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  • Stadtgeschichte
Teil 25: Stadtbad Leipzig

Tausendundeine Nacht

Es gab Zeiten, da hatte nicht jede Wohnung Dusche oder Badewanne. Trotzdem sehnten sich die Menschen nach Hygiene. Das Stadtbad schuf Abhilfe.

Um 1925: Beliebt bei den Leipzigern und ihren Gästen, wurde das Stadtbad gern genutzt. Hier konnten die Sorgen und Nöte, die es auch in den „Goldenen Zwanzigern“ gab, für kurze Zeit vergessen werden. Der osmanische Stil kündete von Weltzugewandtheit. © Postkartenarchiv Volly Tanner

1916, mitten im Ersten Weltkrieg, wurde in der Nähe des Hauptbahnhofs das Stadtbad eröffnet. Gebaut seit 1912 nach Plänen des Leipziger Stadtbaurats Otto Wilhelm Scharenberg, prägte der Jugendstil das dreiflügelige, weitläufige Gebäude. Scharenberg zeichnete sich übrigens auch für das St. Georg, die Heilanstalt Dösen oder die Regierungsgebäude in Togo und Kamerun verantwortlich.

Auf und Ab in Wellen

Das große Becken – nur für Männer – maß 32 x 12 Meter, hatte ein Drei-Meter-Sprungbrett und eine Anlage, die zwei Meter hohe Wellen erzeugte. Es gab eine Damensauna im maurischen Stil, medizinisch-therapeutische Angebote, Arkadengänge, Ruheräume und einen mit ornamentalen Fliesen geschmückten Brunnen im Stil von Tausendundeiner Nacht. Dass das Gebäude Kulisse des DDR-Films „Der kleine Muck“ gewesen ist, gehört jedoch ins Reich der Legenden.

Nach dem Untergang des Nazi-Regimes wurde das Bad wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und in den 1980er-Jahren aufwendig restauriert. Dennoch waren 2004 zu viele bauliche Mängel zu verzeichnen, sodass das Bad geschlossen werden musste. Zwischen 2011 und 2012 konnten Gelder des Konjunkturpakets II der Bundesregierung für eine energetische Dachsanierung genutzt werden.

Dem Enthusiasmus der Mitglieder und Freunde der Förderstiftung (angeschoben durch die kommunalen Wasserwerke) ist es zu verdanken, dass das Gebäude seit 2006 nicht dem Verfall preisgegeben und vergessen wurde. Seit 2013 gibt es zwischen Stadt und Förderverein ein unbefristetes Mietverhältnis, wobei auch der Gedanke an Privatisierung nie wirklich vom Tisch war, die aber an einen Weiterbetrieb als öffentliches Bad gekoppelt ist. 

Die Förderstiftung Leipziger Stadtbad sucht immer nach Förderern:

Stadtbad​​​​​​​

  

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