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  • Interviews
Autonomie und Lebendigkeit

Gespräch mit der Wegweiserin und Coach Manja Kendler

Manja Kendler weist Wege heraus aus dem Hamsterrad © Manja Kendler privat

Die Raserei im System sorgt dafür, dass der darin Gefangene ebenfalls rast. Bis er ausrastet oder erkrankt oder nicht mehr kann. Hier gibt es aber Möglichkeiten. Eine, die diese Möglichkeiten für interessierte Menschen offenstellt, ist Manja Kendler. Ahoi-Redakteur Volly Tanner sprach mit ihr:

Ahoi: Guten Tag, Manja Kendler. Du bist zertifiziert im Embodiment Coaching, als Embodiment Facilitator sowie Embodied Toolkit Coach. Jetzt bin ich der, der auf dem Schlauch steht. Was ist das denn überhaupt alles und wer zertifizierte Dich?

Manja Kendler: Guten Tag, ich bin Embodiment Facilitator und helfe Menschen, sich mit ihrem Körper, ihrem Geist und ihrer Seele zu verbinden. Ich zeige ihnen, wie sie Embodiment-Techniken im Alltag anwenden können, um ihre Work Life Balance, ihre Resilienz und ihren Stressabbau zu verbessern. Als Coach verwende ich verschiedene Methoden, um Menschen auf ihrem persönlichen und beruflichen Weg zu unterstützen und ihnen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen. Das Embodied Toolkit basiert auf der Tradition und Weisheit archetypischer Haltungen, die universell wirksam sind. Damit kann man Qualitäten wie Autorität überprüfen oder fördern. Autorität ist zum Beispiel in Deutschland sehr wichtig, das merkt man schnell im internationalen Vergleich. Aber es gibt verschiedene Arten von Autorität, je nachdem, ob man ein Firmenchef, eine Lehrerin, ein Künstler oder eine Mutter ist. Ich habe bei Mister Embodiment Mark Walsh aus England und seinem internationalen Team von Embodiment Unlimited gelernt. Das ist eine vom ICF (Internationaler Coaching Verband) anerkannte Ausbildungseinrichtung, die mit vielen Partnern zusammenarbeitet, wie Ken Wilbers, Bessel van der Kolk, Peter Levine, Gabor Maté, John Kabbat Zinn, Deb Dana, Raja Selvam und Paul Linden. Die Liste der Lehrer ist lang und vielfältig, genau wie Embodiment.

Ahoi: Aha! Auf Deiner Homepage las ich den Satz: Die Gefahr, durch sein Leben wie ein Gehirntaxi zu laufen, ist groß. Was meinst Du damit?

Manja Kendler: Ich bin der Meinung, dass viele Menschen heutzutage zu viel in ihrem Kopf leben und zu wenig in ihrem Körper. Sie verlieren den Kontakt zu ihren eigenen Empfindungen und Bedürfnissen, weil sie ständig von äußeren Reizen und Informationen abgelenkt sind. Sie wollen die Welt mit ihrem Verstand erfassen, aber vergessen dabei, dass sie auch ein Körper sind, der ihnen viel zu sagen hat. „Braintaxis“ nennt es Mark Walsh.
Sie führen ihr Gehirn spazieren. Es ist wichtig, sich immer wieder zu spüren und zu fragen: Was fühle ich gerade? Was brauche ich jetzt? Wie kann ich mich besser ausdrücken? Das ist die Essenz von Embodiment: Sich selbst im Körper zu Hause fühlen und ihn als Quelle von Weisheit und Inspiration zu nutzen. Ein Kollege von mir, Jamie Catto (Faithless), hat das mal so ausgedrückt: „Wir wollen dich in deinen Körper bringen und dir sagen: Jetzt riech mal die Sch…!“. Das ist vielleicht etwas drastisch formuliert, aber es trifft den Kern. Die Geschichten, die wir uns in Gedanken und Gefühlen erzählen, sind die wirklich wahr? Und wie wirken sie sich auf unseren Körper und den Alltag aus? Viele Menschen haben Angst, sich selbst zu begegnen und vermeiden deshalb den Kontakt zu sich selbst und zu anderen. Aber wenn sie es wagen, entdecken sie oft, dass in ihnen die Antworten und Lösungen liegen, die sie suchen.

