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  • Musik
Der Blick über die Welt hinaus

Wagner in Leipzig

Ob Opernaufführung, Symposium oder Denkmal – an Richard Wagner kommt Leipzigs Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke nicht vorbei. Erst recht nicht mit Blick auf „Wagner 22“.

Dr. Skadi Jennicke
Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig © Kirsten Nijhof

Wer von Leipzig als Musikstadt hört, denkt vermutlich sofort an Bach, Schumann, Mahler oder Mendelssohn Bartholdy. Dabei wird oft vergessen, dass Leipzig auch die Geburtsstadt Richard Wagners ist.

Hier erhielt er seine Ausbildung zum Musiker und Komponisten. Hier feierte der legendäre „Ring des Nibelungen“ den Durchbruch. Hier erlebte Wagner in den 1830er-Jahren erste revolutionäre Proteste. Und hier traf er auf Friedrich Nietzsche, der ihn – zumindest in den frühen Schriften – als radikalen Erneuerer der Kultur betitelte.

Die Kunst der Zukunft?

Für mich persönlich ist Wagner ein Revolutionär, der das Gesamtverständnis von Oper und Theater durch sein Schaffen immens beeinflusste. Dabei ist und bleibt der Antisemitismus seiner Schriften unmissverständlich inakzeptabel.

Gleichzeitig setzte Wagner zukunftsweisende Impulse für die Kunst. Als ausgebildete Dramaturgin denke ich sofort an seine kunsttheoretischen Abhandlungen, so bspw. an „Das Kunstwerk der Zukunft“ oder an seine wohl bekannteste Schrift „Oper und Drama“. In beiden Werken beklagte Wagner den schrittweisen Zerfall der Kunst und forderte die Hinwendung zu einem alle Künste umfassenden Gesamtkunstwerk.

Dabei blieb die beabsichtigte Verknüpfung von Drama und Musik jedoch nicht auf Theorie und Konzept beschränkt, im Gegenteil: Sie wurde unmittelbar in Wagners Dichtung und Komposition umgesetzt, fand in der Oper „Ring des Nibelungen“ als dem Musikdrama par excellence ihren sicht- und hörbaren Niederschlag.

Drei Wochen Unendlichkeit

Auch heute ist Wagner für Leipzig nach wie vor aktuell und durchaus streitbar. Beispielhaft hierfür ist die Verortung seiner Person im Stadtbild,die Diskussionen um Denkmäler oder aber die damit verbundene Herausforderung einer reflektierten Wagner-Rezeption, die sich in zahlreichen Kunstprojekten wiederfindet.

Darüber hinaus dürfen wir uns im Sommer 2022 auf ein unvergleichbares Ereignis freuen, das Wagner für die gesamte Stadtgesellschaft erlebbar macht: Binnen drei Wochen führt die Oper Leipzig unter dem Motto „Drei Wochen Unendlichkeit“ erstmalig alle 13 Bühnenwerke Richard Wagners auf. Begleitet wird das Festival durch künstlerisch-wissenschaftliche Programmangebote und durch ein Open-Air Wochenende, das alle Leipziger dazu einlädt, zwei Wagner-Opern auf dem Augustusplatz hautnah zu erleben und gemeinsam mit Wagner „den Blick über die Welt hinaus“ zu wagen! In diesem Sinne – seien Sie herzlich willkommen in der Wagnerstadt Leipzig!

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