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  • Interviews
Wir müssen nicht wieder in der Höhle leben

Gespräch mit der Umweltheldin Rebekka Polster

Mit dem Lifestyle der westlichen Welt zerstören wir den Planeten. Doch dieser Lifestyle ist nicht in Stein gehauen, er ist wandelbar und in seinen Auswüchsen selbst für in der westlichen „Wertegemeinschaft“ lebende Menschen nicht gesund. Sich da selber am Schopfe aus dem Sumpfe zu ziehen ist möglich und kann sogar dazu beitragen, dass unsere Kinder und Kindeskinder noch würdig leben können. Rebekka Polster ist die Umweltheldin und macht in dieser Rolle Radio, und CleanUps und und und … Ahoi-Redakteur Volly Tanner schrieb und sprach mit ihr:

Die Umweltheldin kämpft in jeder Lage © Rebekka Polster/ Umweltheldin privat

Ahoi: Guten Tag Umweltheldin, liebe Rebekka. Du hast bei SecondRadio eine Podcastserie, in der du Umweltthemen bearbeitest. Wie läuft das denn ab?

Rebekka Polster: Ahoi Volly, vielen Dank, dass ich bei deiner Interviewreihe dabei sein darf.

Genau, ich habe das SecondRadio-Format mit einer Rubrik erweitert, denn ich finde, dass ist ein wichtiges und sowieso heutzutage noch wichtigeres Thema. Es gibt einfach noch so viel Unwissenheit und Unklarheit sowie Falschwissen über die Themen wie Klimawandel und Plastikmüllverschmutzung. Ich möchte in der Sendung für mehr Klarheit sorgen und im besten Fall Menschen zum Umdenken inspirieren und motivieren. In jeder Sendung habe ich ein Oberthema, das ich in einzelne Blöcke aufteile. Ich recherchiere in verlässlichen Quellen zu diesen Themen, wenn ich meine Sendung ausarbeite. Es gibt Fakten, Interviews, Tipps und eigene Stories mit eigenen Erfahrungen. Ich bin dabei zwar ernst im Inhalt aber locker und lustig in der Vermittlung. Zwischen den Blöcken gibt es immer von mir ausgewählte Musik aus allen Genres zum Durchatmen, die im Inhalt meist zu den Beiträgen passen.

 

Ahoi: Und wann ist deine Sendung immer?

Rebekka Polster: Bisher war die Sendung unregelmäßig alle 1-2 Monate, seit diesem Jahr findet sie nun regelmäßig 1x im Monat statt und geht immer eine Stunde. Die nächste ist am Mittwoch, dem 23.02., 17 Uhr. Der letzte Mittwoch im Monat wird danach beibehalten. Wann die nächste Sendung ist und welches Thema, steht auch immer im Programm auf  www.SecondRadio.de  und auf meiner Website unter Podcast.

 

Ahoi: Dich gibt es ja nicht nur als Audiofrau, sondern auch aktiv im wahren und realen Leben. Wo engagierst Du Dich denn in der Realität und wie machst Du das?

Rebekka Polster: Ich bin ehrenamtlich in einer Meeresschutz-Organistaion aus Hamburg tätig. Wir haben bis jetzt z.B. DIY (do-it-yourself) Workshops gegeben und mit waren präsent mit Aufklärungs-Ständen auf Stadtfesten und Flohmärkten. Haben CleanUps und Events organisiert und ein Aufklärungsprojekt für Schulen in Asien auf die Beine gestellt. Zudem habe ich auf meiner Arbeit in der Gastronomie versucht nachhaltigere Lösungen zu finden und umzusetzen, wie z.B. Müll zu reduzieren im Büro und bei Events und Klassiker wie Plastikstrohhalme und Becher verbannen. (Da stieß ich nicht selten auf Gegenwehr, aber ich gab nie auf!) Und ich habe eine Instagram Seite zu meiner Sendung entworfen, in der ich mit Fakten oder lustigen Reels ebenfalls aufkläre und Tipps gebe. Und natürlich das Projekt - ich selber, man hat nie ausgelernt und ich versuche stets meine eigenen Handlungen in Bezug auf Klima- und Umweltschutz zu optimieren. Natürlich kann ich es auch nicht ertragen Müll in der Umwelt liegen zu sehen, daher enden bei mir die meisten Wanderungen und Ausflüge in Müllsammelaktionen. Zudem organisiere ich ca 3 x im Jahr öffentliche Cleanups in Markkleeberg. Die werden dann auch immer über SecondRadio angekündigt und auf den Sozialen Medien gepostet. Der größte war bisher zusammen mit der Stadt Markkleeberg letztes Jahr zum WorldCleanUpDay 2021 mit ca. 80 Teilnehmenden.

