Das Leerfegen der Innenstädte bedeutet ja auch, dass, wenn Sie keine Einnahmen haben, die Zulieferer ebenfalls Einbußen erleiden. Ein Rattenschwanz. Ganz besonders, da Sie als Soloselbständige eben ja nicht durch die Industrielobbyisten Einfluss auf die Bundesregierung nehmen können und jeden Cent auch wirklich selber erwirtschaften müssen. Fühlen Sie sich mit Ihrer Leistung gerade in Coronazeiten eigentlich wertgeschätzt?
Ich erkenne durchaus ein Bemühen, allerdings ist die Lage vieler Soloselbständiger und so auch meine komplex und individuell sehr verschieden. Jeder baut sich seine Existenz unterschiedlich auf. Bis zum ersten Lockdown habe ich fast ausschließlich meine Waren auf Kunsthandwerkermärkten verkauft. Diese wurden schließlich über das ganze Jahr hinweg abgesagt, jedoch immer erst kurz vor dem jeweiligen Beginn, so dass keinerlei Planungssicherheit gegeben war. Ich konnte also mein bisheriges Geschäftsmodell so nicht weiterführen und dafür gab es keinerlei Unterstützung oder Verständnis. Auch deshalb bin ich froh über die Möglichkeit, Teilnehmer diese Pop-Up-Stores zu sein. Es ist also eher das fehlende Verständnis für die Situation der einzelnen Selbstständigen, welches Schwierigkeiten schafft.
Wo kann man denn Ihre Produkte noch erstehen?
Unsere Produkte kann man außerdem im Bioladen Naturell in Halle, Große Deichstraße; im Bioladen Arche in Görlitz und im „Streichgut" in Leipzig auf dem Spinnereigelände bekommen.
Sie sind seit 2003 am Markt erfolgreich. Wie sehen Sie die Zukunft – die nähere, aber auch strategisch die entferntere – in Bezug auf Kleinunternehmer?
Ich versuche dem Trend „Alles im Netz zu bestellen" entgegen zu wirken. Natürlich schätze ich das Internet als Kommunikationsplattform und Werbefläche, jedoch halte ich den Bildschirm für viele Produkte, deren Ästhetik auf dem haptischen Erfahren beruhen, für ungeeignet. Ich hoffe, dass die Kunden den Wert des direkten Kontaktes mit dem Handwerker auch in Zukunft, und vielleicht dann noch mehr, zu schätzen wissen. Immerhin würde ein Stück Kulturgeschichte ansonsten verschwinden.
Was wünschen Sie sich von den Leipzigern und Ihren Gästen?
Ich wünsche mir gute Begegnungen in diesem Laden. Dabei verkaufe ich sehr gern die Designprodukte meiner Kollegen und auch meine eigenen. Und so geht es uns allen.