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Interview mit DICE-Frontmann Christian Nové

Musikalisch frei und unbehelligt

Christian, Ramona, Peter und Dennis sind DICE © DICE

Das 27. (!) Album der Leipziger Band DICE kniet in den Startlöchern. Und die Gemeinde ist flitzebogengespannt. Ahoi-Redakteur Volly Tanner hängte sich deshalb in seine Tastatur und fragte bei DICE-Frontmann Christian Nové nach, um was es denn da so gehen soll. Und wer schon alles im DICE-Boot in den Riemen und Saiten hing.

Ahoi: Guten Tag, Christian. Wir haben ja lange nichts mehr voneinander gehört. Nun erfuhr ich, dass deine Band DICE und du am 23. Juli 2021 niederkommt, mit dem 27! Album namens „Madness in Paradice“. Also, entweder ihr werft die Alben wie heutige Hip-Hop-Aktive im Sekundentakt auf den Markt oder euch gibt es schon etwas länger. Und ich weiß es: Vermutung zwei stimmt! Seit wann gibt es DICE und warum eigentlich?

Hi Volly - danke für Dein Interesse an meiner Musik und dem neuen DICE-Album. Gerade habe ich mich - also wenige Wochen bevor unsere neue 27. CD ins Presswerk geht - entschlossen, den Titel auf „The Madhouse In Paradise“ festzulegen - Dir lag noch der Arbeitstitel vor. Ich habe DICE im Oktober 1974 mit Kumpels aus der näheren Nachbarschaft in Gütersloh gegründet. Du fragst einen Musiker, warum er eine Band gegründet hat? Darauf kann ich Dir nur antworten, weil ich Musiker, Sänger und Komponist bin und meine eigene Musik machen und sie vielen Leuten live vorspielen wollte, natürlich. Wir hatten auch über die Jahrzehnte sehr viele Auftritte und das hat Spaß gemacht, aber ich erkannte Ende der 70er-Jahre, dass ich meine Musik auf Tonträger veröffentlichen muss, damit sich die Freunde unserer Musik das auch zuhause anhören können. Ich erkannte also, dass ich als Komponist eben Platten rausbringen muss und so erschien 1979 die erste DICE-Platte. Mittlerweile sind es eben 26 CDs geworden...


Ahoi: Bei DICE spielte und spielt die Elite des Prog Rock. Ich hörte, dass sogar Alto Pappert (ehem. Kraan) dabei war. Kannst Du uns noch einige Mitspielende aufzählen? Und mit wem Du gerade spielst?

Musiker, die Fans vielleicht heute noch kennen sind: neben dem Saxofonisten Alto Pappert (ex-Kraan), dem Keyboarder George Kochbeck (Joachim Kühn-Band/Skyline), der Sängerin Ellen Meyer (Tommorrows Gift), dem Schlagzeuger Mickie Stickdorn (Lake) auf der ersten Platte - und später Frank Itt, Manfred Häder, Marcus Schleicher (Craaft) und viele andere bis 1989. Dann zog ich 1990 nach Leipzig und suchte ab 1992 neue Musiker aus dem hiesigen Raum. Und natürlich gab es auch in Leipzig sehr viele Umbesetzungen...

Gerade (seit 2004) ist Peter Viertel unser Lead-Gitarrist. Das „eclipsed - Rock Magazin“ attestierte ihm im Sommer 2020, er sei ein Könner seines Faches. Als Multi-Instrumentalist spiele ich in meinem Tonstudio alle anderen Instrumente selbst und singe. Und meine Frau Ramona singt eben die notwendigen Frauenstimmen... Der Amerikaner Dennis Lee Small schreibt mit mir seit 1999 die Texte.

Ahoi: Seit 1997 bringt Ihr jedes Jahr ein Album heraus. Davor gab es aber auch schon Alben. Warum seit 1997 diese Taktung? Was steckt dahinter?

Mit der ursprünglichen Bandgründung hatte ich eine Vision: Ich wollte nicht reich werden, aber hatte mir bereits als Jugendlicher vorgenommen, irgendwann so viele Fans meiner Musik zu haben, die jedes Jahr auf ein neues Album warten, dass es sich rechnet. Das hab ich seit 1997 geschafft, als ich in Leipzig den Musikverlag F.A.N.-Verlag GmbH gegründet habe und mit dem angeschlossenen Label Scene Records nun Jahr für Jahr eine CD veröffentliche.


Ahoi: Du hast die Band 1992 nach deinem Umzug nach Leipzig reaktiviert, heißt ja auch, dass Du kurz nach der Wende in den aufgewühlten Osten kamst. Warum? Und was hast Du hier neben der „Prog-Rock-Weltkarriere“ noch so gemacht? 

Ich bin gelernter Schriftsetzer und hatte in den 80er-Jahren in Frankfurt/Main schonmal ein Musikmagazin herausgebracht - musste aber nach einigen Monaten verzweifelt aufgeben, weil einen dort die Konkurenz einfach erdrückte. Mit Zufall erfuhr ich direkt nach der Wende, dass die Anzeigenkombi-Agenturen, neugegründeten Regionalmagazinen die sich in den Ost-Großstätten gründen würden, Werbung der großen Firmen zusicherten. Da ein Musiker aus Halle/Saale auf mich zugekommen war, um Kontakte zu knüpfen, fragte ich ihn, ob er mir helfen wollte, im Großraum Leipzig-Halle ein Kulturmagazin zu gründen - und er wollte und ich zog nach Leipzig und gründete das ZeitPunkt-Kulturmagazin - und leitete es 20 Jahre lang.
 

Ahoi: Der Verein German Rock e.V. hat gerade mehrere Sendungen von „radiozeit“ auf Rockradio.de über Euch produziert und gesendet. Dies bedeutet ja auch, dass Ihr wirklich eine große, zuverlässige Komponente im Rock seid. Nun kannst Du als älterer Recke auch etwas entspannter auf die jungen Haudegen der Musik blicken. Was geht Dir durch den Kopf, wenn Du das Radio anschaltest?

Ja das ist nett formuliert, danke. Zur zweiten Frage kann ich nur antworten: Ich höre kein Radio.
 

Ahoi: Prog Rock ist eine Nische geworden, in der man sich ziemlich frei und unbehelligt austoben kann. Doch viele Leser wissen vielleicht gar nicht, was das ist. Kannst Du uns den Prog Rock erklären? 

Ja, ich kann mich musikalisch frei und unbehelligt austoben. Es ist schon zweckdienlich, dass sich Interessierte mit diesen Kategorien orientieren können. Ich denke, dass der Musik-Fan in der Sparte Prog-Rock mit längeren, anspruchsvollen Kompositionen rechnen darf, in denen Rhytmuswechsel vorkommen dürfen und die von Musikern mit hoher musikalischer Virtuosität gespielt werden. Natürlich darf das auch alles sehr melodisch sein. Mir gefällt Musik zwischen Pink Floyd, Yes, Manfred Mann´s Earthband, Flower Kings, Fish und Porcupine Tree...
 

Ahoi: Und wie kommt man nun an Eure Musik heran?

Wenn die Plattenläden wieder offen sind gibt´s uns dort oder bestellen über www.scene-records.de.
 

Ahoi: Danke, lieber Christian, für Deine Zeit und Deine Antworten. Und dass Du immer weiter gerne Musik machst.

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