Ahoi: Guten Tag, Herr Staatsminister. Lieber Wolfram Günther. Seit deinem Amtsantritt bewegt sich ja richtig etwas im Bereich Umweltschutz. Schon ganz zu Beginn hast du ja auch das Gespräch mit protestierenden Bauern gesucht, bist zu ihnen hingegangen. Jetzt ist Leipzig als urbanes Zentrum nun nicht so das Landwirtschaftsmekka – aber wir haben mit dem Auwald ein europäisches Kulturgut zu bieten. Auch hier gibt es endlich eine Strategie zur Rettung, einen Maßnahmenplan für die nächsten Jahre. War es schwierig, alle Player an einen Tisch zu bekommen?
Ja, der Auwald ist ein ökologischer Schatz von europäischem Rang. Beim Thema Auwald sind viele Beteiligte einzubinden: Kommunen, zwei Landkreise, Flächeneigentümerinnen und -eigentümer und zivilgesellschaftliche Gruppen, Umwelt- und Naturschutzverbände etwa. Das geht natürlich einher mit unterschiedlichen Zielen und Vorstellungen. Gleichzeitig gibt es schon jetzt Projekte, Gremien und Strukturen, die sich der Entwicklung des Leipziger Auwalds widmen. Mit dem Thesenpapier zur Entwicklung des Auwalds haben wir nun ein fachstrategisches Konzept in der Hand, mit dem wir in einem partizipativen Prozess die unterschiedlichen Vorstellungen zusammenführen. Die große Zustimmung zum Papier stimmt mich hoffnungsvoll. Wir sitzen alle an einem Tisch, auch wenn mir klar ist, dass wir am Anfang eines langen Prozesses stehen.
Und mein Ministerium richtet gerade eine Koordinierungsstelle für die Auwald-Revitalisierung ein. Sie soll durch eine Arbeitsgruppe aus Gebietskennerinnen und -kennern des Landes, der Landkreise und der Städte Leipzig und Schkeuditz unterstützt werden. Auch haben wir gerade begonnen, ein Beteiligungskonzept zu erarbeiten. Mit all dem können wir die vielfältigen Aktivitäten in der Region koordinieren und unterstützen.
Ahoi: Thema ist ja auch dort die Wiedereinwässerung in Abständen, wozu das Luppe-Wehr ja verändert werden soll, wenn ich das richtig verstanden habe. Nun haben sich in den letzten Jahrzehnten im avisierten Flutungsgebiet Kleingartenanlagen angesiedelt. Wie soll mit den dortigen Pächtern, die ja jahrzehntelang auch für den ökologischen Aspekt der Stadtentwicklung wichtig waren, eigentlich umgegangen werden?
In Leipzig existieren an der Luppe mehrere Wehre und sogenannte Siele. Mit ihnen werden Wassermengen gesteuert und bewirtschaftet. Künftig sollen einige Anlagen auch dazu genutzt werden, um Wasser in den Leipziger Auwald einzuleiten. Wegen der Dürre und gesunkener Grundwasserstände in den letzten Jahren muss hier dringend gehandelt werden. Sonst drohen dem Auwald weitere erhebliche Schäden. Wenn wir aber wieder Wasser einleiten, können sich die auwaldtypischen Gehölze regenerieren. Das hilft, dieses hochbedeutsame Gebiet zu erhalten.
Um welche Anlagen es geht, welche Flächen betroffen sein können, all das wird konkret ermittelt und geplant. Es wird darauf geachtet, dass möglichst wenige privat oder wirtschaftlich genutzte Flächen betroffen sind. Dazu gehört auch, dass die Kleingärten möglichst wenig berührt sind. Wir brauchen ja breit akzeptierte Lösungen. Daran arbeiten Stadt und Land gemeinsam.
Vor allem ist mir wichtig, dass gut und transparent kommuniziert wird.Staatsminister Wolfram Günther