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Oper Leipzig

Wenn Papa im Ofen landet

An der Oper Leipzig kehrt die Familien-Oper „Hänsel und Gretel“ auf die Bühne zurück. Tenor Matthias Stier schlüpft erstmals in die Hexen-Rolle – und traut Kindern viel zu.

Oper Leipzig
Perfekte Verwandlung: Die Maskenbildner haben viel zu tun, bis die schaurige Hexe auf die Bühne kann © Andreas Birkigt

Nein, fürchten muss man sich wirklich nicht, wenn Matthias Stier um die Ecke biegt. Der Tenor grüßt freundlich und nimmt sich im Parkettfoyer der Oper Leipzig erst mal Zeit für den Fotografen. Fiese Hakennase, bedrohliche Zähne und wildes, rotes Haar? Sucht man vergebens. Das alles kommt erst noch: Am 1. Dezember begibt sich der Sänger in die Hände der Maskenbildner und singt erstmals an der Oper Leipzig die Rolle der Hexe in „Hänsel und Gretel“.

Manchmal dürfen auch Männer die Hexe singen

Die Märchenoper von Engelbert Humperdinck gehört an vielen Häusern zum Repertoire und wird auch in Leipzig als klassisches Familienstück in der Vorweihnachtszeit gespielt. Geschrieben ist die Hexen-Rolle eigentlich für eine Sängerin, für Mezzosopran. Manchmal dürfen auch Männer ran, Tenöre. Was Stier spannend findet. „Man kann so viele Richtungen bedienen.“ Ist sie doch ein Mann? Oder eine alte Hexe mit männlichen Zügen? Die Figur lässt sich formen, mit Geheimnissen aufladen. Und wie ist sein Bild von der Hexe? Stier lacht. „Auf jeden Fall ist sie sehr verfressen.“ Womit man beim grausamen Zentrum des Märchens angelangt ist. Die Hexe verspeist Kinder. Wie reagieren darauf junge Zuschauer? Hat er Angst, Kindern zu viel zuzumuten? „Kinder sind oft viel weiter, als wir denken“, sagt Stier. Und sie kennen das Märchen. „Sie wissen, dass es gut ausgeht.“ Die Leipziger Inszenierung ist für Kinder ab acht Jahren empfohlen.

 

Kinder sind oft viel weiter, als wir denken. Matthias Stier, Tenor

Stier gefällt es in Leipzig. Aber die Berge fehlen.

Stier liest auch den eigenen Töchtern, sechs und acht Jahre alt, Märchen vor. Mit der Familie ist er 2019 nach Leipzig gekommen, wo er sich wohlfühlt, aber die Berge vermisst. Der Sänger ist in der Nähe von St. Gallen in der Schweiz aufgewachsen und hat es sich nicht leicht gemacht mit der Berufswahl. VWL und Informatik hat er zu studieren begonnen, bis er seinem Gesangstalent gefolgt ist. In Leipzig singt er unter anderem den David in Wagners „Meistersingern“, den Tamino in der „Zauberflöte“ und jetzt in „Hänsel und Gretel“. Ob die eigenen Kinder in die Vorstellung kommen? „Das haben wir fest eingeplant“, sagt Stier. „Und dann freuen sie sich, wenn der Papa im Ofen landet.“

Hänsel und Gretel
Oper Leipzig
Termine und Tickets auf www.oper-leipzig.de

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