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  • Interviews
Kunst und Kultur sind die Nervennahrung der Pandemie

Gespräch mit der Künstlerin, Autorin und Lektorin Dana Schwarz-Hadarek

Im Leipziger Adakia Verlag erschien gerade das neue Buch von Dana Schwarz-Hadarek. Grund genug für Ahoi-Redakteur Volly Tanner, mit ihr über dieses, das Leben in Pandemiezeiten, den Verlag, Eric Fish & friends, die Rehkitzrettung und die Poesie zu reden:

Dana Schwarz-Hadarek blickt ins Offene der Welt
Dana Schwarz-Hadarek blickt ins Offene der Welt © Dr. Claus Rose

Ahoi: Guten Tag, liebe Dana Schwarz-Haderek. Du hast gerade Dein neues Buch „Zeitfenster" im Leipziger Adakia Verlag herausgebracht. Im Buch sind Prosa, Lyrik, Malerei und ein Hörbuch enthalten. Das ist ja ganz schön breit aufgestellt, im literarischen Betrieb damit ja nicht unbedingt der Normfall, versuchen doch Verlage hauptsächlich, klar umrissene Publikumsschichten abzugreifen. Wie bist Du auf Adakia getroffen und wie seid ihr thematisch aufgestellt?

Schwarz-Hadarek: Guten Morgen, lieber Volly, ich grüße Dich. Nun, auf den Adakia Verlag bin ich gestoßen, als ich, mit dem Manuskript meines Romans EQUINOX unterm Arm im Jahre 2013 eine kleine Buchmesse im Jenaer Volksbad besuchte und meinen zukünftigen Verleger einfach ansprach. Aus einer kleinen Auswahl verschiedener Verlage, die mir schließlich ein Angebot für die Veröffentlichung von EQUINOX machten, bin ich schlichtweg meinem Bauchgefühl gefolgt und habe mich für meinen Verleger Marko Dietsch entschieden. Genau richtig, wie sich schnell herausstellen sollte, denn ich bin dem Adakia Verlag seither eng verbunden und fühle mich unter seinem Dach literarisch und menschlich aufs Angenehmste zu Hause.

Thematisch hat der Adakia Verlag einiges zu bieten. Neben dem Publizieren von Sachliteratur, hauptsächlich im Bereich der Unternehmensberatung und verschiedener Coachingsparten, veröffentlicht er Belletristik in Form von Romanen, Erzählungen und Kurzgeschichten. Neu hinzugekommen ist die Sparte Adakia-Poetry, die ausschließlich Autoren vorbehalten ist, die zuvor schon im Adakia Verlag veröffentlicht haben. ZEITFENSTER ist übrigens nach LEBENSLIEDER bereits der zweite illustrierte und vertonte Lyrikband aus meiner Feder in dieser Reihe.

 

Ahoi: Du machst ja mittlerweile im Verlag auch einige Arbeiten - ich hörte zum Beispiel von Lektorat. Was machst Du denn dort so und wo hast Du die Kompetenzen dazu errungen?

Schwarz-Hadarek: Das stimmt. Ich habe Freude daran, mich auch hin und wieder mit fremden Texten jeglicher Art zu beschäftigen und den Ideen anderer Schriftsteller nachzuspüren. Das erweitert den eigenen Horizont aufs Trefflichste und unterscheidet sich auch ganz enorm vom simplen Lesen eines Buches zur Unterhaltung in der eigenen Freizeit. Durch mein Studium, welches hälftig aus Anglistik/ Amerikanistik bestand, bin ich mit Literaturtheorie und Linguistik vertraut. Zudem ist das geschriebene Wort für mich ein Äquivalent zu Leidenschaft. Dies hat mein Verleger irgendwann erkannt und mir nach und nach immer wieder Texte vorgelegt, die ich auf Lesbarkeit, sprachliche Finesse und inhaltlichen Sinn überprüft habe. Es ist tatsächlich ein Geschenk, dass ich mich dem schriftstellerischen Schöpfertum von beiden Seiten nähern darf. Man lernt dazu und kann konstruktiv tolle Projekte im Entstehen unterstützen.

 

Ahoi: Ihr unterstützt, so las ich, auch zwei Organisationen in Gera. Wie kam es dazu?

Schwarz-Hadarek: Die Verlagsspitze versucht, den Gedanken der Nachhaltigkeit und des würdevollen Umgangs mit unserer einzigartigen und vulnerablen Welt zumindest in kleinen Schritten in die Tat umzusetzen. Beispielsweise versucht man, im Versand niemals auf neues Verpackungsmaterial zurückzugreifen und setzt stattdessen auf die Nutzung gebrauchter Kartons, die einfach erneut verwendet werden. Dies lässt sich schon mit einfachsten Mitteln bewerkstelligen. So hängen beispielsweise in der privaten und geschäftlichen Nachbarschaft der Geschäftsführung Schilder an den Stellplätzen der blauen Tonnen, man möge Verpackungseinheiten nicht entsorgen, sondern dem Verlag zur Verfügung stellen. Das klappt erstaunlich gut. Das so eingesparte Geld und ein bisschen mehr darüber hinaus wird dann zum Beispiel genutzt, um den Tierschutzverein Gera oder die Rehkitzrettung Gera finanziell zu unterstützen. Beides sind einfach Herzensangelegenheiten des Verlegers Marko Dietsch und seines privaten Umfelds.

 

Ahoi: Du selber trittst - solang uns die Verantwortlichen in der Politik lassen - gemeinsam mit einem Freund unter dem Label „Filigrane Klangwelten" auf. Kannst Du uns da mehr davon erzählen?

