Mit neun Jahren saß Ullrich Böhme am Klavier. Doch als Pfarrerssohn zog es ihn immer an die Orgel. Als 13-Jähriger begleitete er den Gottesdienst an der Barockorgel in Rothenkirchen. Eine lebenslange Liebe war besiegelt. Über Umwege schaffte er sein Diplom und wurde 1985 Thomasorganist. Sein erstes großes Projekt: die originalgetreue Restaurierung der Sauer-Orgel (gebaut 1889). Mit 5.600 Pfeifen und 88 Registern. Sie erklingt in den Motetten und Gottesdiensten. Und auch dazwischen, denn Ullrich Böhme übt fast täglich an der Orgel. Das man ihn hoch oben kaum sieht, damit kann er gut leben. Ehrlich sagt er: „Ich hoffe, mit meinen Tönen erreiche ich die Leute.“
- Musik
Weltbekannter Organist hört auf

Organist aus Leidenschaft
Künstler aus aller Welt (z. B. Pianist Lang Lang) kamen, um ihn an der Orgel zu erleben. Auch er bekam Einladungen aus der ganzen Welt, spielte in Paris, Osaka und Oxford. „Auf dem Thomasorganisten lastet eine Verantwortung. Man muss gut und besonders sein. KeinMittelfeld“, sagt Ullrich Böhme.
Am 22. Dezember wird er beim Weihnachtsliederabend mit den Thomanern das letzte Mal offiziell an der Orgel sitzen. Böhme: „Ich werde erstmalsseit 36 Jahren Weihnachten frei haben.“ Sehr zur Freude seiner Frau, Kinder und inzwischen vier Enkel. Schöne, unvergessliche Momente? „In der leeren Kirche alleinmit dem Grab von Johann Sebastian Bach und der Orgel. Das habe ich genossen“, verrät er. Einen anderen Job konnte er sich nie vorstellen. „Wenn man in der Thomaskirche musizieren darf, was will man Besseres?“
Ich hoffe, mit meinen Tönen erreiche ich die Leute.

Bach-Experten und Publikum schätzen ihn
Prof. Dr. Michael Maul, Intendant des Bachfests: „Ullrich Böhme werden viele vermissen: die regelmäßigen Besucher der Gottesdienste und Motetten in der Thomaskirche, diejenigen, die sich die Aufführungen von Bachs Passionen und des Weihnachtsoratoriums in Bachs Kirche anhören – und die internationale Bach-Gemeinde, die alljährlich zum Bachfest nach Leipzig pilgert.
Ullrich Böhme ist die Leipziger Instanz in Sachen Bachs Orgelmusik. Mit unglaublicher Genauigkeit, höchster Virtuosität im Spielen mit Händen und Füßen und beim Registrieren seiner Orgeln wird er uns allen lange in Erinnerung bleiben. Ich selbst erinnere mich an viele Bachfeste, in denen er mit einem schmissigen Präludium Bachs die Festivalsaison in der ausverkauften Thomaskirche eröffnete – immer brillant und unbestechlich in seinen tief durchdachten Interpretationen.
Mehr Infos unter
www.thomaskirche.org