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  • Interviews
Freundschaft, Liebe, Toleranz

Gespräch mit dem Schauspieler David Leubner

Ein Leubner, viele Rollen © David Leubner

Nicht gleich und sofort instinktiv herum zu poltern und angetriggert das Gegenüber abzuwerten und zu entmenschlichen, bedeutet Zivilisation. David Leubner arbeitet als Schauspieler genau hier an der Reißnaht, möchte Geschichten spielen, die berühren und die Möglichkeit zur Selbstreflexion herstellen. Gerade spielt er das Stück „Der kleine Prinz“. Allein. Alle 14 Rollen. Ein Erlebnis. Ahoi-Redakteur Volly Tanner sprach mit ihm:

 

Ahoi: Guten Tag, David Leubner. Am 16. November 2022 bist Du der kleine Prinz in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Leipzig in der Bernhard-Göring-Straße 18-20. Zur besten Zeit 15:00 Uhr wirst Du alle Rollen dieses traumhaften Buches sein. Das ist ja auch ganz großes Bühnenbeackern. Warum aber alleine??? Kein Bock, das Rampenlicht zu teilen?

David Leubner: Ich mag es, mich der Herausforderung auf der Bühne zu stellen, daher habe ich mit meinem Regisseur Bernd Guhr bereits in meiner Zeit an der Theaterakademie Solo-Stücke erarbeitet. Das Stück „Der kleine Prinz” schließt an diese an. Oft im Leben kommt es vor, dass man sich einsam oder auch alleingelassen fühlt. Mit meinen Stücken möchte ich zeigen, was meine Rollen leisten und wie vielfältig sie sein können. Gerade bei dem Stück „Der kleine Prinz” kann man so verschiedene Ebenen des Theaters aufzeigen und es vermischen sich Elemente der Fantasie mit der Wirklichkeit, sodass ich mir das Rampenlicht mit bis zu 14 Rollen auf der Bühne teile. Natürlich spiele ich genauso gerne im Ensemble.

 

Ahoi: Der kleine Prinz ist hochphilosophisch. Gerade in Zeiten wie den Unsrigen, in denen Kriegsgebrüll unübertönbar scheint, ist der Text wichtig. Und die Kirchen sollten ja eigentlich auch zum Frieden aufrufen. Wie siehst Du das? Ist Theater – und hier gerade „Der kleine Prinz“ - in der Lage, Menschen in der Härte der Welt zu erreichen?

David Leubner: In dem Stück „Der kleine Prinz” geht es unter anderem um Freundschaft, Liebe und Toleranz. Es geht um Themen, die immer wichtig sind und die wir aufgrund des Alltags und des aktuellen Geschehens auch mal vergessen. Ich merke in den Gesprächen nach meinen Auftritten, dass das Theaterstück, so wie ich es spiele, einige Menschen bewegt. Natürlich war das in den letzten zwei Jahren, mit wenigen Spielmöglichkeiten, nicht immer einfach, aber umso mehr freue ich mich jetzt zu spüren, dass wieder mehr Menschen die Möglichkeit haben zu meinen Stücken kommen.

 

Ahoi: Der Kleine Prinz kommt aber auch noch in anderen Locations zur Wirkung. Wo und wann denn?

David Leubner: Im Neuen Schauspiel Leipzig landet „Der kleine Prinz” am 26.11.22 um 16.30 Uhr und 20 Uhr. Zudem gastiere ich mit dem Stück am 29.12.22 um 17.32 Uhr im Beyerhaus Leipzig.

 

Ahoi: Ich hörte, dass es mit Dir in allen Rollen auch noch „Die Leiden des jungen Werther“ geben wird. Wo und wann und warum gerade Werther?

David Leubner: Ich habe das Stück mit Bernd Guhr erarbeitet, weil es für mich reizvoll war, ein Drama zu wählen, bei dem ich beim Lesen immer wieder neue Facetten entdeckt habe. Sicher ist der Briefroman vielen auch etwas unliebsam aus ihrer Schulzeit in Erinnerung geblieben. Ich freue mich, wenn ich in der Bühnenfassung Menschen einen Anreiz geben kann, sich mit dem Werk erneut auseinanderzusetzen und sie mit mir gemeinsam das Wechselspiel aus Tragik und Leichtigkeit erleben. Es ist ein zeitloses Stück, da es zeigt, wie wichtig und stark die Liebe sein kann und wie gefährlich es ist, wenn diese Liebe in der Gesellschaft keinen Platz hat.

Für das kommende Jahr sind Termine geplant, die zeitnah im Spielplan auf meiner Website zu finden sind www.theater-im-herzen.jimdosite.com

 

Ahoi: Und dieses Krimidinner, von dem ich erfuhr? Das kann ich mir nun wirklich nicht als Solostück vorstellen. Wie handhabst Du das denn?

David Leubner: Jedes neue Theaterstück ist ein Abenteuer und ich stecke gerade mitten in den Proben für das Krimidinner „Kein Mörder - Was nun?!'', das ich ebenfalls als Solo-Stück in Zusammenarbeit mit der Autorin Mariann Gáborfi erarbeitet habe. Dabei haben wir es uns nicht einfach gemacht und zwei Jahre an der Fassung gearbeitet. Die Geschichte wird dabei aus drei Perspektiven vorangetrieben und mit einem humorvollen Blick in die Abgründe dreier Seelen erzählt. Umrahmt wird das Ganze von einem famosen 3-Gänge-Menü. Ich freue mich sehr auf die Premiere am 27.11.22 um 18 Uhr, sowie auf die weiteren drei Adventssonntage im Beyerhaus Leipzig.

 

Ahoi: Du wurdest in der Theaterakademie Sachsen ausgebildet – war das das Haus in Leipzig-Leutzsch? Kannst Du uns bitte etwas zu dieser Ausbildung erzählen? Das war ja damals ein recht abgeschlossener Raum. Mit faszinierenden Protagonisten …

David Leubner: Meinen Abschluss zum Darsteller für Dramatische Bühnenkunst habe ich 2018 an der Theaterakademie Sachsen in Delitzsch gemacht. Das war eine sehr intensive Zeit für mich, in der man lernt, seine Grenzen auszuloten und manchmal auch zu überschreiten. Mit meinen Kommilitonen tauchte ich über das Schauspiel, den Tanz und den Gesang in die Materie des jeweiligen Stückes ein und wir haben nächtelang in der Schule geprobt und philosophiert.  

 

Ahoi: Gibt es ein Traumstück, welches Du unbedingt noch machen möchtest? Und wenn ja, welches?

David Leubner: Ein Traumstück habe ich in der Form nicht, denn ich lege meine Träume und meine Kraft in die Erarbeitung und Proben meiner Stücke. Dabei liebe ich es, mir die Impulse aus meinem Umfeld und der Literatur zu holen. Die Stücke wähle ich meist mit meinem Regisseur Bernd Guhr aus. Die Auswahl gestaltet sich als Findungsphase, in der wir uns gegenseitig Stücke vorschlagen, diese gemeinsam lesen und philosophieren, bis ein Werk aus der Auswahl heraussticht.

 

Ahoi: Deine Homepage heißt „Theater im Herzen“. Warum?

David Leubner: Ich finde, jeder sollte ein bisschen Theater im Herzen haben, denn das bedeutet für mich, dass man nicht gleich verurteilt und sich besinnt, dass eine Situation, die man glaubt zu verstehen, auch ganz anders sein kann. Ich stecke meine Leidenschaft, sowie meine gesamte Zeit in meinen Beruf und das kommt für mich über diesen Namen zum Ausdruck.

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