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  • Interviews
Unermüdliche Botschafter dänischer Musik und Kultur

Gespräch mit der Nordic Christmas-Veranstalterin Anja Hövelmann

Während die Menschen feiern. Anja Hövelmann machts möglich. © Anja Hövelmann privat

Weihnachten muss kein Fressfest sein. Weihnachten darf getanzt und jenseits der vollgepackten Tellerränder nach Anderem geforscht werden. Die Leipzigerin Anja Hövelmann organisiert dafür zum dritten Mal die Nordic Christmas im Gewandhaus. Wieso, weshalb und warum – und natürlich auch weswegen – dies erfragte Ahoi-Redakteur Volly Tanner bei ihr:

 

Ahoi: Guten Tag, liebe Anja Hövelmann. Du bist Chefin der Musikvermittlungsagentur LAVIOLA aus Leipzig und hast gerade einen echt beeindruckenden Fisch im Schleppnetz. Nordic Christmas im Gewandhaus zu Leipzig. Was unterscheidet denn die nordische Weihnacht von der normalen Leipziger Weihnacht?

Anja Hövelmann: Lieber Volly, ja wir dürfen mit der Nordic Christmas Produktion am 14.12.22 bereits das dritte Mal im Gewandhaus zu Leipzig zu Gast sein. Das Konzept stammt aus der Feder von Helene Blum & Harald Haugaard und geht in diesem Jahr bereits mit der 16. Nordic Christmas Ausgabe on tour.

Teil des Programms ist, dass die Musikerinnen und Musiker das Publikum an ihrer nordischen Weihnacht teil haben lassen indem sie zwischen den musikalischen Stücken Geschichten & Bräuche in feinstem charmanten Deutsch mit dänischem Akzent teilen. Da geht es dann hyggelig zu. (lacht) Ich erinnere mich noch an das letzte Nordic Christmas Konzert im Gewandhaus. Zum Schluss war die Stimmung so ausgelassen, der Saal hat getanzt - so, wie es in Skandinavien üblich ist, an Weihnachten durch das ganze Haus zu tanzen.

 

Ahoi: Kannst Du uns bitte etwas zu den Künstlerinnen und Künstlern des Abends erzählen? Wer? Warum? Woher? Und vor allem wie dann überhaupt?

Anja Hövelmann: Helene Blum & Harald Haugaard gehören zu den Top-Acts der neuen dänischen Folkmusikszene und bringen das kulturelle Erbe des Landes auf höchstem künstlerischen Niveau zum Leben. Mit 100 Konzerten pro Jahr, die meisten davon außerhalb Dänemarks, sind sie auch unermüdliche Botschafter dänischer Musik und Kultur im Ausland.

Die Cellistin Kirstine Elise Pedersen, der Gitarrist Mikkel Grue und der Schlagzeuger Sune Rahbek sind herausragende Musikerinnen und Musiker und vervollständigen das musikalische Universum von Blum & Haugaard. Dazu laden sie sich jedes Jahr einen „special guest“ ein. In diesem Jahr ist das Sidsel Lund an der Trompete. Seit ihrem Abschluss der Solistenklasse an der Königlichen Dänischen Akademie konzertiert sie mit vielen großen Orchestern des Landes.

 

Ahoi: Wie bist Du als kleine, charmante Leipziger Agentin an diesen großartigen Act aus Dänemark rangekommen?

Anja Hövelmann: Mit Helene & Harald verbindet mich eine sehr enge und langjährige Zusammenarbeit. Ich glaube, es war im Jahr 2009 als sich unsere Wege kreuzten. Der Kontakt kam über das damalige Label Westpark Music zu Stande. Das Label und ich arbeiteten bereits mit anderen Künstlerinnen und Künstlern erfolgreich zusammen. Helene & Harald waren auf der Suche nach einer neuen Agentur und so ergab es sich, dass sie mich in Leipzig besuchten. Die Chemie stimmte und inzwischen blicken wir auf zahlreiche gemeinsame Produktionen und eine spannende Entwicklung zurück. Über die Jahre wurden die Spielstätten größer und die Fan-Community wächst. Das ist schön zu sehen und ich bin dankbar, ein Teil des Teams sein zu dürfen.

