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Katrin Neudeck

Sprung in die Freiheit

Zehn Jahre lang arbeitete Katrin Neudeck als Polizeikommissarin. Die Uniform ließ sie in Berlin, um in Leipzig zu ihrer heimlichen Liebe zurückzukehren: zur Kunst. In Plagwitz entsteht ihr spannendes abstraktes Werk.

Einige Werke von Katrin Neudeck
Einige Werke von Katrin Neudeck hängen in den kommenden Monaten in den Redaktionsräumen der Ahoi © Marie Staggat

Grau gilt als Synonym für Eintönigkeit. Eigentlich. Doch dann betritt man das Plagwitzer Atelier von Katrin Neudeck und es springt diese Leinwand ins Auge. Monochrom, aber voller feiner Strukturen im flächigen Grau, die eine dynamische Vitalität verbreiten.

„Ich arbeite meistens mit dem Spachtel“, erklärt Neudeck, wie ihre Farben und Linien gewachsen sind. Gleich daneben hängt ihr derzeitiges Lieblingsbild. Über Grauschattierungen liegen weiße Streifen.

Sinn für Ordnung und großer Freiheitsdrang. Zwischen diesen Polen bewege ich mich. Katrin Neudeck, Künstlerin

Ausdruck in der Abstraktion

Von Tierskizzen erzählt Neudeck, die sie manchmal anfertigt. Aber tief ausdrücken könne sie sich nur in der Abstraktion, im Spiel mit verschiedenen Techniken. Es geht nicht nur um Form und Farbe, auch um die Bearbeitung des Bildträgers und um Leinwand, die sie grundiert, oder um Holzplatten, die sie abschleift.

Vor einigen Jahren hätte sie sich das selbst nicht träumen lassen. Da sorgte sie als Polizeikommissarin für Ordnung in Berlin. „Was ich alles an Gewalt gesehen habe und auch über mich ergehen lassen musste“, sagt sie heute: „Es war eine heftige Zeit.“ Aber auch eine, an der sie gewachsen ist, in der sie sich und ihre Grenzen kennengelernt hat. Und in der sie sich schließlich die großen Sinnfragen stellte. Eine Zeit, in der sie automatisch zum Malen zurückgefunden hat. Neudeck: „Darin habe ich mich selbst wiedergefunden.“

In ihrer Jugend war die gebürtige Naumburgerin Leistungssportlerin. Dann kam, getragen von großem Gerechtigkeitssinn, die Zeit als Polizistin. „Ich habe extremen Teamzusammenhalt in schwierigen Situationen erfahren“, sagt sie. Eine positive Erfahrung. Dennoch habe sie sich in Uniform immer verkleidet gefühlt. Sie wollte raus aus Strukturen, in denen sie funktionieren musste. Sinn für Ordnung empfindet sie genauso wie einen großen Freiheitsdrang. „Zwischen diesen Polen bewege ich mich“, sagt sie. Und die Pole spiegeln sich in ihren Bildern.

Für ihren Neuanfang verließ Neudeck die Beamtenlaufbahn und Berlin und ist froh über den Schritt: „Ich bin nie glücklicher, als wenn ich hier sitze und male“, sagt sie.

Kunst in der Redaktion mit Katrin Neudeck
zu sehen in den Ahoi-Räumen am Brühl 6
bis Ende November
www.unikate-art.de

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