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Mein „Woanders her“ ist in mir drin

Gespräch mit dem Poeten und Rockmusiker André Herzberg

André Herzberg Trio © Lutz Müller-Bohlen

André Herzberg gehört zu den Männern, die sich über Jahrzehnte hinweg immer wieder Gehör verschafften und dabei nie aus der Perspektive der Systemgewinner heraus schulmeisterten. André Herzberg war und ist erdige und ehrliche Rockmusik, Zeitzeuge und Erfahrener. Am 14. April kommt er mit seinem neuen Album in den Leipziger ANKER. Von woanders her. Ahoi-Redakteur Volly Tanner sprach kurz mit ihm:

 

Ahoi: Guten Tag, André Herzberg. Am 14. April 2023 feierst du Premiere und Tourauftakt mit deinem neuen Album „Von woanders her“ im ANKER zu Leipzig. Woanders ist denn dieses woanders?

André Herzberg: Das ist kein physischer Ort, da kann man sich in kein Flugzeug setzen und mal schnell hin düsen. Dieses „Woanders her“ ist in mir drin. Der Text des gleichnamigen Liedes (Titelsong) ist meine Bestandsaufnahme; wo stehe ich nach beinahe 50 Jahren als Künstler, ein Resümee. Wo verorte ich mich in der Gesellschaft um mich herum? Ich hatte das Glück, eine Begabung zu meinem Beruf zu machen. Aber mit dem, was ich ausdrücken wollte, bin ich immer wieder angeeckt. Diese Lebenseinstellung hat mir aber auch Energie zurückgegeben. Das zu tun, was ich für wahrhaftig halte, das nenne ich mein Glück, mein „Von woanders her“.

 

Ahoi: Mit Hans Rohe und Karl Neukauf hast du schon beim Vorgängeralbum „Was aus uns geworden ist“ zusammengearbeitet. Wie viel Anteil hat denn jeder von euch am jetzigen Album? Ganz oben steht schließlich André Herzberg drauf.

André Herzberg:  Diesmal habe ich mit Karl Neukauf als Produzenten gearbeitet. Er hat mir geduldig zugehört, wir haben uns langsam, auf sehr intime Weise, jedem Lied angenähert. Hans hat diesmal mehr von außen agiert, aber drei Lieder mitgeschrieben und weitere Gitarren dazu gespielt.

 

Ahoi: In der Presseinfo zum neuen Album steht als eine Überschrift: „Ouvertüre zum letzten Akt“. Mir ist gleich wackelig geworden. Wieso denn „letzter Akt“? Musikalisch ist da doch so viel Feuer. Dein Blues strotzt doch vor Kraft.

André Herzberg:  Ich bin jetzt 67 Jahre alt, ich muss der Tatsache ins Auge blicken, vielleicht nicht mehr so viel Zeit zu haben für immer neue Projekte. Ich habe ein paar schwere Krankheitserlebnisse hinter mir, da wurde ich mit der Nase drauf gestoßen. Es ist leichter, wenn ich es ausspreche und nicht so tue, als wäre ich für immer jung.

 

Ahoi: Wir durften auf Burg Goseck schon mal zusammen auftreten und ich lernte dich da als äußerst warmherzigen und dem Publikum zugewandten Menschen kennen. Wie hälst du dein Feuer am Brennen? Wie schaffst du es, dass du in dieser Zeit nicht verzweifelst?

André Herzberg: Von meinem Realismus war schon die Rede, ansonsten verfüge ich über jüdischen Humor, eine feine, uralte Medizin.

 

Ahoi: Das Album hat viel Blues, Gospel und Soul. Man könnte das auch mit dem Begriff „erdig“ zusammenfassen. Solche Musik ist derzeit in den Hitparaden und Radiostationen eher selten bis nicht vorhanden. Was ist für dich Erfolg? Schaust du noch in die Charts oder geht das völlig an dich vorbei?

André Herzberg: Doch, jedes Mal, wenn was Neues von mir fertig ist, Buch oder Album, habe ich die größten Hoffnungen, vielleicht kommt mir noch mal der große Zufall zu Hilfe und ich werde entdeckt.

 

Ahoi: Am 14. April gibt es das neue Album ja im ANKER. Ihr spielt in der Trioversion. Was erwartet denn das Publikum an diesem Abend? Wirst du auch aus deinen Büchern lesen?

André Herzberg:  Es wird ein reines Konzert, aber angefüllt mit vielen Liedern meiner Solo-Alben, die durch die Jahre entstanden sind.

 

Ahoi: Die Auskopplung „Ich schreibe ein Lied“ ist ein Aufbäumen, ein rebellisches „Ich mache, was ich will, und das mache ich weiter“, gemeinsam mit der großartigen Sängerin Steffi Breiting, die ich oft schon mit Tobi Hillig zusammen erleben durfte. Wie kam es zur Zusammenarbeit?

André Herzberg: Ich habe nach Sängerinnen gesucht, die soulig singen können für das Lied. Tobi Hillig ist seit Jahren begleitender Gitarrist bei den 3 HIGHligen, von denen ich einer bin. Steffi ist seine Lebenspartnerin und oft schon bei uns hinter der Bühne gewesen. So habe ich bei ihr angefragt und mich gefreut, als sie Lust hatte.

 

Ahoi: Beim Album „Tohuwabohu“ spielte der Leipziger Tino Standhaft eine Rolle, hörte ich. Welche war das denn?

André Herzberg: Ja, das war in den frühen Neunzigern. Tino, damals noch in Berlin wohnend, und ich, teilen die Liebe zu amerikanischer Rockmusik, deshalb passte er gut als Gitarrist in meine Band, die das Album einspielte und mit der ich live unterwegs war.

 

Ahoi: Danke, lieber André Herzberg für deine Zeit und deine Antworten. Wir wünschen euch ein volles Haus im ANKER am 14. April.

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