 

Ahoi: LAVIOLA ist aber nicht nur Weihnachten. Mit wem arbeitest Du denn noch so zusammen?

Anja Hövelmann: Ich arbeite viel mit Künstlerinnen und Künstlern aus den nordischen Ländern zusammen - alles unglaublich spannende tolle kreative Persönlichkeiten wie bspw. Dreamers’ Circus, Triakel, Kraja und Johanna Juhola. Aber da wäre z.B. auch OMIRI aus Portugal - eines der originellsten Projekte - die die portugiesische Musik neu erfinden. Ein Remix traditioneller portugiesischer Klänge mit modernen elektronischen Sounds.

Oder Yael Deckelbaum aus Israel, eine mit Platin ausgezeichnete israelisch-kanadische Singer/Songwriterin sowie Aktivistin & Sprachrohr der Bewegung „Women Wage Peace“. Sie war in diesem Jahr u.a. beim Ancient Trance Festival zu Gast. Ihr neues Album „What About The Women“ erschien gerade. Ihr Song „Prayer of the Mothers" wurde zur Hymne des „March of Hope" jüdischer und arabischer Frauen nach Jerusalem in 2016.

Und die Folk Dandies aus Belgien - wir trafen während der Pandemie im Rahmen eines Mentorship Programms aufeinander. In diesem Jahr spielten sie auf dem Wacken Open Air und erfüllten mir damit meinen geheimen Wunsch, einmal eine Band auf das W:O:A zu buchen.

Allerdings habe ich auch einen deutschen Act, die wunderbare Broken Forest aus Leipzig.

 

Ahoi: Außer Broken Forest sind alle Acts international. Faszinierend. Bist Du selbst denn dann auch weltweit unterwegs? Wie funktioniert eine Agentur mit solch einer Ausrichtung überhaupt?

Anja Hövelmann: Ja, ich durfte schon viel unterwegs sein; aber mit zwei kleinen Kids begrenze ich das Reisen momentan etwas. Im Oktober war ich auf der Womex in Lissabon. Das war nach 2,5 Jahren Pandemie-Zwangspause eine wirklich schöne Erfahrung. Ansonsten bin ich mehr damit beschäftigt meine Künstlerinnen und Künstler nach Deutschland auf Tournee zu bringen.

 

Ahoi: Broken Forest ist ein hiesiger Act. Derzeit scheint es echt schwierig, neue Musik überhaupt in die breite Publikumswelt zu bringen. Kannst Du uns etwas zu Broken Forest erzählen? Wer ist das überhaupt und was machen die?

Anja Hövelmann: Broken Forest ist das Leipziger Musikprojekt der Songschreiberin, Sängerin und Produzentin Luise London. Musikalisch ist das eine Mischung aus atmosphärischem Indie-Folk und organischen Electronica mit sanfter Stimme. Inhaltlich kommt die große Leidenschaft für die Natur und deren Verbindung zu unserem Leben und unseren Gedanken zur Sprache. Das Projekt wurde von Kreatives Sachsen in der Kategorie „Internationale Kooperationen“ ausgezeichnet. Ich durfte Broken Forest im Rahmen ihrer Förderung durch die Initiative Musik begleiten. Wir dürfen gespannt sein, wie es mit dem Projekt weiter geht.

 

Ahoi: Und Deine eigene Zukunft? Das Musikvermitteln hatte ja auch schon bessere Momente. Wohin treibst Du, wo steuerst Du Dein Boot LAVIOLA hin?

Anja Hövelmann: In diesem Jahr hatte ich 15-jähriges Agenturbestehen. Die Pandemie hat mich definitiv bewegt und tut es noch. Und sie hat auch dazu geführt, mal über den Tellerrand hinaus zu blicken. Mein Herz schlägt für die Musik und die Künstlerinnen und Künstler. Es wird weitergehen; aber wie genau, daran feile ich gerade.

 

Ahoi: Dann drücken wir Dir die Daumen. Danke für Deine Zeit.

Anja Hövelmann: Danke Dir, lieber Volly für Deine Unterstützung und Dein offenes Ohr!

Nordic Christmas am 14.12.22 im Gewandhaus zu Leipzig

Tickets unter: 

gewandhaus.eventim-inhouse.de

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