 

Ahoi: Du lebst ja eigentlich gar nicht hier, wenn ich richtig informiert bin. Weshalb bist du denn dann bei Angelika Pörsch und ihren Sender aus Markkleeberg gelandet?

Rebekka Polster: Vor cirka drei Monaten bin ich der anderen Liebe (neben der Natur) wegen aus Hamburg, wo ich über 18 Jahre lebte, nach Vechta/ Niedersachsen gezogen und werde nun hier mein Un(verpackt)wesen treiben. (lacht

Ich bin in Leipzig geboren und in Markkleeberg aufgewachsen. Angelika ist meine Mum. Sie betreibt das Radio ja schon sehr lange, doch hatte ich damit lange nix am Hut und war in meinem eigenen Trott. Als der erste Corona-Lockdown kam, fragte sie mich für ihre Sonntagssendung, ob ich nicht auch mal was auf der Zunge hätte, was ich loswerden will und den Menschen da draußen sagen möchte. Das war der Schlüsselmoment! Denn ich hatte so viel zu sagen. So fing es mit kurzen Statements an. Später Co-moderierte ich die Liebessendung mit, die Dienstag Abends lief (und gerade pausiert) und zum World Clean Up Day 2020 traute ich mich endlich und startete meine erste eigene Sendung und  die Umweltheldin war geboren.

 

Ahoi: Die Umwelt – und damit langfristig auch unsere Lebensbedingungen zu schützen – das ist ja eigentlich für die Einzelperson gar nicht so schwierig. Kannst Du uns mal bitte 10 Tipps geben, selber Umweltheld zu werden?

Rebekka Polster: Gern, denn jeder Mensch kann ein Umweltheld, eine Umweltheldin werden und etwas bewirken. Das ist meine Message, und dafür soll der fiktive Charakter „die Umweltheldin” auch stehen. Der Konsument bestimmt den Mark und kann ihn verändern. Es bedarf meist nur eines kleinen Umdenkens, man muss nicht wieder in einer Höhle leben, (… wie ich oft zu hören bekomme, wenn man jemanden damit konfrontiert,dass man nachhaltiger Leben soll) Im Gegenteil, nachhaltiger in Bezug auf Umwelt- und Klimaschutz bedeutet technologischer Fortschritt und Innovation. Was kann man aber schnell umsetzten?

  1. (Plastik-)Müll reduzieren und vermeiden (z.B. bei Obst und Gemüse, oder Einweg-Plastik wie Becher und ToGo-Verpackungen)
  2. Reparieren und Gebraucht- anstelle Neukauf
  3. Zu Ökostrom wechseln. (Oder sogar ein eigenes Solardach installieren?) Und noch einfacher, den Lichtschalter öfter ausmachen
  4. Bio und Regionale Produkte und Lebensmittel bevorzugen
  5. Keinen Müll in die Umwelt werfen! Auch keine Kippen, die Filter sind aus Kunststoff und gehören in den Restmüll.
  6. Müll richtig trennen und recyceln
  7. Mehr Kalorien verbrennen, anstelle Benzin?
  8. Umweltschutzprojekte und Organisationen mit Spenden unterstützen
  9. An Müllsammel Aktionen (CleanUps) im eigenen Viertel teilnehmen

  Weitersagen – sich mit Bekannten darüber austauschen, oder auch mal in den Sozialen Medien einen interessanten Post oder Bericht teilen. Aufklärung, ist das A. und O.