Ahoi: Und was kann man da tun? Wie kannst Du helfen? Und wie kann man sich selbst helfen?

Manja Kendler: Durchatmen ist ein Anfang. Ich bin fasziniert von der Sprache unseres Körpers und wie sie uns beeinflusst. Ich möchte Menschen dabei unterstützen, sich selbst besser zu verstehen, zu zentrieren und zu erden. Was es dafür braucht? Neugier und Übung! Ich glaube, dass Embodiment eine Kraft ist, die uns Autonomie und Lebendigkeit verleiht. Es ist, als hätten wir ein Instrument, das wir nutzen können, um unsere Welt zu gestalten. Aber wir müssen es auch üben, um es zu beherrschen und individuelle Praxis finden.  Ich bin ein erfahrener Wegweiser und Coach, der mit verschiedenen Werkzeugen arbeitet, um außergewöhnliche Ergebnisse zu erzielen.

Ahoi: Wie muss ich mir solch ein Coaching bei Dir ganz konkret vorstellen? Liege ich auf der Couch und Du sitzt in einem Ohrensessel oder filze ich Püppchen? Erzähl doch mal bitte …

Manja Kendler: Interessante Vorstellung, bevor ich ein Coaching beginne, führe ich ein Videogespräch, um das Anliegen, das Ziel und die Persönlichkeit der Klienten kennenzulernen. Ich biete Online-Coaching und Coaching im Freien in Leipzig an. Jedes Coaching ist individuell gestaltet und passt sich dem Tempo und den Bedürfnissen der Klienten an. Ich verwende verschiedene Methoden, um unsichtbare Barrieren sichtbar zu machen und Bewegung zu erzeugen. Die Klienten entscheiden selbst, wie weit sie gehen wollen und bekommen auch Hausaufgaben von mir. Eine Frage, die ich stellen könnte, auf den Anfang dieser Unterhaltung bezogen, wäre: Was machst Du beim „Auf-dem-Schlauch-Stehen“ in Deinem Körper? Ist es vertraut? Bequem? Wo braucht es mehr davon? Wo weniger? Eine Session kann manchmal nur 15 Minuten dauern, wenn sich viel zeigt.

Wer noch unsicher ist, welche Ziele er verfolgt oder wofür er Coaching braucht, kann sich gerne bei mir melden. Ich habe verschiedene Möglichkeiten, dies herauszufinden.

Ahoi: Schon im Rahmen der Corona-Pandemie erlebten wir eine Neudefinition des Begriffs Wissenschaft. Es ging nicht mehr darum, neues Wissen zu schaffen, indem man nach neuen Wahrheiten sucht, sondern darum, in den Diensten der Staatsräson Wahrheiten zu postulieren, die dann absolutistisch zur Ausgrenzung anderer Menschen genutzt wurden. Auf welche Studien beziehst Du Dich, wenn Du Körper und Geist als Gemeinsames verstehst?

Manja Kendler: Theorie und Praxis. Die Kognitionswissenschaft ist der Ausgangspunkt, George Lakoff wäre hier nur einer der vielen Köpfe, die dazu forschen und gern würde ich auch tiefer auf einzelne Studien eingehen, doch derzeit kommen aus fast allen Feldern Interessebekundungen, mehr über Embodiment zu verstehen und herauszufinden. Neurologie, allgemeine Medizin, Biologie, Traumaforschung, Psychologie und Sozialwissenschaften. Es treffen Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften zusammen die interdisziplinär forschen. Der Rest ist laufendes Selbststudium und Praxis sowie Austausch mit Kollegen. Für mich gab es immer einen gewissen kognitiven Erschöpfungszustand gerade bei schweren Themen, da war Embodiment ein Schlüssel, der mich hat Staunen lassen und das hält nun schon Jahre an. Es ist tatsächlich wie eine neue Sprache, die man entdeckt, zu verstehen und auch zu sprechen, wie es niemand anderes für einen tun kann. Gerade in den letzten Jahren zeigt sich, wie wichtig der gute Draht zu sich selbst ist, wo Zentrierung und Erdung und ein Bewusstsein, was Entscheidungen treffen kann, fehlt. Wer nach einer Work-Life Balance und Erfüllung strebt wird nicht selten weiter weg von sich getrieben. Wer bereit ist seine eigenen Führungsqualitäten zu nutzen, kommt um ein Embodiment jener nicht drum herum. Die Frage ist: wie bewusst bin ich, wir, die anderen und diese Sache an sich dabei? Im Überlebensmodus ohne Orientierung und Sicherheitsgefühl, neigt Mensch dazu, zum Gehirntaxi ohne Räder und Lenkrad zu werden, manchmal mit Vollgas. Unglück vermeiden ist dann die automatische Haltung und dann ist unser Gehirn und autonomes Nervensystem so richtig offen für einseitige Wissenschaftsmeinung und Panikfakten. Genau das ist passiert, mit Wissenschaft, die sich durch das Hinterfragen der Fakten und Wahrheiten auszeichnet, hatte das nichts mehr zu tun. Die Fakten durften nicht hinterfragt werden, hieß es. Da knotet sich bei mir Hals und Bauch zusammen, dies fühlte sich wenig stimmig an.

