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Und schon ist mein Tag schöner geworden

Gespräch mit der Liedermacherin Paula Linke

Paula Linke macht die Welt ein Stück weit schöner © Christin Goy

Fleißig schöne Lieder mit Tiefgang in die Welt zu bringen kann ein Knochenjob sein. Für die Leipziger Liedermacherin Paula Linke hat diese Betätigung hauptsächlich schöne Momente. Und das neue Album wird ja auch noch per Crowdfunding finanziert. Da können Menschen Paula noch mehr schöne Momente verschaffen. Das sollten wir alle auch dringend tun. Ahoi-Redakteur Volly Tanner sprach mit ihr:


Ahoi: Guten Tag, liebe Paula Linke. Vor zwei Jahren erschien Dein großartiges Album „Ich will noch runder werden“. Jetzt steht „Schön durcheinander“ in den Startlöchern und soll wieder über Crowdfunding finanziert werden. Wie läuft das Prozedere ab?

Paula Linke: Oh ja, das Crowdfunding! Es ist super aufregend, wie vor zwei Jahren auch schon. Es ist jedes Mal super schön, wenn jemand mitmacht und sich der Balken ein wenig vergrößert. Dann macht mich das jedes Mal sehr glücklich und ich schau immer gleich nach, wer der Schatz war. Und das sind so unterschiedliche Leute! Viele von denen kenne ich gar nicht. Die haben irgendwo meine Musik gehört und sich verliebt und machen dann beim Crowdfunding mit. So cool!

Und es ist wichtig, dass ganz viele Leute mitmachen, sich eines von den Dankeschöns heraussuchen und vorbestellen. Denn erst, wenn wir das Ziel erreichen, wird am Ende das Geld ausgezahlt. Jetzt gerade sind wir bei 38 Prozent und es ist nicht mehr so viel Zeit! Da geht, nein, da muss noch was!


Ahoi: Bei Crowdfunding-Aktionen gibt es ja immer unterschiedlichste Gegenwerte für diverse Zahlungshöhen. Kannst Du uns da ein bisschen etwas dazu erzählen?

Paula Linke: Ich habe mir so coole Dankeschöns ausgedacht! Hörbücher, Videobotschaften, Gedichtvertonungen, Wunschkonzerte, Ständchen, Schreibanregungen, Workshops, aber auch Dankeskarten, ein Postkarten-Abo. Dabei habe ich mir überlegt, was Menschen brauchen könnten, die auf meine startnext-Seite finden. Was könnte ihnen guttun, ihnen Aufgaben abnehmen, sie ein bisschen happy machen? Und täglich fallen mir mehr Dankeschöns ein, deswegen lohnt es sich, da auch immer wieder drauf zu schauen. All diese Gegenleistungen (bis auf die Konzerte) biete ich ja nur in diesen zwei Monaten an und danach nicht mehr.

 

Ahoi: Über wie viel Geld reden wir eigentlich und wofür konkret soll es ausgegeben werden?

Paula Linke: Es geht um 3.700 Euro. Das ist die gleiche Summe wie vor zwei Jahren. Und das ist tatsächlich das Geld, das man braucht, um ein Album zu machen. Also jedenfalls, wenn man nicht noch die Promotion, Pressearbeit, Videodrehs usw. mit einberechnet. Dann wäre es noch viel, viel mehr.

Das Geld wird im ersten Schritt zur Finanzierung des Recordings, Mixings und Masterings verwendet. Mir ist es wichtig, meinen Tontechniker Jonas Fehrenberg ordentlich bezahlen zu können, der so wundervoll konzentriert, professionell, freundlich aber bestimmt arbeitet und bei dem ich mir vorkomme wie Carole King zu ihren Demoaufnahmen: rein ins Studio - Aufnahme - raus aus dem Studio - Rohmix per whatsapp zugeschickt! Herrlich!!!

Im zweiten Schritt geht es um die Pressung der CD und das Layout einer CD-Hülle mit Booklet: eine vierseitig bedruckte, klimafreundliche Papphülle mit Booklet, in welchem sich Texte, Bilder und die Philosophie hinter dem Album befinden werden.

