Ahoi: Guten Tag, Herr Staab. Sie waren als Kurator und Organisator der Ausstellung „Klinger damals und heute“ aktiv im Max-Klinger-Gymnasium am Werk. Wie kam es zur Idee der Ausstellung?
Christopher Staab: Ich betreue bei uns den Schulclub, der das Schülermagazin und den Schulmerch herausgibt. Mit diesen beiden Projekten war es immer unser Ziel, auch Veranstaltungen zu organisieren. Da dann die Wiedereröffnung des gemeinsamen Campus, unsere Freude an der Kunst und unser Schulname sich trafen, erschien mir das als ein passender erster Versuch. Das Motto „damals und heute“ sollte dem auch Rechnung tragen.
Ahoi: Und wer stellt alles aus? Woher sind die Künstlerinnen und Künstler, die ihre Werke präsentieren?
Christopher Staab: Achtzehn Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen der Max-Klinger-Schule. Der jüngste geht in die sechste Klasse, wir haben aber auch Abiturienten dabei. Diese Lebensvielfalt spürt man auch in der Heterogenität der Werke. Material, Thema, Umsetzung … alles ist anders.
Ahoi: Was hat Sie selbst bei der Produktion der Ausstellung am meisten überrascht?
Christopher Staab: Die Selbstständigkeit und das hohe Maß an Tiefgründigkeit. Natürlich musste man des Öfteren auf Termine pochen und ab und zu wurde alles recht knapp. Aber die Werke selbst bieten so viel, dass man einige Zeit mit Ihnen zubringen kann. Und dies eben ohne großen Einfluss von den Kunstlehrern oder mir.
Ahoi: Wie und wann kann man sich die Ausstellung denn als ganz normaler Mensch mal anschauen?
Christopher Staab: Wir sind in Verhandlungen mit dem Museum der bildenden Künste, ob die Werke in Form einer Zeitausstellung ausgestellt werden können. Das Begleitheft ist schon jetzt unter linktr.ee/schulclub einsehbar. Falls das funktioniert, wie wir uns das so vorstellen, kann man dann im Haus des MdbK alle Werke erleben.
Ahoi: Neben Ihrer Kuratoren-Tätigkeit sind Sie auch der Lehrer, der im Schulclub des Max-Klinger-Gymnasiums das oft preisverwöhnte Magazin Klinger-Express verantwortet. Können Sie uns etwas zur Redaktion erzählen?
Christopher Staab: Der Redaktion geht es in gewisser Weise ähnlich wie der Ausstellung. Vielfalt, Selbstständigkeit, Tiefe, Terminschwierigkeiten! Der Klinger-Express erscheint zweimal im Jahr und unser Ziel ist eine Mischung aus Themen des Schulalltages, aber auch ganz bewusst ein kritischer Blick auf das Weltgeschehen. Heute, wo es so einfach ist, sich abzulenken, ist es uns wichtig, aufmerksam zu bleiben.
Ahoi: Der Klinger-Express hat ebenfalls eine künstlerische Ecke, viele Jahre entstanden auch grandiose Cover. Wer hat sich denn hier beteiligt?
Christopher Staab: Die künstlerische Ecke erstreckt sich sogar nicht nur auf das Cover. Wir haben Künstlerinnen und Künstler, die sich im „Mittelabteil“ an Einzelwerken, einer Comicstrecke und während Covidzeiten sogar mit kleinen Viren im ganzen Heft austobten. Künstlerische Entfaltung war uns schon sehr früh wichtig und wir suchen zwischen eigener Tradition und Abwechslung nach immer neuen Möglichkeiten. Zuletzt haben wir alle Mitglieder der Redaktion beteiligt und ein erstes digitales Cover mit Bildern von allen erstellt. Es gibt immer etwas Neues!
Ahoi: Das Max-Klinger-Gymnasium hatte einige Prominente in ihren Mauern, da wäre der Moderator Kai Pflaume zu nennen, aber auch der legendäre Musiker Tobias Fiedler. An wem orientieren sich eigentlich die jungen Künstlerinnen und Künstler? Welche Trends sehen Sie als Kurator in den Beiträgen zur Ausstellung „Klinger damals und heute“?
Christopher Staab: Wieder kann ich hier von Vielfalt sprechen. Es gibt Werke, die sich nah an der Vorlage orientieren. Der Gedanke war ja, bestehende Klinger-Werke neu zu interpretieren. Das ist manchmal sehr deutlich sichtbar, an anderer Stelle erkennt man es erst auf den zweiten oder dritten Blick. Manchmal war es der Einbezug von Kritik an der Moderne, oft in Form von lebenswirklichkeitsnahen Themen wie Social-Media, Sucht, Identität, Klimawandel und anderer Gesellschaftskritik. Manchmal war es auch gar nicht eindeutig und es bildeten sich diskussionsschwere Menschentrauben um ein Werk. Außer dem Thema Klinger gibt es nur wenige gemeinsame Nenner in den Werken.
Ahoi: Und wie geht es weiter? Echte Kunst ist im Fluss … da muss es ja immer weiterfließen …
Christopher Staab: Das ist auch eine sehr schwierige Frage. Vielleicht machen wir aus dem Auftakt unserer Ausstellung eine neue Tradition, vielleicht wird sie beim nächsten Mal ganz anders. Vielleicht bleibt es aber auch einmalig. Aber der Reiz und die Lust sind schon da!
Ahoi: Dann wünschen wir Ihnen weiterhin viel Freude bei Ihrer Arbeit und den jungen Menschen viele aufgeschlossene Pädagogen an ihre Seite.