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  • Leipzig engagiert sich
Lukas Kämmer

Eine Seite Vernunft

23 Menschen starben im vergangenen Jahr bei Badeunfällen in Sachsens Seen. Unachtsamkeit, fehlender Schwimmunterricht und Nachwuchsmangel bereiten den Rettungsschwimmern Sorge. Lukas Kämmer ist einer von ihnen, er arbeitet ehrenamtlich bei der DLRG.

Lukas Kämmer
Lukas Kämmer © privat

Beste Rettung: Eigenverantwortung

Das Leipziger Neuseenland ist für die Menschen und Städte der Region ein Segen. Es bringt nicht nur Gäste aus ganz Deutschland, belebt Restaurants und Freizeitangebote, sondern lockt viele Bewohner einer aufstrebenden Großstadt ans Wasser, aufs Wasser und ins Wasser.

Für einige Menschen ist es hingegen ein Fluch. Denn: Sie sind ertrunken. Zwischen anderen Badegästen an einem vollen Strand, im reißenden Strom einer Wehranlage oder im Winter beim alleinigen Eisbaden. Das Überschätzen eigener Fähigkeiten kann im Wasser ebenso tödliche Folgen haben wie die Missachtung von Hinweisschildern.

Ein Großteil der Gewässer im Leipziger Neuseenland sind in der Saison unbewacht, das heißt: Niemand beobachtet ständig bestimmte Wasserbereiche und Strandabschnitte. Hier ist in erheblichem Maße Eigenverantwortung gefragt.

Drei Ausnahmen gibt es: Den Strandabschnitt vor dem Campingplatz am Kulkwitzer See, die Schladitzer Bucht – wohlgemerkt beides rein private Beauftragungen – und den Oststrand am Markkleeberger See. In einer Vorreiterrolle investiert Markkleeberg in die professionelle Wasserrettung und zeigt als einzige Stadt im Neuseenland die Einsicht, in der Verantwortung zu stehen. Und damit auch die Einsicht, dass qualifizierte Wasserrettung eine Sache von wenigen Minuten ist und damit eine Präsenzabsicherung benötigt – und nicht nur einzelne Boote in weit vom Wasser entfernten Feuerwachen.

Drei bewachte Badestellen sind in einem touristisch erschlossenen Gebiet mit über 20 Seen und zahlreichen Flüssen nicht genug. Es bedarf dringend eines Systems klassischer Wachstationen, die, gut erreichbar und ausgeschildert, für Badegäste Anlaufstellen der Badesicherheit und Ersten Hilfe bedeuten.

Dafür braucht es – neben der Infrastruktur – vor allem gut ausgebildete Rettungsschwimmer. Wegen der Corona-Pandemie konnte der Nachwuchs nur sehr begrenzt ausgebildet werden, sodass auch Lücken in den Dienstplänen der Ehrenamtlichen unvermeidbar sind. Ohne die Mithilfe aller Badegäste besteht also kaum eine Chance auf schnelle Rettung.

Richtiges Verhalten bei einem Wasserunfall außerhalb einer bewachten Badestelle: Notruf 112 wählen, geeignete Auftriebsmittel wie z. B. Rettungsringe oder die in einer Testphase befindlichen „Public Rescue Tubes“ zuwerfen. Keine Rettung allein versuchen. Falls ein Mensch mit Sicherheit untergegangen ist, die genaue Stelle merken und den Einsatzkräften beschreiben.

Lukas Kämmer leitet die Pressestelle der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Bezirk Leipzig e. V., der 22-Jährige studiert Rechtswissenschaft an der FernUniversität in Hagen und arbeitet nebenberuflich im Rettungsdienst.

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