 

Ahoi:Nun ist der hiesige Mensch bekanntermaßen ein Gewohnheitstier. Wie kann man den Gewohnheitskreisel durchbrechen? Und wie war das bei dir selber?

Rebekka Polster: Oh ja, das ist er. Aber genau da liegt auch die Hoffnung und die Chance. Denn eine Umstellung ist nachhaltig. Hat man sich erst einmal an den „Neuen Lebensstil“ gewöhnt, dann lebt man ihn nicht nur aus Überzeugung, sondern irgendwann auch aus Gewohnheit und Routine weiter. Doch wie bei vielem, der Anfang muss getan werden und dieser ist nicht immer leicht. Auch ich war früher kein Beispiel, habe Müll auf die Straße geworfen und sogar PET-Pfandflaschen in den Restmüll! Bei mir fing das über das Bewusstsein an. Am meisten bin ich auf einer Reise nach Sri Lanka aufgewacht, ich sah, dass es nicht nur das eine Bild im Fernsehen von einem Strand mit Müll ist, sondern dass es überall so aussieht! Und dann sah ich die Anfänge auch hier und das, obwohl wir ein gutes Recyclingsystem haben. Je mehr ich selber aufgeklärt wurde durch verschiedene Medien und allmählich verstand, dass das was ich tue falsch ist und die Zerstörung des Planeten fördert, wollte ich nicht mehr daran teilhaben! Wie sang Michale Jackson so schön: If you wanne make the world a better place, take a look at yourself and then make a change“. Doch, wenn man sich z.B. noch gar nicht vorher mit einem umweltbewussten Lebensstil beschäftigt hat, aber anfangen will -  Regel1: Step by Step. Man sollte sich am Anfang auf jeden Fall nicht überfordern, das kann schnell einen, wie ich es nenne „Eco-Burnout“ auslösen. Man fängt z.B. erst einmal mit einer Sache an. z.B. sein Obst und Gemüse lose zu kaufen. Hat man das routiniert, kann man seine Dinge im Bad z.B. mit nachhaltigeren Produkten ersetzen (wenn die alten leer sind natürlich); Regel 2: Spaß dabei haben! Man kann auch mal mit seine Kindern experimentieren und leckere vegane Essen zusammen kochen oder Deo´s, Seifen und Waschmittel selber machen. Regel 3: Bewegung. Kurze Wege auch mal zu Fuß erledigen oder mit dem Rad, das ist nicht nur gut für die Natur, sondern auch für einen selbst und erhöht das Umweltbewusstsein. Und man sollte unbedingt mal an einem CleanUp teilnehmen, danach wisst ihr warum. Und die wichtigste Regel: Man darf sich auch mal was gönnen. Es geht halt nicht immer, alles umzusetzen, ich bin auch nicht perfekt. Aber ich kann schon viel tun. Es gibt auch sehr viele Bücher und Blogs, die da Hilfestellung leisten.

 

Ahoi: Gibt es schon Projekte für 2022? Und wenn ja, welche?

Rebekka Polster: Momentan sitze ich an einem Bildungsprojekt für Schulen, welches ich noch in Zusammenarbeit mit der Meeresschutz Organisation SAMEoceans entwerfe. Es ist eine Art Methodenmappe, um Schüler*innen den richtigen Umgang mit Plastik beizubringen und sie über die globalen Probleme in Bezug auf Umweltverschmutzung und die gesundheitliche Aspekte aufzuklären. Nach dem Erstellen sollen damit auch Workshops an Schulen stattfinden. Zudem möchte ich natürlich auch wieder CleanUps in Markkleeberg und nun auch in Vechta veranstalten. Außerdem werde ich bald Online-Webinare für den Alltagsmenschen zu verschiedenen Themen anbieten, in denen ich ähnlich wie in meinem Podcast, knackig aufkläre und zudem beratend und unterstützend tätig sein kann. Mögliche Webinare könnten z.B. sein: Wie starte ich in den Zerowaste Lifestyle, warum betrifft mich auch der Klimawandel und gibt es ihn wirklich oder warum sollte ich mich vegan ernähren?

