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André Schirmer und Marika Schmutzer

Renaissance der Handschrift

Die Leipziger Designer Marika Schmutzer und André Schirmer arbeiten gern ohne Computer und Bildschirm – und setzen Aufträge mit Stift oder Pinsel um. So entstehen handgemalte Schriften und Bilder, die perfekt in den Retro-Trend passen.

André Schirmer und Marika Schmutzer
André Schirmer und Marika Schmutzer von „Arbeiterkind Artwork“ setzen bei ihrer Arbeit auf Kreide und Stift © Sylvio Hoffmann

Im Digitalzeitalter wurde die Handschrift bereits zum Auslaufmodell erklärt. Doch sie feiert eine Renaissance. Kalligrafie-Workshops werden gebucht. Feuilletons berichten. Was ist dran am Trend?

André Schirmer holt erst mal drei Äpfel und legt sie zwischen Skizzenbuch und Kaffeetasse. Ein Apfel ist rund und glatt, die anderen offenbaren ein paar Dellen und weniger Oberflächenglanz. „Sie sehen nicht so genormt aus“, sagt der Designer. „Man hat gleich das Gefühl, dass sie natürlicher und gesünder sind.“

Designer mit Kreide, Pinsel und Bockleiter

André Schirmer arbeitet mit Marika Schmutzer unter dem Label „Arbeiterkind Artwork“ überwiegend für die Food-, Gastro- oder Veranstaltungsbranche. Dabei tauschen sie gern Computer mit Stift, Kreide oder Pinsel. Und manchmal muss die Bockleiter mit, um direkt beim Auftraggeber handgemachte Gastrotafeln, Schaufensterbeschriftungen und mitunter beeindruckende Wandbilder wie jüngst für ein American Diner im 50er-Jahre-Look entstehen zu lassen.

Natürlich lässt sich Vintage-Stil auch digital erzeugen und zum Beispiel mit Plotterfolie anbringen. Wobei reichlich Plastikmüll entsteht, der mit dem Geist des Urtümlichen wenig zu tun hat. Und vor allem: Beim Handlettering gerät nicht jedes Detail exakt gleich oder es schleicht sich etwas Versatz in die Zeile. „Man sieht, dass es handgemacht ist, dadurch wird es lebendiger“, sagt André. „Der Schriftzug bekommt mehr Charakter“, ergänzt Marika.

Retro-Look vermittelt Geborgenheit

Womit man wieder bei den Äpfeln und ihren Unregelmäßigkeiten ist. Bio-Nahrungsmittel, Gesundheitsbewusstsein, Achtsamkeit – in diese Trends sieht André auch handgemachtes Design eingebettet.

„Das ist vielleicht durch Corona noch mal verstärkt worden: Die Menschen wollen Geborgenheit und Sicherheit und das finden sie auch im Retro-Look.“

Marika sagt: „Es geht auch darum, der Schnelligkeit der heutigen Zeit etwas entgegenzusetzen.“ Wenn sie irgendwo in der Stadt wieder ein Schaufenster beschriften, gibt es regelmäßig Feedback – manchmal mit der Frage nach Workshops. Auch die wollen sie bald anbieten: „Die Nachfrage ist da.“

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