Gerade waren auf dem Titel des Musikmagazins für den angesagten Punkrock- und Postpunkgoth-Enthusiasten, dem Plastic-Bomb, vier junge Menschen aus Leipzig zu finden. In groß und übers ganze Blatt verteilt. Grund war ihr drittes Album „Waiting for Life“, und dieses schoss gerade auch in die Herzen und Ohren des geneigten Fachpublikums. Selbst Ahoi-Redakteur Volly Tanner durfte daran teilhaben und jubilierte. Das Quartett, welches sein Herz höherschlagen ließ, heißt Dividing Lines und Eric Welker spielt da mittenmang. Tanner sprach ihn an:
Ahoi: Guten Tag, Eric. Mit den Dividing Lines bist Du im zehnten Jahr, was hält Euch zusammen?
Eric Welker: Marie und ich sind die letzten zwei von anfänglich fünf Gründungsmenschen bei den Dividing Lines. In den letzten Jahren ist sehr viel passiert innerhalb der Band. Unser drittes Album ist gerade erschienen und wir haben mittlerweile um die 140 Konzerte auf dem Buckel, all das schweißt natürlich zusammen. Ich finde übrigens, dass wir gerade das stärkste Line-up seit Gründung der Band auf die Bühne stellen. Mit Chris und Benni haben wir zwei Menschen gefunden, die die Liebe zur Musik mit uns teilen, alles greift perfekt ineinander. Auch außerhalb der Band sehen wir uns häufiger, besuchen Konzerte oder hängen einfach miteinander herum. Wir sind Freunde und nicht nur eine „Band“.
Ahoi: Für jede Kunstform braucht es einen Grund. Warum machst Du gerade diese Musik?
Eric Welker: Ich stand schon in meinen früheren Tagen mega auf diese Art von Musik. Ich besuchte schon damals die legendäre Gothic Pogo Party, die damals in der frühen Phase noch in der Tango–Fabrik in Leipzig stattfand. Ich wohnte zu jener Zeit noch in Riesa und fuhr mit dem Zug zur Party, machte die Nacht durch und stieg wieder in den Zug zurück. Mich hat der Mix aus Punk und Gothic schon immer fasziniert. Gothpunk oder Deathrock, Gruftipunk whatever. Dazu kam noch, dass sich dieser Mix auch in Klamotten und in Auftreten widerspiegelte und ich das extrem cool fand.
Die Leute setzten hier einfach noch einen drauf und sahen unfassbar krass, extrem und schön aus. Na ja, und so kam das dann, dass wir uns eher dem dunkleren Punk Sound und den eher melancholischen Lyrics widmeten. Geplant war das aber ganz sicher nicht, es ist einfach passiert.
Ahoi: Wie entstehen Eure Lieder? Wer ist der Kopf? Oder geschieht alles ganz basisdemokratisch in Abstimmung?
Eric Welker: Es gibt keinen „Kopf“ in unserer Band. Alle bringen sich in unser Songwriting ein. Benni oder ich bringen ein Riff mit in den Proberaum, Marie denkt sich eine Melodie dazu aus und dann wird daran geschraubt, bis es uns passt. Oder Chris bringt eine Synthiemelodie mit, auf der wir dann aufbauen. Manchmal entsteht ein Song auch einfach beim Jammen. Das ist unterschiedlich. Die Texte stammen meist von Marie oder mir, aber auch Benni kommt schon mal mit einem Text um die Ecke und selbst unser langjähriger Tourbegleiter Daniel von der eben erwähnten Gothic Pogo Party schwingt mal die Feder bei unseren Lyrics. Es passiert also alles in Abstimmung, denn jeder soll am Ende auch zufrieden sein.
Ahoi: Was ist eigentlich mit BAD TASTE PARANOIA, Deiner andren Band? Die mag ich ja sehr, auch weil Jeans Halbauer hier mitspielt.
Eric Welker: Nachdem unser Album „Alter Ego“ ziemlich gute Kritiken kassierte und die Scheibe anscheinend wirklich gut ankam, machte ich mich sofort ans Werk, neue Songs zu schreiben. Eigentlich ist genug Material für einen zweiten Longplayer vorhanden, doch fehlt uns bei BTP einfach die Zeit. Vielleicht finden wir im Herbst mal ein paar Termine und widmen uns neuem Material. Eigentlich wollten wir BTP auch als Live-Kapelle an den Start schicken, doch auch hier fehlt die Zeit alles zu proben und zu arrangieren. Wir sind alle mit unseren anderen Projekten und Bands mehr als ausgelastet. Das macht es nicht einfach, doch hoffe ich, dass es bald wieder losgeht.
Ahoi: Welches Ziel hast Du mit den Dividing Lines?
Eric Welker: Ein richtiges Ziel verfolge ich nicht. Ich bin aber froh, wenn wir weiter fleißig Konzerte und weiter unsere Touren fahren können, wir uns weiterhin gut verstehen, musikalisch und menschlich. Natürlich hoffe ich, dass unser kreativer Prozess nicht ins Stocken gerät und wir weiter gute Songs schreiben, die ein weiteres Album hervorbringen könnten.
Ahoi: Danke, Eric. Für Deine Zeit und die wirklich fantastische Musik. Und beste Grüße an Marie, die ich vor einigen Wochen in der Straßenbahn traf.