//
//
  • Interviews
Die Arbeit mit Tieren erfüllt mich

Gespräch mit der Tierwohlwerk-Chefin Lisa Bräunlich

Lisa Bräunlich mit Tieren © Tierwohlwerk, Bräunlich

Stellen wir uns vor, wir würden in einer gerechten Welt leben. Alle Wesen dieses Planeten könnten in Würde existieren, es gäbe keine Menschen, die besser wären und keine Tiere, die schlechter wären. Wir würden aufeinander hören und miteinander leben. Ohne Mord, ohne Totschlag, ohne Krieg und ohne Hass. John Lennon sagte einst: „Wir müssen nur beginnen, selbst und jeder von uns.“ Vielleicht würde dies wirklich helfen. Ahoi-Redakteur Volly Tanner traf Lisa Bräunlich vom Tierwohlwerk, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, Tieren – und damit auch ihren Menschen – zu helfen:

 

Ahoi: Liebe Lisa Bräunlich. Du bist die Therapeutin vom Tierwohlwerk. Seit wann gibt es dieses denn und welchen Tieren kannst Du helfen? Und kannst Du uns dann bitte auch noch etwas zu Deinen Ausbildungen erzählen?

Lisa Bräunlich: Am besten beschreibe ich vielleicht meinen Werdegang und wie ich zu meiner Berufung kam: Als Kind wollte ich klassischerweise Tierärztin werden. Ein Studium habe ich mir aber nie zugetraut und somit schaute ich in den Bereich der Tierarzthelferin.

Nach einem Schülerpraktikum in dem Bereich schloss ich den Berufszweig allerdings für mich aus. Warum genau kann ich gar nicht beschreiben, es hat sich nicht richtig angefühlt. Noch während des Abiturs in Berlin (meiner Heimatstadt) wusste ich immer noch nicht, was ich machen will. Der Berufsberater hatte auch keine Vorschläge, die ich mir vorstellen konnte. Witzigerweise sah ich in der Zeit eine Sendung, in der eine Therapeutin gezeigt wurde, die Wassertherapie mit Hunden machte und ich wusste sofort, dass ich genau das machen will. Leider wusste damals weder der Berufsberater noch ich, wie man da ran kommt. Das Internet war damals auch noch nicht so allwissend wie heute.

 

Ahoi: Ein Dilemma. Aber wie ging es weiter?

Lisa Bräunlich: Am naheliegendsten war dann der Vorschlag, erst mal die Humanphysiologie zu machen und so kam es auch. Dann, wie das Schicksal so wollte, traf ich während der Ausbildung jemanden, der jemanden kannte, der gerade die Tierphysiotherapie absolvierte und stellte den Kontakt her.

Mit ihr telefonierte ich dann. Die Tierphysiotherapie (inklusive Akupunktur) ist eine Privatausbildung, die selbst zu bezahlen ist, also musste ich auch erst mal eine Ausbildung beenden und darin arbeiten, um das nötige Geld zu verdienen. 2016 war es dann so weit und ich begann nebenberuflich, immer am Wochenende, mit der Erfüllung meines Wunsches, den ich dann 2018 erfolgreich abschloss und direkt gründete. Dann wollte ich die Behandlung der Tiere noch ganzheitlicher anbieten, weil ich nur mit der Physiotherapie manchmal an die Grenzen der Genesung stieß und so entschloss ich mich 2020, ebenfalls durch einen Wink mit dem Zaunpfahl vom Schicksal, zur Ausbildung der Tierheilpraktikerin.

Viele kleine, weitere Ausbildungen und Seminare habe ich während all der Zeit immer wieder „dazwischen geschoben" , einfach aus Neugier und Wissbegier und auch, um privat weiterzukommen (mich begleitet mein eigenes Pferd schon seit 15 Jahren, als Kind durfte ich Kaninchen halten und seit 2016 habe ich noch zwei Hunde).

Ein paar Fortbildungen stehen immer noch meiner Liste, denn man lernt natürlich nie aus und so möchte ich meinen Tieren und den Kundenpatienten ein immer ganzheitlicheres Behandlungskonzept anbieten. So weit weg von meinem Kindheitsberufswunsch bin ich gar nicht.

 

Ahoi: Du bist auch Wissende bei der Fußreflexzonenmassage. Bei Pferden? Meerschweinchen? Katzen? Welche Wesen sind denn da in Deinen Händen?

Lisa Bräunlich: Ihr habt Euch sehr gut in meine Website eingelesen, Kompliment. Die Fußzonenreflexbehandlung gibt es tatsächlich nur für Zweibeiner. Das ist meiner ersten Ausbildung zur Humanphysiotherapeutin geschuldet. Bis Mitte diesen Jahres habe ich tatsächlich noch Mensch und Tier gemeinsam therapiert, denn der Zusammenhang und die Bindung der zwei Wesen ist nicht unwesentlich. Während der Tätigkeit habe ich aber immer mehr festgestellt, dass mich die Arbeit mit Tieren am meisten erfüllt und deshalb konzentriere ich mich nur darauf und wer weiß, vielleicht entwickele ich bis dahin ja eine Fußreflexzonentherapie für Vierbeiner.
Ansonsten greife ich bei Tieren auf ähnliche Therapiemethoden zurück, wie z.B. Akupressur (auch an den Reflexzonen der Ohren und Pfoten bzw. Hufkronrand).

