Ahoi: Guten Tag, Effi Rabsilber. Vor einigen Wochen wurden wir uns an einem Eiscafé in der Leipziger Innenstadt vorgestellt und Deine Freundin meinte: „Schau mal, Volly, die Effi spielt auch bei der SOKO Leipzig mit.“ Was ist denn da dran?
Effi Rabsilber: Ja, ich hatte nach Jahren die Freude, mal wieder etwas in Leipzig zu machen, in der Stadt, in der ich meine ersten sechs Lebensjahre verbrachte. So lief ich nach über zwanzig Jahren zufällig der Freundin über den Weg, mit der ich dann später im Eiscafé saß.
Wieder einmal habe ich festgestellt, dass Leipzig eine Stadt ist, in der ich mir vorstellen kann zu leben. Dass man sich dort auf der Straße begegnet, sowie wir uns, interessiert mich mehr als die Anonymität, die ich in Berlin erlebe. Die Zusammenarbeit mit der Soko Leipzig hat Spaß gemacht. Ich durfte eine eigenartige Ärztin spielen, natürlich verdächtig, in der Episode „Traum".
Ahoi: Geboren wurdest Du in Schkeuditz. Einer Deiner vielen künstlerischen Höhepunkte war 2003 der Gewinn des Publikumspreises „Das beste Tanzsolo“ beim Festival euro-scene Leipzig. Wofür gab es denn den Preis, was hast Du da gemacht und wieso eigentlich Tanz? Du bist doch Schauspielerin …
Effi Rabsilber: Meine Eltern studierten damals in Leipzig und als es soweit war, dass ich auf die Welt kommen sollte, gab es in Leipzig keinen Platz in keinem Krankenhaus. Soweit ich weiß, saß meine Mutter mit geplatzter Fruchtblase in einem Taxi. Dieses fuhr dann zu ihrer Überraschung, wie ich mich aus ihren Erzählungen erinnre, nach Schkeuditz. So war Schkeuditz, wie es seitdem in meinem Ausweis steht, der allererste Ort, dem ich im Januar 1978 einen Besuch abstattete. Dabei blieb es bis jetzt auch.
Mein erstes festes Engagement am Theater führte mich nach meinen Schuljahren in Berlin und dem Studium in München nach Halle. Das war auch die Zeit, als ich am Wettbewerb „Das beste Tanzsolo”, initiiert von dem französischen Choreografen und Tänzer Jérôme Bel, für das europäische Tanz- und Theaterfestival euro-scene Leipzig teilnahm. Man hatte fünf Minuten auf einem runden Tisch mit sieben Meter Durchmesser. Ich erinnere mich, dass ich mein Solo mit dem Abmessen des Tisches begann. Dabei lief ich mit großen Schritten über den Tisch und zählte in ein Aufnahmegerät eins, zwei, drei ...o.k. Das habe ich dann geloopt und über Miniboxen tönte dann der Beat für das Solo. Ich habe dann verschiedene „Moves” aus dem Hiphop, dem afrikanischen und orientalischen Tanz ausprobiert und auch versucht zu rappen. Grundsätzlich ging es ums Scheitern. Wahrscheinlich war es da passend, dass ich keine Tänzerin bin. „Hey Schöpfer” hieß das Ganze. Ich hatte anscheinend auch versucht, mich an eine „höhere Instanz” zu wenden. Ich erinnere mich, wie die Leute sich amüsierten dabei. Das freute mich natürlich.
Ahoi: Beeindruckend finde ich ja – neben all Deinen Theaterarbeiten – Deine Filmografie. Da gibt es immens viele bekannte Serien – aber auch Kurzfilme. Nun sind Kurzfilme ein besonderes Metier, selten im Kino, selten im TV … wie und wo ist es denn möglich, die Filme mit Deiner Beteiligung zu sehen?
Effi Rabsilber: Ich mache gerne bei ungewöhnlichen Projekten mit und so kommt es vielleicht, dass ich oft in Kurzfilmen und unkommerziellen Langspielfilmen spiele. Die laufen grundsätzlich nur auf Festivals, manchmal dann auch im Fernsehen. Der in Island gedrehte und mehrfach ausgezeichnete Sci-Fi Short Film „Q ghostly Remote Effect” von Marcus Hanisch ist auf You Tube zu finden. Auf der globalen Streaming Plattform MUBI gibt es vor allem einige griechische Filme mit mir zu sehen, so auch auf der auf Independent und Arthouse Kino spezialisierten griechischen Plattform Cinobo.
„Unheil” ein Film des bildenden Künstlers John Bock, in dem Lars Eidinger und ich die Hauptrollen spielen, ist zurzeit umsonst auf der Internetseite der Julia Stoschek Foundation zu sehen.
Ahoi: Auf Deiner Facebook-Seite hat man das Gefühl, ganz kurz vor Griechenland zu landen. Was hat es denn damit auf sich? Woher kommt Deine Hinwendung zu Griechenland und was machst Du dort?
Effi Rabsilber: Ja, ich habe mich vor dreizehn Jahren einem Griechen hingewendet und dann auch dem ganzen Land, seiner Sprache, den Menschen, der Kunst… Glücklicherweise konnte ich ziemlich bald auch dort als Schauspielerin arbeiten. Aber vor allem als Mensch habe ich dort viel gelernt. Das hat meine Sichtweise auf vieles geändert und mir ermöglicht, den Dingen in dem Land, aus dem ich komme, neu zu begegnen.
Ahoi: Dich gibt es auch als Sprecherin für Hörspiele und Hörbücher. Kannst Du uns da bitte etwas dazu verraten?
Effi Rabsilber: Ich bin ein Fan vom Medium Hörspiel und immer dabei, wenn es darum geht, in einem zu spielen. Das ging zum Glück schon früh los. Als ich in München studierte, kreierten ein Freund und ich ein eigenes Hörspiel. Das hörte irgendwann zufällig ein Hörspielregisseur und so bekam ich meinen ersten Auftrag beim Westdeutschen Rundfunk in Köln. Zurzeit ist das Hörspiel „Unter Wasser” mit den Kollegen Julia Hummer und Mathias Brandt, was vor vielen Jahren unter der Regie von Judith Lorentz für den SWR produziert wurde, wieder auf der SWR 2 Kultur Internetseite zu hören. „Das Imperium des Schönen“, Regie: Oliver Sturm / Bayerischer Rundfunk und „Feuersturm” Regie: Anouschka Trocker / Deutschlandfunk Kultur sind aktuelle Hörspiele, die man auf den jeweiligen Internetseiten der Sender anhören kann.
Ahoi: Und diesen Sommer? Was steht an bei Dir?
Effi Rabsilber: Ich spiele in diesem Sommer in Berlin zwei kleinere, aber feine Rollen in Fernsehfilmen. Das eine ist eine Komödie und es freut mich deswegen doppelt, da dabei zu sein. Im Frühjahr habe ich in Athen einen eigenen Kurzfilm gedreht, der die Situation einer Frau beleuchtet, die ihre Wohnstätte und ihr Zuhause im weitesten Sinn verloren hat. Zurzeit schneiden wir den Film, wann immer ich in Athen sein kann. Das und natürlich den Sommer genieße ich sehr.
Ahoi: Danke, liebe Effi, für Deine Zeit und Dein Tun.