Normalerweise fügen sich Comics handlich zwischen Buchdeckel. Im Museum der bildenden Künste wachsen die Zeichnungen von Anna Haifisch gigantisch über jedes Buchformat hinaus, füllen ganze Wandhöhen in ihren dominierenden Orange- oder Gelbtönen. In unverwechselbarer Formsprache winden sich schlackerige Schnabelwesen mit fließend dünnen Gliedmaßen über die Wände. Die Leipziger Comic-Künstlerin Anna Haifisch, vielfach ausgezeichnet, bekam zuletzt den LVZ-Kunstpreis verliehen. Ab 8. März findet die damit verbundene Einzelausstellung „Chez Schnabel“ im Museum der bildenden Künste statt.
- Kunst
Vom Buch an die Wand


Haifisch beleuchtet subtil den Kunstbetrieb
Meist ist er melancholisch gestimmt, der Artist, der sich als Motiv durch Haifischs Werk zieht. Zuletzt durfte er im Comic „The Artist: Ode an die Feder“ endlich zu Erfolg gelangen, doch bleibt er Gefangener seiner Einsamkeit, Ängste, Neurosen. Haifisch beleuchtet mit ihrem Protagonisten subtil den Kunstbetrieb, dessen Teil sie längst selbst geworden ist. Die Absolventin der Leipziger Kunsthochschule HGB ist international erfolgreich, wurde schon vom New Yorker MoMA für eine Werkserie beauftragt.
Aber wie verwandelt sich eine Comic-Seite in ein Museumsexponat? Grundsätzlich versucht sie, das Wesen ihrer Arbeit zu erhalten. „Ich will bei Papier bleiben, das ist mir wichtig“, sagt Haifisch. Die Wand wird als eine Art Projektionsfläche genutzt. Die klaren Flächen und Farben entfalten ohne weitere Kunstkniffe in der Größe ihre Wirkung. „Es ist schön, wenn es ordentlich rumst“, sagt Haifisch.
Ich bin hier nicht die Comic-Beauftragte.
Werke behaupten sich im Museumskontext
„Es gibt missglückte Comic-Ausstellungen im Museum, die heißen dann ‚Paff Puff Peng‘ und haben eine didaktische Funktion, den Menschen den Comic nahezubringen“, sagt Haifisch. „Aber ich bin hier nicht die Comic-Beauftragte.“ Ihre Werke sollen für sich stehen, sich behaupten im musealen Kontext, ohne als Comic deklariert zu werden. „Chez Schnabel“ bietet einen Einblick in Haifischs Arbeit und ihre Entwicklung. Unterfüttert von Skizzen und einer biografisch angehauchten neuen Geschichte. Haifisch: „Ich lasse mir über die Schulter schauen.“
LVZ-Kunstpreis. Anna Haifisch: „Chez Schnabel“
8. März bis 3. Juli
Museum der bildenden Künste
Katharinenstraße 10
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