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Özlem Demirbas

Street-Art auf großer Leinwand

Lange Jahre arbeitete die Künstlerin Özlem Demirbas in Medizinlaboren. Bis es sie, inspiriert von Street-Art, mit Spraydose, Pinsel und Spachtel an die Leinwand zog. In der Ahoi-Redaktion zeigt sie eine Ausstellung.

Özlem Demirbas
Künstlerin Özlem Demirbas stößt mit ihren Arbeiten neue Türen auf, auch in ihrem eigenen Leben © Pam Parche

Die Leinwand zeigt Weißfläche, gespachtelten Untergrund, Farblinien. Vor allem aber springen die Schriftzüge auf den Bildern ins Auge. „Cancel my ass“, heißt es da provokant. Oder „I know what makes you so“.

Ein paar großformatige Werke von Özlem Demirbas hängen in einem ehemaligen Ladenlokal in der Nürnberger Straße. Die meisten lehnen in Reihen an den Wänden. Licht fällt durch die großen Fensterscheiben. Hier malt die Künstlerin seit rund einem Jahr. Oder besser: Sie malt, sprayt, spachtelt. „Ich bin Street-Art-Fan“, sagt sie, Jean-Michel Basquiat ist eine ihrer Inspirationsquellen. Sie greift Graffiti-Ästhetik auf und arbeitet bewusst mit Kontrasten, setzt schwungvollen Linien sorgfältig mit Schablonen gearbeitete Typografie entgegen.

Inspiration von Jean-Michel Basquiat

Und ihre Kunst kommt nicht auf Hauswände, sondern auf Leinwände, die sie selbst aufspannt. „Ich nehme gern Naturleinwand“, sagt die Künstlerin. Weil die Struktur des Materials durchschimmert, die Farbverläufe tiefer wirken. Fast reliefartig baut sie zum Teil die Grundierung auf. So bekommen die Bilder eine lebendige Haptik.

Als Künstlerin ist Demirbas weitgehend Autodidaktin. Ihre Akademie besteht nicht zuletzt aus YouTube-Videos. Und die Werke erzählen von einer Entwicklung. Viele dynamisch Kleinformate, wild mit dem Spachtel gezogene Farbverläufe, stehen im Atelier. Das sind die Bilder, mit denen sie begonnen hat nach dem Ausbruch aus dem bisherigen Leben.

Jetzt kann ich mich richtig austoben. Özlem Demirbas, Künstlerin

Mutiger Tausch: Atelier statt Job-Routine

Zuletzt hat Demirbas als medizinische Laborantin in Zürich gearbeitet. Darunter kann sich inzwischen jeder etwas vorstellen. „Corona-Tests waren auch dabei“, sagt sie. Doch die Job-Routine habe sie zu sehr eingeengt. „Jetzt kann ich mich richtig austoben.“ Sie zog nach Leipzig, erste Kontakte in der Kunstszene sind entstanden.

Eine Ausstellung zeigt sie in der Reihe „Kunst in der Redaktion“ in den Räumen der Ahoi-Redaktion. Mit Werken, die ziemlich unbekümmert wirken für den mutigen Schritt weg vom sicheren Job in die Kunst. Demirbas sagt dazu nur gelassen: „Wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine neue.“

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