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Für einen Anspruch auf Sterbehilfe

Gespräch mit Beppo Küster

Einst sang er „Absolute Stille“ und war der Humorist der Herzen in der DDR, heute engagiert er sich für einen Anspruch auf Sterbehilfe. Daneben hat Beppo Küster viele Fäden seines Leben in unsere Stadt gesponnen. Ahoi-Redakteur Volly Tanner hakte nach:

Beppo Küster hat die Ruder seines Lebens voll im eigenen Griff © Beppo Küster privat

Ahoi: Guten Tag, lieber Beppo Küster. In meiner Jugend warst Du ein TV-Star und hast Millionen von Menschen unterhalten. Heute engagierst Du Dich für ein weitaus ernsteres Thema. Um was geht es bei der Petition „Selbstbestimmt bis zum Ende“?

Beppo Küster: Ums Leben! Und um die Kontroverse, ob und wie und wer helfen darf, wenn ein unheilbar kranker, leidender Mensch selbstbestimmt aus dem Leben scheiden will.

 

Ahoi: Ich dachte, dass die Thematik gesetzlich mittlerweile geregelt wäre. Wo hängt es denn?

Beppo Küster: Es ist gar nichts geregelt, es gibt nur kein Verbot mehr. Vor zwei Jahren wurde vom Bundesverfassungsgericht der § 217 (Verbot geschäftsmäßiger Sterbehilfe) als verfassungswidrig aufgehoben. Nun debattieren die Volksvertreter, wie es weitergehen soll. Konservativ orientierte Abgeordnete wollen das Verbot wieder als Gesetz formulieren mit hohen Hürden für den Patienten. Gottseidank gibt es auch viele Abgeordnete, die die Betroffenen unterstützen wollen, mit einem Sterbehilfe-Gesetz. Da jeder Schwerstkranke Hilfe braucht, um sein Leben selbst zu beenden, gilt diesen Mitgliedern des Bundestages meine volle Unterstützung. Die Petition ist unsere Demo!

 

Ahoi: Du engagierst Dich seit Jahren für einen Anspruch auf assistierten Suizid. Warum eigentlich?

Beppo Küster: Ich habe früher das Thema (wie die meisten) verdrängt. Aber seitdem ich mich engagiere, aus zwei Gründen. 1. Sterbehilfe durch einen Verein kostet in Deutschland etwa 2.500,- EUR, was machen die, die das Geld nicht haben? 2. Mein Leben gehört mir und kein Arzt, kein Politiker hat das Recht, mich zum Leben zu zwingen. Ausnahme: Manchmal muss man den Menschen vor sich selbst schützen. Liebeskummer oder ähnliches temporäre Leid ist kein Grund sein Leben zu beenden.

 

Ahoi: Und was war der Ausgangspunkt Es gibt ja bei jedem Engagement den Moment, der das Fass im Regelfall zum Überlaufen bringt.

Beppo Küster: Mit dem Elend, das Tausende Kilometer von uns entfernt ist, werden wir ständig medial konfrontiert, das im eigenen Land findet wohl weniger Interesse. Man muss es selbst erfahren. Ich habe es erlebt, als meine Mutter starb. Sie ist nach und nach in drei Wochen langsam erstickt. Es war einfach nur grausam.

 

Ahoi: Bis wann brauchst Du nun die Unterschriften?

Beppo Küster: Nach meinen Informationen aus dem Bundestag soll noch in diesem Jahr die Entscheidung fallen. Um das Quorum zu erreichen, brauchen wir mindestens 50.000 Online-Unterschriften – in einem Monat. Das muss vorbereitet werden. Deshalb registrieren sich im ersten Schritt die Unterstützer auf meiner Homepage. Dauert nicht mal eine Minute.

 

Ahoi: Jetzt mal ein anderes Thema, Beppo – nämlich DU. Du hast mehrere Verbindungen nach Leipzig, so durftest Du damals, als Du als Geigenschüler an einem Musik-Wettbewerb teilgenommen hattest, beim damaligen Thomaskantor übernachten. Wie war das denn? Wer war das damals? Und wie kam es dazu?

Beppo Küster: Oh Mann, das ist 55 Jahre her. Mitte der Sechziger. Ich weiß beim besten Willen nicht mehr wie der hieß, nur – er hatte zwei sehr attraktive Töchter in meinem Alter … Die Musikschulen haben das organisiert, ich wurde für drei Übernachtungen dort einfach eingewiesen.

 

Ahoi: Und Deine erste große Liebe Tanja lebte in der Leipziger August-Bebel-Straße, was ja nicht vergessen werden sollte. Du selbst lebtest aber nicht hier. Wie gestaltete sich denn Euer Zusammenkommen, -sein und –auseinandergehen?

Beppo Küster: Wo hast du denn diese Info ausgegraben? Ja, es stimmt. Ich habe sie auf irgendeiner Kulturveranstaltung kennengelernt. Sie im Chor, ich als Geiger im Programm. Ich studierte schon das zweite Jahr in Köthen an der Pädagogischen Hochschule. Es war eine Wochenend-Liebe. Heiß und toxisch. Sie hielt ein Jahr.

 

Ahoi: Arndt Bause, der Papa von Inka und Komponist der von Dir in die Welt gegebenen Hits, war ja auch Leipziger. Ich kenne aber nur Aufnahmen, auf denen er berlinert. Gab es da einen heimlichen Sachsen im Hause Bause?

Beppo Küster: Der Arndt hat berlinert? Na vielleicht so, wie ich Englisch spreche. Möglicherweise hat er sich bei Kamerarotlicht Mühe gegeben, privat klang das ziemlich nach Leipzig.

 

Ahoi: Schlussendlich hattest Du auch Dein TV-Debüt in der Sendung „Da liegt Musike drin“ im Haus der Heiteren Muse in Leipzig. Der leider viel zu früh verstorbene Kammersänger Reiner Süß moderierte. Wie war Reiner Süß eigentlich?

Beppo Küster: Kann ich dir nicht sagen, weil – habe ich geschrieben. In meinem Buch „Die DDR – mein Kessel Buntes“.

 

Ahoi: Zurück zur Petition. Was geschieht mit ihr nach dem Ablauf der Unterstützerunterschriftensammlung?

Beppo Küster: Sobald sich die nötige Anzahl von Unterstützern bei mir registriert haben, reiche ich die Petition ein. Alle Unterstützer bekommen von mir eine Mail mit der Start-Info. Von dem Tag an haben alle einen Monat Zeit, um ONLINE beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages zu zeichnen. Das wäre eine große Chance, machtvoll zu demonstrieren, dass – nach mehreren Umfragen rund 80% der deutschen Bürger – wollen: Optional einen Anspruch auf Sterbehilfe.

Die Fakten zur Anmeldung zur Petition hier:

www.beppo-kuester.de

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