 

Ahoi: Und was machst du noch so? Mit Umweltheldin-Sein bekommt man ja nun doch nicht den Kühlschrank voll – und die Heizkosten werden ja auch immer höher ….

Rebakka Polster: Ja, das stimmt leider, in den meisten Fällen verdient man damit nur schwer Geld. Ehrenamt-Jobs in diesem Bereich gibt es jedoch wie Sand am Meer. Der Weg ,davon leben zu können, mit den Dingen wie ich sie gerade tue, ist ein harter und langer Weg und ohne Spenden und Förderungen kaum möglich. Wie ich vorhin erwähnt habe, bin ich ja noch fast frisch umgezogen und nutze das ebenfalls für einen beruflichen Neustart. Ich habe in Hamburg über 15 Jahre in der Gastronomie gearbeitet und war 10 Jahre davon Betriebsleiterin eines großen Irish Pub mit Clubs. Ich habe dadurch viele verschiedenen Fähigkeiten erworben, die ich nun mit einer Weiterbildung von fachlichem Umwelt-Wissen ergänzen will, um mich hauptsächlich dem Umwelt- und Klimaschutz zu wenden kann. Denn es gibt sie doch, die Welt-Retter-Jobs, mit denen man sein Bio-Gemüse bezahlen kann. Im Grunde sind sie überall, denn man kann in jeder Branche etwas für die Umwelt tun, es fängt beim Produzieren von Produkten an, über die Lebensmittelbranche, vorbei an der Mobilität, bis zur Energie. Da ich ein sehr vielseitig interessierter Mensch bin, macht es mir das gerade nicht einfach, die passende Richtung für den Neu-Start zu wählen. Ich stecke also gerade in einer Recherche der Neufindung. Auf jeden Fall werde ich zuerst einmal „Umschulen”, denn ohne detailliertes fachliches Wissen und qualifizierten Stempel auf einem Blatt sind die meisten Job-Türen für diese Branche geschlossen. Selbständigsein wäre aber auch irgendwann eine Option. Meine Träume sind groß und meine Vision ist es, eines Tages eine eigene Umweltschutzorganisation aufzubauen, in der ich auch als Beraterin und kreative Projektmanagerin für verschiedene Unternehmen tätig sein kann, um für sie nachhaltigere Lösungen zu finden und u.a. auch in anderen Ländern verschiedene CleanUp- und Recycling-Projekte aufbauen oder unterstützen kann. Aber auch in Deutschland ist viel zu tun, daher Schritt für Schritt. Wer mich auf dem Weg dahin verfolgen möchte schaut gern auf meiner Instagram-Seite @umweltheldinnen vorbei und kann sich auf meiner Website www.umweltheldin.de unter Suport Hero informieren, wie man mich noch unterstützen kann.

 

Ahoi: Danke, liebe Rebekka – für dein Engagement. Du machst das ja auch für meine Kinder, meine Frau und mich.

Rebekka Polster: Ich danke dir ebenfalls, lieber Volly, und dass ich hier die Möglichkeit bekommen habe nicht nur etwas über mich, sondern vor allem über meine Herzensthemen berichten zu können. Vielleicht konnte ich ja sogar ein oder zwei Leser*innen inspirieren. Denn genau, Umweltheld*innen tun dies nicht nur für sich, sondern aus Solidarität für das Allgemeinwohl. Damit das Überleben auf diesem Planeten auch für unsere nachkommenden Generationen gesichert ist, denn wir haben die Erde von ihnen geborgt. Ein stabiles Ökosystem ist wichtig für das Leben auf dem Planeten Erde und jeder einzelne Mensch ist Teil dieses Ökosystems.

Die Umweltheldin im Netz

www.umweltheldin.de

 

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