//
//
  • Interviews
Die Natur hat ihre eigene Ästhetik

Gespräch mit dem Imker André Soudah

Bienen-André über der Stadt © A. Soudah

Das Insektensterben nimmt desaströse Ausmaße an. Da kann man sagen: „Mir doch egal, ich zocke weiter viral.“, oder man bereitet den kleinen Fleißigen Wiesen und Zufluchten. Dies ist nicht einmal aufwendig, teuer oder anstrengend. Wie bei so vielen Momenten hat es nur etwas damit zu tun, ob man bewusst leben will oder wie ein fremdgesteuertes Roboterchen den Schreihälsen des Kapitals folgt. Krieg inbegriffen. Ahoi-Redakteur Volly Tanner sprach mit dem Imker André Soudah und erfuhr Folgendes:

 

Ahoi: Guten Tag,lieber André Soudah. Du bist Imker in Leipzig, verhätschelst also Großstadtbienchen. Wie kamst Du denn zur Imkerei?

André Soudah: Mich hat vor einigen Jahr das Interesse gepackt. Bis zur Umsetzung hat es dann noch einmal zwei Jahre gedauert und ich bin bei einem Imkerpaten regelmäßig mitgelaufen, habe einen Imkerkurs beim Imkerververband absolviert, um das Handwerk zu erlernen.

 

Ahoi: Und wie kam es dazu, dass Du Dich selbstständig gemacht hast damit?

André Soudah: Das war ein fließender Übergang. Ich vermittle das Wissen rund um die Bienen, möchte aufklären und zeigen, dass Bienen ungefährlich sind und die Imkerei für jeden und jede ein tolles Hobby sein kann.

 

Ahoi: Wie viele Völker und Bienchen hast Du eigentlich unter Dir?

André Soudah: Bis zu 30 Völkern läuft man grundsätzlich als Hobbyimkerin oder -imker durch. Ein Volk hat zum Höhepunkt bis zu 80 - 90.000 Bienen und Drohnen.

 

Ahoi: Und wo sind die alle?

André Soudah: Ich habe einen Bienenlehrstand im Leipziger Auwald, zu dem Kitas- und Schulklassen und Besuchergruppen regelmäßig kommen.

 

Ahoi: In der vhs gibt es ja auch ein Volk - heißt das, dass Du da jetzt Workshops anbietest? Erzähl mal bitte …

André Soudah: Richtig. Jede und jeder, der oder die das Imkern lernen oder einfach einen Einblick bekommen möchte, kann das bei mir. Über Schnupper-, Einsteiger- bis Fortgeschrittenenkurse und Workshops im Rahmen von Weiterbildungen biete ich ein vielfältiges Angebot. Besuchergruppen
von Firmen, Verwaltung und Vereinen nutzen den Standort im Auwald für einen Betriebsausflug. Ebenso Familien z. B. im Rahmen des Kindergeburtstages. In Schulen und Kitas biete ich altersgerechte
Bienenworkshops an. Immer mehr Schulen betreue ich beim Aufbau eines eigenen Bienenvolkes und vermittle den Schülerinnen und Schülern, beispielsweise im Rahmen des Schulgartenprojektes oder GTA-Angeboten das Wissen um die Bienen und Imkerei.

 

Ahoi: Ich hörte, dass in den Städten die Honigbienchen mittlerweile den Wildbienchen die Räume wegsammeln. Ist da was dran? Es gibt ja immer Nachrichten, die nur zum Emotionen schüren da sind, deshalb jetzt mal Du als Experte: Wie ist es aus Deiner Sicht mit der Verdrängung?
 

André Soudah: Es gibt zu dieser Behauptung bisher keine wissenschaftliche Studie. Ich kann das auch nicht ganz nachvollziehen, da es grundsätzlich eher immer weniger Bestäuber gibt als zu viele. Bienen und Wildbienen begegnen sich sehr friedlich, wenn sie mal auf der gleichen Blüte zusammentreffen. Oftmals wird zudem vergessen, dass es auch wildlebende Honigbienenpopulationen schon immer gegeben hat.

 

Ahoi: Was können Großstädter tun, damit es mehr Bienchen gibt?

André Soudah: Grünflächen schaffen, Wildbienenbehausungen bauen und ganzjährige Pflanzen ziehen, die auch tatsächlich Nektar liefern. Im Garten keine Versiegelung von Flächen, Totholzecken schaffen bis vermeintlich tote Bäume stehen lassen - die sind in der Regel ein Paradies für Tiere und eben auch für Insekten. Zudem möglichst bis Ende Mai den Rasen nicht mähen. Mit diesen kleinen Maßnahmen wäre schon viel gewonnen. Auf dem Balkon dann Wildbienenhotels, am besten aus Holzstämmen selbst bauen und vor allen tiefe Löcher einbohren. Schilf geht auch, wird meiner Erfahrung nach aber nicht so gut angenommen. Hier gilt: Je oller, desto doller. Die Natur hat ihre eigene Ästhetik.

Problem oftmals bei gekauften Wildbienenhotels: Die locken durch ihren Aufbau andere Tiere und Insekten an, die dann wiederum direkt vor der Tür mit den Wildbienen ein wunderbares Buffet finden.

 

Ahoi: Und was sollten sie unterlassen?

André Soudah: Von Honigbienen auf dem Balkon halten, rate ich eindringlich ab. Zudem unbedingt vorab einen Imkerkurs absolvieren.

Kontakt zu Bienen-André:

www.kinderimkerei.de

www.bienenandre.de

Instagramm/Facebook: bienenandre

« zurück
zur aktuellen Ausgabe