erik Lehmann

Käserei mit Sorgen

Kunden sind jedes Mal von der Auswahl an der 12 Meter langen Theke im Käsehaus begeistert – 400 Käsesorten aus 10 Ländern. Von den Sorgen der beiden Lehmanns ahnen sie nichts.

Rohstoffe wie Sauermilchquark (Basis für den Sauermilchkäse) gibt es immer weniger. Dazu die steigenden Energiepreise. Und bei den Preisen für den Käse gibt’s auch Grenzen. In Leipzig gibt es nur noch die Käserei Lehmann. „Wir möchten weitere Jahre durchhalten und neue Ideen umsetzen“, sagt Beate Lehmann. Die fünfte Generation steht schon bereit.

Nachgefragt bei Erik Lehmann

Führt Käse Lehmann in vierter Generation

Wieso Leipzig?

Schuld haben mein Uropa und die Weltwirtschaftskrise. Er dachte, hier in Leipzig kann er noch was bewegen.

Immer nur Käse?

Bei meiner Schwester ja, sie ist seit über 30 Jahren Vegetarierin. Ich esse ab und zu auch mal Wurst oder ein gutes Stück Fleisch.

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