Ahoi: Guten Tag, liebe Beatrice Bergmann. Ich las im Netz Deinen Post „Wenn wir mutig wären". Was war der ausschlaggebende Punkt für Dich, ihn genauso zu schreiben?
Ich saß zu Hause auf meinem Sofa und hatte die kostenfreie Zeitung des Biomarkts vor mir. Dort las ich einen interessanten Artikel und bei jedem Satz dachte ich: ja genauso ist es...
Und das inspirierte mich dann auch dazu, diesen Post zu schreiben. Ich bin zu diesem und auch anderen wichtigen Themen unserer Gesellschaft jeden Tag im Austausch mit meinem Partner. Wir unterhalten uns viel über das, was gerade alles passiert und tauschen uns aus, was uns so bewegt und was wir tun können.
Auch da gibt es immer so viele Dinge, die mich bewegen und die ich gerne ausdrücken und teilen möchte. Und manchmal schreibe ich es einfach auf und teile meine Gedanken.
Ahoi: Du setzt dem Gegeneinander ein Miteinander entgegen, im derzeitigen Diskurs eine wichtige Aussage, die an die Größen der Aufklärung erinnert, die das Gemeinsame betonten, um stark zu sein – und nicht das Trennende. Wie reagierte Dein Umfeld?
Genauso, miteinander und nicht gegeneinander. Danke, dass du das nochmal so betonst... Wenn wir immer denken: Der andere macht das schon usw. – dann werden wir stehen bleiben und nichts passiert!
Mir fällt es an Kleinigkeiten im Alltag auf, an Menschen, denen ich begegne.
Es ist natürlich einfach, ein Spiegel des Anderen zu sein und einfach so (negativ) weiterzumachen oder zu reagieren. Aber, wenn ich doch der Spiegel des Anderen bin, mache ich es so gut ich kann, für mich richtig und richte mich positiv aus.
Das Umfeld reagiert dann meistens sehr positiv, mit einem wundervollen Zurücklächeln, mit Dankbarkeit, Freude, mit Verwunderung... und selbst, wenn keine Reaktion oder ein nicht gerade positives Feedback kommt, hat das meistens sehr wenig mit mir zu tun, sondern oft mit dem Anderen. Auch das durfte ich mit der Zeit lernen.
Ahoi: Die Philosophie eines Michael Ende, eines Kant und vieler anderer Menschen war auf eine gemeinsame Humanität ausgerichtet, derzeit scheint es so, als ob viele Identitäre nur noch für sich und ihre Freunde kämpfen und sich aus dem Gegensatz (der Abgrenzung) gegen alle anderen definieren. Ist das Ruder noch herumzureißen? Gerade in digitalen Zeiten – wie der Pandemie und dem Dauerlockdown inklusive Isolation der Menschen voneinander – fehlt ja das Gespräch, der kompromissbereite, nachfragende Umgang miteinander. Was können wir tun?
Zuhören und miteinander kommunizieren, das Gegenüber wirklich sehen und erkennen. Sich füreinander interessieren und einsetzen. Da sein. Im Hier und Jetzt.
Jeder Mensch bringt seine eigene Geschichte mit, seine Erfahrungen, seinen Schmerz und seine Freude. Jeder und jede hat und hatte einen anderen Weg zu beschreiten.
Wir gehen manchmal davon aus, alles zu wissen, was der Andere denkt. Aber in Wirklichkeit wissen wir es gar nicht, weil wir es manchmal nicht einmal bei uns selbst wissen.
Und deshalb ist echtes Interesse am anderen Menschen so wichtig, und auch einfach mal eine Frage stellen, die du dann auch so meinst.
Ahoi: Du selber bist Selbständige – bekannt und preiseverwöhnt als Master Stylistin bei Bergmann Friseure. Wie geht es der Firma? Und wie geht es dir?
Mir geht es mental und gesundheitlich sehr gut. Natürlich mit einem kleinen Nachteil, dem Finanziellen. Und auch wenn wir gerade wieder voll durchstarten, sehr viel Arbeit haben, und wirklich viel investiert haben in den Salon, in unsere Mitarbeiter und in Weiterbildung, können wir die vier Monate des letzten Jahres, die uns fehlen, nicht wieder nachholen. Es ist wie es ist.
Wir stecken den Kopf nicht in den Sand, bleiben positiv. Und dennoch gibt es Tage, an denen fällt es schwer. Schwer, für alle da zu sein und ein offenes Ohr zu haben, weil gerade um einen herum der Sturm tobt. Jeden Tag andere Hiobsbotschaften, andere Vorschriften und Hygienemaßnahmen. Wir mussten einen neuen Kredit aufnehmen, weil die versprochenen Hilfen nicht so kommen wie es vielleicht in den Medien suggeriert wird. Sie kommt in der Realität eher nicht oder nur teilweise.