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  • Stadtgeschichte
Café Corso

Traditionscafé feiert Geburtstag

Fast schon ein wenig versteckt befindet sich das 110 Jahre alte Café Corso in der Leipziger Brüderstraße. Es erinnert an eine Zeit, in der in Kaffeehäusern noch Geschichte geschrieben wurde.

1968
1968: Das Café Corso am Standort Gewandgässchen wurde auch Hörsaal 41 genannt - in Anlehnung an den damals legendären Hörsaal 40 der Universität: Hörsaal und Kaffeehaus fielen im gleichen Jahr dem SED-Regime zum Opfer © Wikipedia

Am 1. Oktober 1912 gründete Ernst Fischer das Familienunternehmen, das heute in 4. Generation geführt wird. Zunächst noch in Oschatz ansässig, zogen die Ururgroßeltern des heutigen Besitzers Vincent Fischer Anfang der 1920er-Jahre nach Leipzig. Sie pachteten dort erst ein Kaffeehaus in der Goethestraße am Brühl.

Wenig später übernahmen sie am Augustusplatz das ebenfalls 1912 gegründete Café Corso im Königsbau. Gebacken wurde noch in der Ritterstraße, direkt hinter dem Kaffeehaus. Die begehrten Corso-Weihnachtsstollen gab es damals schon.

Nicht nur Kuchen im Angebot

In unmittelbarer Konkurrenz zum nicht weniger berühmten Café Felsche fanden im Corso mehrmals täglich Konzerte statt. Die Kundschaft war hier außerdem auf der Suche nach den neuesten Nachrichten. Wie in Kaffeehäusern zu dieser Zeit üblich, lagen Zeitungen aus aller Welt aus. Bis zu 200 verschiedene Tagesblätter fand man im Café Corso.

Die Bombardierung im Dezember 1943 traf den Königsbau und die angrenzenden Gebäude schwer. Das Kaffeehaus und die Backstube wurden zerstört.

Mehrfacher Standortwechsel

Die Räume des ehemaligen Cafés Hennersdorf im Gewandgässchen sollten nach dem Krieg gut 20 Jahre Ersatz für das Corso werden. Im ersten Stock trafen sich vor allem Mitglieder der Universität. Zum Kaffee und Kuchen wurden Inhalte von Vorlesungen debattiert und Westliteratur getauscht. Das genügte den SED-Parteifunktionären scheinbar für die Schließung und den Abriss des Cafés.

Die Freude über eine Neueröffnung, diesmal am Neumarkt, währte nicht lange. 1972 erfolgte die Enteignung. Erst mit dem Ende der DDR erhielt die Familie Fischer den Betrieb zurück. Doch der Neustart sollte zunächst nicht glücken. Das Café musste 1995 wieder schließen. Der Versandhandel mit den beliebten Backwaren blieb jedoch und ermöglichte eine Wiedereröffnung des Kaffeehauses im Jahr 2002 in der Brüderstraße.

Café Corso
Brüderstraße 6
Öffnungszeiten: Mo–Fr 8-18 Uhr, Sa 10–17 Uhr

Infos und Shop unter
www.corsoela.de

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