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Léontine Meijer-van Mensch, Direktorin des GRASSI Völkerkundemuseum

Vernetzter, diverser, sozialer

Die Niederländerin Léontine Meijer-van Mensch ist seit zwei Jahren Direktorin des Völkerkundemuseums © GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig / Volkmar Heinz, Tom Dachs

Das GRASSI Museum für Völkerkunde – Leipzigs ethnologisches Museum – beherbergt über 200.000 Objekte und bildet somit eine der größten ethnografischen Sammlungen Deutschlands. Es wurde 1869 gegründet. Seit zwei Jahren leitet die gebürtige Niederländerin Léontine Meijer-van Mensch nun das Museum. Zeit, um nachzufragen, was sich bisher alles getan hat und was sie sich für die Zukunft vorstellt.

Frau Meijer-van Mensch, was waren die wichtigsten Eckpunkte für Sie in den letzten zwei Jahren?

Meijer-van Mensch: Mit dem Projekt „(Re):Inventing Grassi“ möchten wir die bisherige Dauerausstellung mit neuen und innovativen Formaten ändern. Hauptziel des Vorhabens ist die Umwandlung in ein Netzwerk-Museum, in dem verschiedene Akteure und Initiativen aus den Herkunftsgemeinschaften und der Stadtgesellschaft eine aktive Rolle in der Gestaltung der Inhalte einnehmen sollen. Themen wie Repatriierung, Restitution, Erschließung des immateriellen Kulturerbes sowie die weitere Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe aus post- und dekolonialer Perspektive sind dabei essenziell.

Während der Hälfte Ihrer bisherigen Amtszeit befanden wir uns in der Pandemie. Welche Auswirkungen hat diese auf das Museum?

Meijer-van Mensch: Die digitalen Angebote und die digitale Präsenz sind für uns wichtiger geworden. Wir haben als drei Mitbewohner im GRASSI-Komplex die wunderbaren Höfe für uns wiederentdeckt und ließen vieles draußen stattfinden, dies wollen wir gerne beibehalten. Schließlich soll unser GRASSI noch stärker als sozialer und zivilgesellschaftlicher Ort wahrgenommen werden. Wir müssen dabei noch diverser werden. Für uns als Völkerkundemuseum war dabei z. B. die BLM-Bewegung (Black Lives Matter, Anm. d. Red.) natürlich sehr wichtig.

Was wünschen Sie sich, dem Museum und der Stadt für die Zukunft?

Meijer-van Mensch: Für jemanden wie mich, die im Kulturbetrieb tätig ist, ist Leipzig natürlich eine sehr stimulierende Stadt. Wir als Museen arbeiten schon sehr gut zusammen. Ich wünsche mir noch etwas mehr Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Kulturträgern. Mehr Gemeinsamkeit leben und Kooperationen aufbauen, auch mit der freien Szene. Nachhaltiger Kulturtourismus – hier hat Leipzig und generell Sachsen so viel zu bieten. Ich freue mich drauf!

GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
Johannisplatz 5 – 11

www.grassi-voelkerkunde.skd.museum

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