//
//
  • Sport
Leistungssportler

Schnell sein: Ein 24-Stunden-Job

Sie sind die Schnellsten in Deutschland – Marvin Schulte über 100 Meter und Robert Farken über 1.500 Meter. Doch international reichte es für die beiden Leipziger noch nicht bis ganz nach oben. Und dies liegt auch am System der Sportförderung.

Robert Farken und Marvin Schulte
Robert Farken und Marvin Schulte © Peter Endig

Mein Kopf ist eigentlich nie frei.“ Das sagt Robert Farken und der 24-jährige Läufer meint damit die fehlende Konstanz, die nötig ist, um sich voll auf den Sport konzentrieren zu können. Zu viele Fragen beschäftigen ihn: Wie lange werde ich noch gefördert? Kann ich in ein paar Monaten noch meine Miete bezahlen? Außerdem schlaucht ihn die Doppelbelastung aus seinem Sportmanagement-Studium und dem Leistungssport. „Das Studium nimmt viel vom Training weg, vor allem mental“, erklärt Farken. Themen und Fragen, die auch seinen Freund Marvin Schulte nicht loslassen. Zwar ist der 22-Jährige in der Sportfördergruppe der Bundeswehr und kann dadurch seine Fixkosten decken. Doch diese Förderung ist nur einjährig und wird je nach Kaderstatus verlängert oder nicht. Auch für ihn sieht Sicherheit anders aus.

Das Studium nimmt viel vom Training weg, vor allem mental. Robert Farken

Förderung überdenken

Für Sponsoren sei man unattraktiv, wenn man international nicht vorn mitläuft, meint Robert Farken. Um dennoch finanziell abgesichert zu sein, müssten die Kaderverträge der deutschen Sporthilfe auf vier Jahre verlängert werden. Das biete Sicherheit bei verletzungsbedingten Pausen oder für die Finanzierung der nötigen Trainingslager. Und es könnte auch ein Anreiz für den fehlenden Nachwuchs sein, sagt Schulte. Aktuell sehe es vor allem in der Breite schlecht aus: „Es kommen zu wenige oben an. Wenn es beispielsweise zehn in die Spitze schaffen, gemeinsam trainieren, sich gegenseitig pushen, dann kann dies einen sportlichen Schub geben.“ Doch offenbar trauen viele Nachwuchstalente dem System der dualen Karriere – der Kombination aus Leistungssport und Beruf – nicht und hängen den Sport an den Nagel. Dreizehnmal pro Woche, jeweils mindestens 20 Kilometer, trainiert Farken. Hochleistungssport sei ein 24-Stunden-Job, sagt Marvin Schulte. „Für uns noch eine Leidenschaft, aber aktuell eine Nullnummer“, ergänzt
Robert.

Mehr Infos unter
www.scdhfk.de

« zurück
zur aktuellen Ausgabe