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Stefan Friedrich

Nachdenken über Leistungssport

Stefan Friedrich
Stefan Friedrich: Der studierte Sport- und Medienwissenschaftler Stefan Friedrich ist seit mehr als 20 Jahren im Leipziger Sport tätig – vorrangig als Pressesprecher für Sportveranstaltungen und -organisationen. Derzeit arbeitet er unter anderem für den LEIPZIG MARATHON, den Sächsischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband und die KSW IceFighters Leipzig. © privat

Es waren nicht unbedingt positive Schlagzeilen, die aus der Sportberichterstattung der vergangenen Monate herausstachen: keine Medaillen bei der Leichtathletik-WM, Mittelkürzungen beim Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig und beim Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin oder das frühe Ausscheiden bei der Frauen-Fußball-WM.

Hinzu kamen Diskussionen um Umfang, Inhalte und Benotungen des Schulsports, um eine faire Entlohnung von Trainern und um die Wertschätzung von Haupt- und Ehrenamtlichen im Sport generell.

Politik und Gesellschaft müssen sich fragen: Ist das Streben nach (sportlicher) Leistung etwas, das uns voranbringt?

Und: Was ist uns (Leistungs-)Sport wert?

Politiker aller Parteien betonen immer wieder die integrative Kraft des Sports. Er sei der „Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält“. Nötig wäre es, denn die Gesellschaft ist so gespalten wie selten zuvor. Unsere Olympiasieger und Weltmeister seien „Vorbilder für die Jugend“. Ja, auch ein paar Vorbilder wären wichtig, denn viele der selbst ernannten Influencer auf TikTok und Instagram taugen dazu nicht.

Wenn dem so ist, dann muss die Politik aber auch handeln und jene Mittel zur Verfügung stellen, mit denen die internationale Konkurrenzfähigkeit Deutschlands wiederhergestellt werden kann. Und der organisierte Sport muss dafür sorgen, dass diese Mittel auch effektiv eingesetzt werden.

Besitzstandswahrung, Eitelkeiten und Hemmnisse, die auch mit unseren föderalen Strukturen zusammenhängen, müssen verschwinden – selbst wenn das mitunter schmerzlich ist. Dass es möglich ist, durch gezielte Förderung sportliche Höchstleistungen hervorzubringen, machen uns andere, auch kleinere Länder vor. Und damit meine ich ausdrücklich Demokratien ähnlich unserer, nicht jene autoritären Staaten, die durch sogenanntes „Sportswashing“ um internationales Renommee bemüht sind.

Die Zeit des Zauderns und Zerredens ist vorbei. Jetzt muss gehandelt werden! Unsere Spitzenpolitiker möchten doch sicher auch in Zukunft Glückwunsch-Telegramme (sorry – Glückwunsch-Tweets) an erfolgreiche Athleten schreiben.

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