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Kunst in der Redaktion

Raum und Dekonstruktion

Dorothee Liebscher liebt die geheimnisvollen Kontraste ihrer Bilder aus klaren Formen und ungestümer Natur – dabei dominieren Blau- und Violett-Töne © Clemens Jurk

Klare architektonische Formen treffen auf ungestüme Natur. So erschafft die Leipziger Malerin Dorothee Liebscher geheimnisvolle Kontraste. Einige davon zeigt sie in der Reihe „Kunst in der Redaktion“ in der Ahoi-Redaktion.

Gleich hinter Dorothee Liebscher tut sich eine Halle auf. Ein breiter, überdachter Säulengang, der sich irgendwo in der Ferne im gleißenden Licht verliert. Wohin er führt, wird ein Rätsel bleiben. Das Gebäude lässt sich nicht betreten, Liebscher hat es gemalt als atmosphärisches Spiel aus Perspektive, Licht und Farbe. „Landepunkt“ heißt das großformatige Werk in ihrem Atelier in Plagwitz.

Im Motiv vereinen sich die typischen Merkmale der Leipziger Künstlerin. Architektur und Natur durchdringen sich. Akkurate, perspektivische Linien treffen auf diffuse, wild wuchernde Pflanzen. Blau- und Violett-Töne dominieren.

Der Betrachter wird zur Figur des Bildes

Liebscher hat von 2015 bis 2019 an der Leipziger HGB bei Annette Schröter studiert. In älteren Arbeiten dieser Zeit tauchen noch Figuren auf. Die sind inzwischen gänzlich verschwunden, nur der Raum ist geblieben. „Der Betrachter wird selbst zur Figur im Bild und kann es durchschreiten“, sagt Liebscher. Perspektive und Geheimnis entwickeln einen Sog. In manchen Bildern scheinen Elemente zu schweben und sich den Naturgesetzen zu widersetzen. Ein Architekt habe ihr einmal erklärt, dass die Bilder perspektivisch nicht funktionieren. „Aber genau darum geht es“, sagt Liebscher. „Mich interessiert die Verrätselung, die Dekonstruktion von Raum.“

Mich interessiert die Verrätselung und die Dekonstruktion von Raum.“ Dorothee Liebscher, Malerin

Die Natur Südamerikas gedeiht in Liebschers Motiven

Prägende Eindrücke hat sie von zwei Reisen mitgebracht. Die wild wuchernde Natur ihrer Bildwelten hat sie in Südamerika erlebt. In Portugal stieß sie auf Häuser, von denen nur noch die fensterlosen Fassaden standen. „Das fand ich faszinierend. Ich habe angefangen, Räume zu dekonstruieren oder auf den Kopf zu stellen.“ 

Inzwischen entspringen die Gebäude meist ihrer Fantasie. Doch lassen sich, wie in der Bildserie „Am Palmengarten“, auch reale Orte erkennen. Zumindest auf den ersten Blick. Irgendwo verschiebt sich das Motiv meist ins Ungewisse, könnten Bäume auch Berge sein. Ausgestellt hat Liebscher zuletzt in Düsseldorf, Nürnberg und in der Leipziger Galerie She Bam!. Jetzt zeigt sie eine kleine Auswahl in den Redaktionsräumen der Ahoi.

Kunst in der Redaktion mit Dorothee Liebscher, zu sehen in den Ahoi-Räumen, Brühl 6, bis 4. August,

www.dorothee-liebscher.de

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