//
//
  • Interviews
Gespräch mit Basti Schauer vom Kältebus Leipzig

Weihnachtsessen für wohnungslose Menschen

Basti unterwegs zu den Menschen © Kältebus Leipzig / Basti Schauer

Wir sollten aufhören, immer nur über den Tellerrand auf andere zu schauen und mit hoher Selbstreflektion mal auf unser eigenes Tun achten, sagt Basti Schauer, Initiator und seit Jahren Unterwegs-Seiender mit dem privat betriebenen Kältebus Leipzig. Mit seinen Freunden vom Schulterschluss e.V. hat er nun zum zweiten Mal ein großes Weihnachtsessen für wohnungslose Menschen in Arbeit. Eigentlich sollten prekär lebende Senioren auch die Möglichkeit miterhalten, dabei zu sein. Daraus wurde jedoch nichts. Warum nicht? Das erfragte Ahoi-Redakteur Volly Tanner direkt bei Basti Schauer:

Ahoi: Guten Tag, Basti Schauer. Mit Deinem Projekt Kältebus Leipzig und Deinen Freunden vom Schulterschluss e. V. organisierst Du zum zweiten Mal für den 19. Dezember 2023 ein Weihnachtsessen für wohnungslose Menschen. Wie kam es zum ersten Weihnachtsessen, was gab den Ausschlag?

Basti Schauer: Hallo Volly! Tja, das war echt ein sehr, sehr lange gehegter Wunsch und ein Traum, diesen Menschen mal ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Denen, die augenscheinlich vergessen sind und bleiben. Das war eine wundervolle Erfahrung und obwohl das Essen ja nun schon Jahre her ist, schwärmen heute noch die Menschen, die wir damals eingeladen haben, davon und das ist es, was ich erreichen wollte… eine gute Erinnerung schaffen.

Ahoi: Ich las, dass es heuer gar zu einer Gala kommen soll, mit Musik und Geschenken. Kannst Du uns bitte etwas zum Ablauf der 2023er-Ausgabe des Weihnachtsessens erzählen?

Basti Schauer: Ja, das wird grandios! Der Verein More than Subculture e.V. hat sich bereit erklärt, nicht nur Musiker heranzuschaffen, sondern auch eines seiner Projekte zu präsentieren. Hierbei geht es um eine Schulklasse aus Grimma, die einen Song gegen Mobbing im Alltag aufgenommen haben. Ich finde erstens das Thema unglaublich wichtig und wir als Verein Schulterschluss unterstützen das Ganze sehr. Es ist auch für mich sehr schön, dass junge Menschen sich mit den Thema Obdachlosigkeit auseinandersetzen.

Jeder, der uns an dem Abend verlässt, erhält eine Geschenketüte mit vielen tollen und nützlichen Dingen, etwas Süßem und etwas Obst. Dazu schicken wir die Leute nicht einfach weg, sie erhalten ein LVB-Ticket (leider nicht gesponsert von den Leipziger Verkehrsbetrieben), damit sie gut und sicher in ihre Übernachtungshäuser oder ihren Schlafplatz kommen.

Ahoi: Wo findet das Essen denn statt und wie kommen die wohnungslosen Menschen dorthin? Und woher wissen diese davon?

Basti Schauer: Das Täubchenthal in Leipzig hat uns seine Location zur Verfügung gestellt. Wir holen unsere Gäste mit Reisebussen vom Reiseunternehmen Geißler Reisen aus Eilenburg ab. Herr Geißler war so unglaublich lieb und hat sofort unserer Anfrage zugestimmt. Das wird echt toll.

Wir verteilen in den Übernachtungshäusern Plakate und auf der Straße Flyer mit den Einladungen.

Ahoi: Anfangs gab es noch die Idee, neben den wohnungslosen Menschen auch prekär lebende Senioren einzuladen. Was ist denn daraus geworden?

Basti Schauer: NICHTS! Das macht mich irre traurig. Jeder weiß, dass wir Rentner und Rentnerinnen in unserer Stadt leben haben, wo es gerade nicht so dicke ist. Lebenshaltungskosten steigen exponentiell zu den Renten… da kann man sich doch 1 und 1 zusammenzählen. Also habe ich mich hingesetzt und habe 15 Pflegedienste und weitere geriatrische Einrichtungen im häuslichen Bereich angeschrieben. Nicht ein einziger hat darauf geantwortet.

Das stimmt mich sehr traurig.

Ahoi: Ihr macht das alles im Ehrenamt, werdet für Euer Engagement nicht vom Staat alimentiert oder entlohnt. Trotzdem seid ihr aktiv, um den Menschen, denen es in unserem, Milliarden und Abermilliarden Euro durch die Gegend überweisenden Land schlecht geht, zu helfen. Ist ein gerechtes, humanistisches System überhaupt möglich? Was denkst Du? Was läuft falsch?

Basti Schauer: Dazu müssten wir aufhören, immer nur über den Tellerrand auf andere zu schauen und mit hoher Selbstreflektion mal auf unser eigenes Tun achten. Damit meine ich nicht nur die Politik, sondern das fängt schon bei jedem individuell an.

Man muss wieder lernen, auf sein Herz zu hören! Mehr möchte ich dazu nicht sagen! Frohe Weihnachten, mein lieber Volly und allen Leserinnen und Lesern… Bleibt Mensch!

Ahoi: Wie kann geholfen werden? Euch und den wohnungslosen Menschen?

Basti Schauer: Schaut auf unsere Facebook Seite, wir sind nie zu stolz, um Hilfe zu bitten! Helft bitte auch nach Weihnachten… bis zum 25.12. ist es schier ein Wahnsinn, was uns angeboten wird… nur leider kommt es danach dann immer zum berühmten Hilfeabsturz.

Ahoi: Danke für Dein Engagement, Basti.

Basti Schauer: Ich danke Euch!

Der Kältebus Leipzig im Netz:
​​​​​​​https://www.facebook.com/KaeltebusLeipzig​​​​​​​

« zurück
zur aktuellen Ausgabe