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Solo-Selbstständiger Robby Winkler im Interview

„Die Lage ist komplex“

Robby Winkler im Pop-Up-Store „Schöne Dinge“ in der Mädlerpassage © Volly Tanner

Robby Winkler ist einer jener Leipziger Handwerker und Designer, die derzeit im temporären Laden „Schöne Dinge“ in der Mädlerpassage ihre Produkte verkaufen (Ahoi berichtet in der aktuellen Dezember/Januar-Ausgabe). Denn wenn die Weihnachtsmärkte abgesagt sind, müssen Alternativen her!

Am Rand von Leipzig, in Lützen, hat Winkler seine Holzwerkstatt. Die dort in liebevoller Handarbeit gefertigten Objekte verkauft er normalerweise in der Region auf Märkten und in kleineren, inhabergeführten Läden. Nun – in der wirtschaftlich wichtigsten Zeit des Jahres – geht es ans Eingemachte. Ahoi-Redakteur Volly Tanner traf ihn in der Mädlerpassage und sprach mit ihm.

Guten Tag, Robby Winkler. Wir trafen uns gerade im Pop-Up-Store „Schöne Dinge – von mir zu dir“ in der Mädlerpassage. Gerade jetzt im Weihnachtsgeschäft sind solche Stores ja die Möglichkeit für Kleinproduzenten und Designer, ihre Produkte zu verkaufen, wovon ja weit ins neue Jahr hinein gezehrt wird. Nun hat der Lockdown auch hier die Konsumentenmassen von den Straßen gefegt. Eine schwierige Situation. Wer präsentiert sich denn alles im Store und mit was für Produkten?

In unserem Store sind folgende Handwerker vertreten: Franziska Köllner, Keramik und Objekte der Firma Ceramic Objekts; Sebastian Zenner, Schmuck und Silberarbeiten Goldschmied; Alexander Lange/Leo Scholz, Lichtobjekte und Lampen der Firma Lumber Light; Judith Herschel, Stoffpostkarten, Schlüsselbänder und Brillenbänder im Upcycling der Firma Stoffpost und Nikita Royman, Kalender und Bilder, Fotografie und Kunst.

 

Und jeder der Produzenten steht hier mal hinter der Verkaufstheke? Sehe ich das richtig?

Das sehen Sie richtig. Jeder übernimmt eine ausgehandelte Anzahl von Diensten im Laden.

 

Sie selber erstellen ja wundervolle Gebrauchs- und Schmuckgegenstände aus heimischem Holz – was denn zum Beispiel und wo kommt das Holz her?

Wir fertigen aus regionalen Hölzern schöne Dinge für den täglichen Gebrauch und Kinderspielzeug. Wie zum Beispiel Pfannenwender, Buttermesser, Butterdosen, Schneidebretter, Pfeffermühlen, Magnetmesserhalter, Löffel, Kinderbausteine oder Holzautos. Die Hölzer kommen direkt aus Leipzig oder aus der unmittelbaren Umgebung wie zum Beispiel aus Naunhof, Schkeuditz oder Zwenkau.

Das Leerfegen der Innenstädte bedeutet ja auch, dass, wenn Sie keine Einnahmen haben, die Zulieferer ebenfalls Einbußen erleiden. Ein Rattenschwanz. Ganz besonders, da Sie als Soloselbständige eben ja nicht durch die Industrielobbyisten Einfluss auf die Bundesregierung nehmen können und jeden Cent auch wirklich selber erwirtschaften müssen. Fühlen Sie sich mit Ihrer Leistung gerade in Coronazeiten eigentlich wertgeschätzt?

Ich erkenne durchaus ein Bemühen, allerdings ist die Lage vieler Soloselbständiger und so auch meine komplex und individuell sehr verschieden. Jeder baut sich seine Existenz unterschiedlich auf. Bis zum ersten Lockdown habe ich fast ausschließlich meine Waren auf Kunsthandwerkermärkten verkauft. Diese wurden schließlich über das ganze Jahr hinweg abgesagt, jedoch immer erst kurz vor dem jeweiligen Beginn, so dass keinerlei Planungssicherheit gegeben war. Ich konnte also mein bisheriges Geschäftsmodell so nicht weiterführen und dafür gab es keinerlei Unterstützung oder Verständnis. Auch deshalb bin ich froh über die Möglichkeit, Teilnehmer diese Pop-Up-Stores zu sein. Es ist also eher das fehlende Verständnis für die Situation der einzelnen Selbstständigen, welches Schwierigkeiten schafft.

 

Wo kann man denn Ihre Produkte noch erstehen?

Unsere Produkte kann man außerdem im Bioladen Naturell in Halle, Große Deichstraße; im Bioladen Arche in Görlitz und im „Streichgut" in Leipzig auf dem Spinnereigelände bekommen.

 

Sie sind seit 2003 am Markt erfolgreich. Wie sehen Sie die Zukunft – die nähere, aber auch strategisch die entferntere – in Bezug auf Kleinunternehmer?

Ich versuche dem Trend „Alles im Netz zu bestellen" entgegen zu wirken. Natürlich schätze ich das Internet als Kommunikationsplattform und Werbefläche, jedoch halte ich den Bildschirm für viele Produkte, deren Ästhetik auf dem haptischen Erfahren beruhen, für ungeeignet. Ich hoffe, dass die Kunden den Wert des direkten Kontaktes mit dem Handwerker auch in Zukunft, und vielleicht dann noch mehr, zu schätzen wissen. Immerhin würde ein Stück Kulturgeschichte ansonsten verschwinden.

 

Was wünschen Sie sich von den Leipzigern und Ihren Gästen?

Ich wünsche mir gute Begegnungen in diesem Laden. Dabei verkaufe ich sehr gern die Designprodukte meiner Kollegen und auch meine eigenen. Und so geht es uns allen.

Robby Winkler: www.holzwerkstattrobbywinkler.de

Pop-Up-Store „Schöne Dinge – von mir zu dir“, Mädlerpassage, Mo – Sa 11 – 19 Uhr

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