Schwarz-Hadarek: Von Herzen gern, lieber Volly. Zusammen mit Steve Schubert, seines Zeichens Liedermacher, oder besser Klangpoet und Troubadour der Landstraße, gestalte ich unter dem Namen FILIGRANE KLANGWELTEN musikalische Lesungen mit, so es die Veranstaltungsörtlichkeiten zulassen, Tagesausstellungen meiner Graphiken und Gemälde. Das Schriftstellertum ist nur die Hälfte meiner Leidenschaft. Die andere Hälfte meines künstlerischen Herzens gilt der Erschaffung filigraner Welten auf Papier und Leinwand. Eingebettet in die Lieder Steve Schuberts entstehen so Programme, die das Leben und die Menschen in gesungene Geschichten und gelesene Melodien einbetten, dies alles umrahmt von meinen, häufig sehr naturverbunden, fantasievollen Zeichnungen und Malereien. Wir haben im September 2020 Premiere gefeiert und, so Corona es zulässt, ziehen seither gemeinsam durch die Lande, um Abende zu gestalten, die ganz anders sind, als klassische Lesungen oder Konzerte. So waren wir im Oktober dieses Jahres beispielsweise gerade erst in wunderschönen STALLWERK in Leipzig oder spielten in der KULTURBUDE auf dem Naumburger Markt, auf dem FOLKLORUM 2021 und auch beim SUMMERS END in Königs Wusterhausen.

 

Ahoi: In der Recherche fand ich auch einige Postkarten für "Eric Fish & friends". Was hast Du denn mit Eric und seinen Freunden zu tun?

Schwarz-Hadarek: Genau das: aus Freundschaft entwickelte sich auch Zusammenarbeit. Bevor ERIC FISH AND FRIENDS im vergangenen Jahr das ganz außerordentlich empfehlenswerte Album GEZEITEN veröffentlichten, machten sie eine Tour namens ZWISCHEN EBBE UND FLUT, für die ich ein T-Shirt und das von Dir entdeckte Postkartenmotiv entwerfen durfte.

 

Ahoi: Der Leipziger Verlag als Deine künstlerische Heimat - wie wirken sich Corona und die damit verbundenen Maßnahmen auf den Verlag und Euch als Künstler aus?

Schwarz-Hadarek: Das Credo des Adakia Verlages ist eigentlich das der „Autoren zum Anfassen“, das heißt, wir Autoren haben es uns auf die Fahne geschrieben, nah am Leser zu sein. Wir nehmen Lesungen als Begegnungsorte mit dem Publikum wahr und versuchen, uns möglichst nahbar zu präsentieren, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und Literatur letztlich aus der Isolation des ziemlich einsamen Lesevergnügens des Einzelnen herauszuholen, sie zu beleben und erlebbar zu machen.

Corona ist da natürlich ein großes Hindernis, wie für alle anderen darbietenden Künste ebenfalls. In einer Zeit, in der gerade die Begegnung von Menschen aus Gründen des Gesundheitsschutzes nicht oder schwer möglich ist, stellt uns das vor enorme Herausforderungen. Vieles musste abgesagt oder ins Unbestimmte verschoben werden. Aber wir bleiben dran und planen trotzdem neue Veranstaltungen und Lesungen und nutzen jede Möglichkeit, wenn es die Maßnahmen gerade einmal zulassen, uns lesend unters Volk zu mischen.

Darüber hinaus birgt die überall spürbare Rohstoffknappheit und Verteuerung selbiger weitere Herausforderungen für den Verlag. So mussten einige Buchprojekte bereits ins neue Jahr verschoben werden, weil der Druckerei, mit der wir zusammenarbeiten, schlicht das Papier fehlt, um Aufträge fertigzustellen.

 

Ahoi: Und wie geht es jetzt weiter? 2022 steht an der Tür und kratzt. Pläne? Träume? Wünsche?

Schwarz-Hadarek: Ich wünsche mir tatsächlich einiges, von dem ich in letzter Zeit immer weniger wahrgenommen habe. Ich wünsche uns, dass wir alle gut, ohne noch mehr Leid ertragen zu müssen und auch endlich abschließend aus dieser unsäglichen Pandemie herauskommen. Und ich hoffe, dass dieses bald vergangene Jahr zusammen mit dem Jahr 2020 davor, letztlich doch im Rückblick die Bilanz mehr zugunsten der Seite der Zwischenmenschlichkeit, denn der Trennung durch Meinungsunterschiede ausschlagen lässt.

Und natürlich träume ich davon, dass Kunst und Kultur als das Gut, mit dem wir alle diese Coronamonate überdauern konnten, schließlich als menschliches Grundanrecht betrachtet werden. Vielleicht sogar mit der Aufnahme in unserem Grundgesetz? Wir alle konnten diese Zeit bis zu diesem heutigen Punkt doch nur aushalten, weil wir gelesen haben, Musik hören konnten, Filme schauten oder uns an anderen künstlerischen Ausdrucksweisen erfreut und abgelenkt haben. Kunst und Kultur waren und sind die Nervennahrung der Pandemie, ohne die wir alle absolut verloren wären. Dies sollte nicht als Selbstverständlichkeit hingenommen, sondern wertschätzend als wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft anerkannt werden.

 

Ahoi: Danke, liebe Dana. Und weiterhin Erfolg und Freude am Spuren hinterlassen.

Schwarz-Hadarek: So soll es sein. Vielen Dank auch Dir, lieber Volly. Alles Gute und bis bald.

Dana Schwarz-Hadarek im Netz:

www.danaschwarzhaderek.com

 

Das neue Buch im Adakia Verlag:

www.adakia-shop.de

 

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