 

Ahoi: Auf Deiner Homepage findet sich ein Spruch des großen Franz von Assisi zum Thema „Würde“. Was verbindet Dich mit diesem Bonmot?

Lisa Bräunlich: Den Begriff „Würde“ schreibt man bekanntermaßen dem Menschen zu, um so einen gewissen Wert ihm/ihr gegenüber auszudrücken. Auch im Grundgesetz steht, dass die Würde dessen unantastbar sei. Dazu zählt für mich die Erfüllung und Einhaltung aller Grundbedürfnisse wie Stabilität, Sicherheit und Komfort in Bezug auf Nahrung, Kleidung, Unterkunft und materielle Ressourcen sowie das soziale Umfeld. Ist das alles weitgehend vorhanden, geht es Mensch gut und wir können glücklich sein. Im Idealfall sind wir dann auch noch gesund. Gibt es Mangel an einem der Bedürfnisse oder fehlt gar eins, kann Krankheit entstehen. So auch bei unseren (Haus-)Tieren, denn auch sie sind Säugetiere wie wir und fühlen genauso. Ist z. B. eine ungesunde Ernährung oder eine nicht artgerechte Haltung gegeben, können Tiere ebenso in psychische und/oder körperliche Beeinträchtigung fallen. Dazu zählen Verhaltensauffälligkeiten, Schmerzen, Abmagerung, Verletzungen, u. v. m. Und genau da möchte ich mit all meinem Wissensschatz und meinen Erfahrungen ansetzen und den Tieren wieder zu ihrer Würde zurück verhelfen und dem Halter gleichzeitig das nötige Rüstzeug mitgeben, um den positiven Zustand zu halten.

 

Ahoi: Haben die in Leipzig lebenden Tierhalter überhaupt genug Interesse an Deinem Angebot? Oft sehe ich, wenn ich zum Beispiel Hundehaltern begegne, ein eher ruppiges Miteinander …

Lisa Bräunlich: Also mehr geht immer. Natürlich hätte ich am liebsten alle Tiere der Stadt unter meinen Fittichen, um deren Beschwerden zu beheben und auch die, die noch keine Probleme haben, prophylaktisch zu behandeln. Über die sozialen Medien, Flyer, Empfehlungen, Zusammenarbeit mit Tierärzten und anderem versuche ich schon so viele Tierhalter wie möglich zu erreichen und weiterhin aufzuklären. Ob die Menschen das Angebot am Ende annehmen oder nicht, bleibt deren Sache. Im Sinne der Tiere macht es aber immer Sinn, regelmäßig zum Therapeuten zu gehen.

 

Ahoi: Was können Menschen von Deinem Angebot, welches ja zuvorderst an Tiere gerichtet ist, lernen?

Lisa Bräunlich: Unter anderem ist es auch das, was ich gerne den Menschen beibringen möchte, während ihr Tier bei mir therapiert wird: Dass sie regelmäßig Check Ups machen (Vorsorge ist immer noch besser als Nachsorge), dass sie ihr Tier noch besser kennenlernen und Tierhalter bekommen immer eine ganzheitliche Beratung dazu. Zum Beispiel, welche die passende Ernährung wäre, welche Ergänzungsmittel unterstützen könnten, welche Übungen im Alltag wichtig wären und ob man evtl. im Umfeld noch optimieren könnte, u. s. w.

 

Ahoi: Und Du selbst? Hast Du selbst Tiere? Wenn ja welche und warum gerade diese?

Lisa Bräunlich: Ja, wie oben schon angedeutet, durfte ich als Kind Kaninchen halten. Früher wünschte ich mir schon immer einen Hund, aber meine Eltern wollten da die Verantwortung nicht übernehmen und so blieb es bei Kleintieren, weil ich so lange gebettelt hatte, bis sie nachgaben.

Tiere gaben und geben mir schon immer ein Gefühl von Geborgenheit und sie verurteilen einen nicht. Auch mag ich das Kümmern darum, das Beobachten und die Interaktion mit ihnen. Dann kam mein Pferd dazu, Dank meiner Mutter. Ich bin ihr sehr dankbar dafür, denn Pinky hat mir so viel beigebracht, das würde hier wahrscheinlich den Rahmen sprengen. Ja und schließlich habe ich mich via Foto in meine erste Hündin verliebt und holte sie aus Bosnien nach Leipzig. Da war ich alt genug , hatte die finanziellen Mittel sowie die Zeit dazu. Meine beiden Hunde waren dann auch ausschlaggebend für die Entscheidung, die ganzen Ausbildungen zu absolvieren und waren natürlich immer Begleiter der selbigen.

 

Ahoi: Danke für Deine Zeit und Dein Engagement, liebe Lisa.

« zurück
zur aktuellen Ausgabe