 

Ahoi: Bei den Kolleginnen und Kollegen von deutsche-mugge.de fand ich einen Beitrag über Dich, unten verlinkt zu bandcamp. Funktioniert das? Bekommt man als Künstlerin da wirklich das Geld von der Plattform, wenn ich da Geld für Dein Album ausgebe? Wie geht bandcamp?

Paula Linke: Bandcamp ist die Plattform, auf der meine Alben liegen. Es ist mein digitaler Merch-shop. D.h. man kann da meine Alben kaufen, genau. Und zwar kann man sie sowohl in digitaler, als auch physisch, als CD bestellen. Die Bestellung kommt dann bei mir an und ich packe ein kleines Paket, schreibe die Adresse drauf und ab geht's! Und ja, ein minimaler Prozentsatz geht an Bandcamp, aber der normale CD-Preis kommt bei mir als Künstlerin an.

 

Ahoi: Du tourst extrem fleißig. Wie viel Luft bleibt da für Anderes?

Paula Linke: Da das Touren Teil meines Berufs ist, verbinde ich auch alle Zugfahrten, Aufenthalte, Kennenlernmomente mit Beruflichem. Ich beantworte Emails, schreibe Konzepte, recherchiere Spielorte von Städten an denen ich vorbeifahre und schreibe sie an. Touren ist Netzwerkarbeit. Privates kommt da kurz, bis auf meine immense und private Freude über neue Landstriche, in denen ich noch nie war und das Treffen spannender, schöner Menschen.

Zuhause, im Homeoffice, ist das etwas anderes. Da kann ich einen 9 to 5 Job aus dem Ganzen machen, sitze tagsüber am Computer und treffe mich nach Feierabend im Kino oder im Theater oder hänge auf der Couch, wie andere auch.

 

Ahoi: Und was ist lax&lux?

Paula Linke: Das ist eine Musik- und Literaturreihe, die Daniel Baierl (Autor) und ich leiten und moderieren und die jeden zweiten Mittwoch im Café Lux in der Martinstraße in Anger-Crottendorf stattfindet. Wir schreiben dafür immer neue Sachen zu Themen, die uns das Publikum gibt, vor allem Daniel ist super fleißig am Schreiben. Und jeden Monat laden wir uns einen Gast aus Literatur oder Musik ein, Leute, die wir kennen und von denen wir wissen, dass wir sie gut finden und sie unserem Publikum unbedingt zeigen wollen. Wie zum Beispiel am 14. Juni Selene Mariani. Die hat mit Daniel zusammen in Hildesheim studiert und letztes Jahr ihren Debütroman veröffentlicht.


Ahoi: Bei so vielen Konzerte quer durchs Land braucht es doch bestimmt ein Management. Hast Du eins oder organisierst Du alles selbst? Wie kommst Du an Deine Gigs heran?

Paula Linke: Ich organisiere alles selbst. Und das ist eine der großartigen Seiten dieses Jobs. Man muss sehr streng mit sich selbst sein, sich wirklich jeden Tag hinsetzen, als wäre es ein Bürojob, wie jeder andere. Ich plane mir beispielsweise tägliche Bookingzeiten ein, oder ganze Kreativtage, wenn sich zu viele Ideen angesammelt haben. Und es macht Spaß, mit Veranstalterinnen und Veranstaltern über das gesamte Land hinweg und darüber hinaus zu sprechen. Ich stell mir dann immer vor, dass der Mensch mit mir telefoniert und zum Beispiel gerade auf den Kölner Dom blickt oder auf den Bodensee. Und schon ist mein Tag besser geworden. Das klingt jetzt ein bisschen nach Träumerin, aber der Job ist sehr anstrengend, mit sehr vielen Aufgaben gleichzeitig verbunden - man muss sich seine schönen Momente suchen, damit es lustig bleibt.

 

Ahoi: Dann wollen wir Dich mal viel Erfolg auf all Deinen Wegen wünschen. Mach weiter so stark und sanft.

Paula Linke im Netz:

paula-linke.de

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