Ahoi: Als Kind warst Du der kleine Ullihase im Kinderballett, später eine wirklich erfolgreiche Künstlerin. Wie kam es, dass Du Dich in Richtung Coaching bewegtest?

Manja Kendler: Der erwachsene Angsthase, der durch Herzkraft seinen Mut findet und den Ullihasen vor dem Fuchs rettet, diese Geschichte von Elizabeth Shaw hat mich nie losgelassen. Diese Geschichte hat mir Mut gemacht und mich für das soziale Miteinander und die Beweggründe der Menschen sensibilisiert. Ich habe eine Stärke darin, Potenziale zu fördern und unsichtbare Barrieren sichtbar zu machen, sowie Menschen in ihren sensiblen Verwandlungsprozessen, wie von der Raupe zum Schmetterling, zu begleiten. Das lebe und erfahre ich nun schon eine Zeit lang in meiner Arbeit im Schutzgarten. Ich möchte Menschen dabei helfen, ihren Weg zu gehen, denn das ist ein häufiger Wunsch, der jedoch gute Wegweiser und Lehrer braucht.

Ahoi: Und was ist „Der Schutzgarten“?

Manja Kendler: Die Seele und der Geist brauchen einen Ort, an dem sie sich erholen und wachsen können. Mein Ratgeber „Der Schutzgarten, für Menschen und nach narzisstischer Gesellschaft“ zeigt, wie man diesen Ort in sich selbst schafft. Er ist seit 7 Jahren online und hat über 3 Millionen Aufrufe. Viele Menschen haben durch das Schutzgärtnern mehr Selbstwert, Selbstachtung und Selbstliebe entwickelt. Sie haben gelernt, Grenzen zu setzen, sich zu öffnen, aufzublühen und zu verstehen. Sie haben gesunde Beziehungen zu sich selbst und anderen aufgebaut und wissen, wie sie pathologisch gefährliche Bindungen und Muster, die Gehirntaxis, die hupend im Kreis oder an die Wand fahren, erkennen und vermeiden.

Ahoi: Wie können sich Interessierte oder Betroffene an Dich wenden?

Manja Kendler: Ich bin über meine Website manjakendler.de erreichbar, wo ich meine Expertise für Schutz und Hilfe bei häuslicher Gewalt, narzisstischen Missbrauch und Trauma sowie in HSP-Fragen anbiete. Dort finden sich auch meine Embodiment Angebote: Erfahrung und Coaching und der persönliche E-Mail-Kontakt für ein erstes Kennenlernen.

Ahoi: Danke für Deine Zeit und Dein Engagement, liebe Manja.

Manja Kendler: Ich danke, es ist mir eine Freude mich über diese Themen auszutauschen. 

Manja Kendler
Autorin, Mentorin, Coaching und psychologische Beratung


zertifizierter Embodiment Facilitator und Coach sowie Embodied Toolkit ETK – früher EYP Coach
meincoaching@manjakendler.de

zertifizierte Fachberaterin für Trauma sowie Schutz und Hilfe bei häuslicher Gewalt beratung@manjakendler.de

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