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  • Interviews
Immer der Unterhaltung verpflichtet

Gespräch mit dem Reimeschmied Igs Bauer

Im Literaturgetümmel scheint es nur noch bedeutungsschwangere, hochemotionale und politisch überkorrekte Ergüsse zu geben. Doch dem ist gar nicht so. Es gibt noch Heimatdichter, Verseflechter und Reimeschmiede, die einfach an der Lust zu Fabulieren agieren und sich in der Freude am Text verlieren. Hui. Hui. Hui. Igs Bauer, eigentlich der Leipziger Allroundkünstler, hat nun auch Buch gefaltet und Ahoi-Redakteur Volly Tanner dazu Fragen beantwortet.

Igs Bauer an seiner Heimatwand © Igs Bauer privat

Ahoi: Guten Tag, lieber Igs Bauer. Ich kenne Dich ja von Deinem jahrzehnteüberbrückenden Engagement für die hiesige Kulturlandschaft. Du bist Musikant, Sänger, Erzähler, Alleinunterhalter, Talker undundund … und jetzt halte ich Dein Büchlein „Meine Reime-Schmiede – mit Gedichten und Geschichten“ in den Händen. Glückwunsch! Du bist also jetzt auch ein sogenannter „Self-Publisher“. Wollte kein großer Verlag ran an Dein gutes Stück? Oder hast Du gar nicht gesucht und warum eigentlich?

Igs Bauer: Ich habe tatsächlich nicht gesucht, weil ich mir diesbezüglich keine Chancen ausgerechnet hatte. Ich bekam einen Hinweis auf einen „Self-Publishing-Verlag“ von einem alten Schulfreund. Dieser hat mir zugeraten.

 

Ahoi: Du befindest Dich mit Deinen Texten in der Tradition großer sächsischer Schriftsteller, die eben hauptsächlich die Geschichten der „Kleinen Leute“ erzählten. Nichts für Gespräche in den Szenelokalitäten der Stadt. Eher etwas für das Grillfest am Rande ebenjener. Für wen schreibst Du eigentlich? An wen richtet sich all Dein Schaffen?

Igs Bauer: Als Musiker und Komponist bin ich immer der Unterhaltung verpflichtet gewesen. Das zieht sich auch durch meine ‚dichterischen‘ Arbeiten.

Die Reime-Schmiede ist dabei nun eher ein Nebenprodukt, was keines Wegs vorher so geplant war. Irgendwann ergab es sich, dass auf eine Geburtstagskarte noch irgendwas Lustiges, Tiefsinniges oder Ähnliches geschrieben werden sollte. Einmal angefangen wurde das mein Job. Das zog sich durch alle möglichen Bereiche in der Familie, der Band, im Betrieb oder sonstwo. Ich entdeckte für mich den Spaß an Wortspielen oder auch an den Albernheiten der Kurt-Schramm-Gedichte. Liedtexte spielten logischer Weise auch eine Rolle.

Meine Reime-Schmiede ist also die Essenz der über Jahrzehnte zusammengetragenen Ergüsse. Die Zielgruppe an sich gab es nicht.

 

Ahoi: Was hat es mit dem personifizierten „Buch“ auf sich?

Igs Bauer: Ich fand die Idee charmant, eine zusätzliche gedankliche Ebene einzuziehen. Dabei wurde mir schnell deutlich, was sich damit machen ließ. Das „Buch“ erzeugt zum Teil einen roten Faden, diente als Moderator und half mir, gelegentlich etwas zu erläutern, was sonst nicht möglich gewesen wäre.

Für die Leser ist es jetzt wohl schwer zu verstehen, wovon wir hier sprechen. Also müssten sie vielleicht doch reinschauen!?

 

Ahoi: Du bist ja mittlerweile in einem Alter, in dem der Drang, ganz oben auf dem Plakat zu stehen, etwas nachlässt. Trotzdem musst Du trommeln, damit man von Deinem Buch erfährt und es im besten Falle kauft. Wie meisterst Du diesen Spagat?

Igs Bauer: Es ist fast peinlich: aber eigentlich habe ich mal Betriebswirtschaft/Marketing studiert. Schnell wurde mir aber klar, dass es etwas völlig Andres ist, für sich selbst zu werben als für Dritte. Vielleicht ist dazu mein persönliches Strickmuster auch nicht sehr geeignet!?

Ich muss also hoffen, dass man mich findet, dass die Medien aufmerksam werden und ich werde Lesungen anbieten (die in meinem Falle auch ein wenig Singungen sein könnten).

 

Ahoi: Du bist im besten Sinne „Heimatdichter“, gehst respektvoll mit Deinen Mitmenschen hier um und siehst das Kleine im Großen. Nun wissen wir Beide, dass das Sächsische gerade in urbanen Zusammenhängen nicht wohl gelitten ist, von verschieden Milieus gar genutzt wird, um Menschen abzuwerten. Was bleibt, wenn unsere Sprache verloren ist?

Igs Bauer: Damit ist natürlich zu rechnen und so etwas passiert gerade weltweit. Vielleicht steckt gerade in dieser meiner Ignoranz ein gewisser Wert. Wie lautete der Spruch: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich trotzdem heute noch ein Bäumchen pflanzen.“ Genau! So viele sächsische Beiträge sind es aber gar nicht. 

Übrigens schrieb mir jemand in einer Rezension, man sollte derartige Gedichte laut lesen. Dann geht’s besser.

 

Ahoi: Wie kommen nun aber interessierte Leser an Dein Buch heran? Gibt es das auch ganz regulär im Buchhandel?

Igs Bauer: In den einschlägigen Läden wird es wohl nicht auftauchen. Ich versuche selbst immer genügend Exemplare bereit zu halten (als gebundene Ausgabe und auch als Taschenbuch – siehe igsbauer.de). Manch einer wünscht ein Autogramm oder eine Widmung. Das geht dann.

Sonst findet der interessierte Leser beide Versionen bei Online-Händlern. Also Amazon, Lehmanns, Thalia oder z.B. Hugendubel. Die feinere Version (14,99) bieten aber nur einige an.

 

Ahoi: Kannst Du uns bitte noch etwas zu den Bildern im Buch erzählen?

Igs Bauer: Mir schien es auflockernd, ab und an ein Bildchen mit einzubauen. Ich habe mich auf bearbeitete Fotos und kleinere Zeichnungen konzentriert. Da mir bei solchen Versuchen aber manches so gar nicht gelingen wollte, suchte ich mir Hilfe. Claus-Peter Lange steuerte eins bei und der Kontakt zu Lutz Richter war besonders fruchtbar. Lutz hat in der Manufaktur Meißen Porzellanmaler gelernt und seine Hobbies sind jetzt Karikaturen und Cartoons. Er ist auch für das Cover-Bild verantwortlich, welches ich für außerordentlich gelungen halte.

 

Ahoi: Und Live, Maestro? Wann geht es Live wieder los und wo überhaupt?

Igs Bauer: Insbesondere nach Corona sind alle sehr vorsichtig bis ängstlich. Unsere Talkshow „Vergissmeinnicht“ wird wohl erst Mai in einen neuen Versuch starten. Einen möglichen Termin trage ich dann auch auf meiner HomePage ein. Auch sonst ist nicht allzu viel Aktivität. Wir warten ab.
Schließlich blieb mir mangels musikalischer Optionen nichts anderes übrig, als so ein Buch zu veröffentlichen! Was soll ich machen?

Igs Bauer im Netz:

www.Igsbauer.de

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