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  • Interviews
Lichtdurchflutete Musik

Gespräch mit der Dream Pop-Band I WANT POETRY

I WANT POETRY und noch viel mehr. © Elisabeth Mochner

In den Sendestationen der Indie-Szene werden die Songs von I WANT POETRY schon rauf- und runtergespielt. Und das ist auch gut so. Jetzt kommt die Band aus Dresden auch endlich nach Leipzig. Deshalb hakte Ahoi-Redakteur Volly Tanner glatt mal fragend bei ihnen ein.

 

Ahoi: Guten Tag, Tine von Bergen und Till Moritz Moll. Zusammen seid Ihr I WANT POETRY und am 6. Oktober 2023 im Horns Erben zu Gast. Dabei habt Ihr Euer zweites Album SOLACE + LIGHT im Gepäck. Dream Pop sagt der Wissende dazu. Könnt Ihr bitte für Unwissende erläutern, was Dream Pop ist?

Tine: Wir lieben Musik, in die man sich reinfallen lassen kann, zu der man tanzen und träumen kann. Künstler wie London Grammar, Aurora, Birdy oder Florence + the Machine finden wir toll, weil die Musik eine Weite hat - wie ein Kinofilm, der einen ganz in seinen Bann zieht.
 

Ahoi: Ich erlas mir, dass der Bandname I WANT POETRY etwas mit Aldous Huxley zu tun hat. Was denn?

Moritz: Das ist ein Zitat aus Schöne Neue Welt. Für uns bedeutet es: Das Leben wird da interessant, wo es Reibung gibt, wo es ungewiss wird, wo wir Grenzen spüren und den Drang, sie zu überwinden. Als wir SOLACE + LIGHT geschrieben haben, hatten wir solche ganz existentiellen Fragen im Kopf - Wo kommen wir her? Was lassen wir zurück und was geben wir einander mit, wenn wir auseinander gehen? Was spendet uns Trost und gibt uns die Kraft, weiterzumachen? Die Songs sind zu uns gekommen, als wollten sie uns diese Fragen beantworten.


Ahoi: Ihr kommt aus Dresden. Nun sind Leipziger Menschen gern etwas selbstbezogen. Deshalb meine Frage, aus reinem Interesse und Aufklärungsbedarf: Wie ist es denn, gerade in Dresden Musik zu machen? Ist dort fruchtbarer Boden für Dream Pop?

Tine: Wir sehen uns auch eher als sächsische denn als Dresdner Band. Sachsen hat eine wahnsinnig tolle Kreativszene, da passiert gerade richtig viel. Letztes Jahr wurde zum Beispiel erstmalig der Wettbewerb Popmusik Sachsen ausgerufen - da waren wir mit dem Konzept für SOLACE+ LIGHT dabei und das hat uns für das Album echt Auftrieb gegeben.

Moritz: Wir sind mit vielen tollen Künstlern und Kreativen aus der Region vernetzt. Mit dem Leipziger Video Artist Marius Böttcher waren wir zum Beispiel gerade in Spanien und haben das Musikvideo zum Titeltrack “Light” gedreht. In dem Song geht es um Seelenverwandte - um diese eine Person, die die ganze Welt für dich erhellt. Der Clip sollte wie ein Tagtraum an einem heißen Sommertag wirken - und er ist wirklich toll geworden.

 

Ahoi: Vor I WANT POETRY gab es Euch ja auch schon als Künstlerin und Künstler? Was habt Ihr denn schon so gemacht?

Moritz: Wir haben beide schon immer Musik gemacht - von Prog Rock bis Drum'n'Bass war alles dabei. Das Tolle an I WANT POETRY ist: Mit der Musik, mit den Fotos und Videos haben wir etwas erschaffen können, mit dem sich ganz viele Menschen auf der ganzen Welt verbunden fühlen. Das ist wirklich verrückt - wir waren z.B. noch nie dort, aber unsere Songs waren gerade in den Top 40 in Mexiko. Aber gerade bei unseren Liveauftritten merken wir diese Connection, die wir über die Musik mit den Menschen haben, und dafür sind wir extrem dankbar.
 

Ahoi: Wie muss ich mir denn Euren Auftritt im Horns Erben vorstellen? Seid Ihr da auch zu zweit? Was geschieht? Brauche ich ein Kissen oder Tanzschuhe?

Tine: Beides, und nimm zur Sicherheit eine Packung Taschentücher mit. Im Ernst: Wir freuen uns total, die Songs von SOLACE + LIGHT in Leipzig im Horns Erben live zu spielen. Wir haben einen Song, “Souvenirs”, der sagt: Es sind nicht die Gegenstände, sondern die Begegnungen und Momente, an die wir uns erinnern. Und oft sind es die unbemerkten Dinge: zugehört zu haben, die richtigen Worte gefunden zu haben, oder einfach miteinander Zeit zu verbringen, die einen Nachhall finden und die dem Leben einen Sinn geben. Das spüren wir nirgends so stark wie auf der Bühne - jedes Konzert ist anders und besonders - eine Erinnerung, die wir ewig in uns tragen werden.

 

Ahoi: Musik muss ja auch unter Menschen, dafür braucht es in der Regel Vertriebsstrukturen und im besten Falle Labels – mit wem arbeitet Ihr zusammen?

Moritz: Wir sind gerne unabhängig und wir haben mittlerweile viele tolle Leute, mit denen wir zusammenarbeiten. Gerade auch musikalisch - für SOLACE + LIGHT haben wir z.B. mit dem Londoner Produzenten Roy Kerr gearbeitet, was einfach super inspirierend war. Die Musik rauszubringen ist ja heute relativ easy, bei Spotify und Co. Aber uns war auch wichtig, dass es eine Platte gibt, die man in der Hand halten kann. Das haben wir auch gemacht - in transparent sonnengelbem Vinyl, lichtdurchflutet wie die Musik.
 

Ahoi: Dann wünschen wir Euch und Eurer Musik ganz viel Aufmerksamkeit und Zuneigung. Danke, dass Ihr Euch Zeit genommen habt.

I WANT POETRY im Netz:

www.iwantpoetry.com

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