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  • Stadtgeschichte
Stadtgeschichte Teil 49

Leipziger Rechenbuch schreibt Geschichte

In einem Leipziger Rechenbuch aus dem 15. Jahrhundert werden das erste Mal die Symbole + und – für Überschuss und Verlust verwendet. Verfasser war der Mathematiker Johannes Widmann.

1489
1489: „Behende vnd hupsche Rechenung auff allen Kauffmanschafft“ erscheint in Leipzig. Es ist das zweitälteste gedruckte Rechenbuch in Deutschland und das erste auf Mittelhochdeutsch. Das macht es einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich © Alchetron

Es ist nicht sehr viel über das Leben von Widmann außerhalb seiner Tätigkeit als Berufsmathematiker bekannt. Um 1460 wurde er im tschechischen Eger geboren. Sehr wahrscheinlich erlernte er bereits während seiner Schulzeit Latein. Studiert hat er laut den überlieferten Matrikellisten an der damals noch jungen Universität Leipzig. Verzeichnet ist auch sein Magisterabschluss im Jahr 1485. Anschließend verdiente er mit Vorlesungen seinen Lebensunterhalt.

Experte für Algebra und Arithmetik

1486 hielt Widmann in Leipzig die erste Algebra-Vorlesung an einer deutschen Universität. Ein weiteres seiner Steckenpferde war die Arithmetik. Es war ihm ein wichtiges Anliegen, die Rechenkunst den Menschen auch außerhalb der Universität nahezubringen.

Mathematikbücher erschienen zu dieser Zeit noch auf Latein. Ein Großteil der Bevölkerung konnte sie daher nicht lesen. Widmanns „Behende vnd hupsche Rechenung auff allen Kauffmanschafft“ war das erste gedruckte Rechenbuch in deutscher Sprache. Es erschien 1489 in Leipzig und war damit kein reines Fachbuch, sondern für den freien Gebrauch gedacht.

Rechenbuch für Leipzigs Kaufleute

„Behende vnd hupsche Rechenung auff allen Kauffmanschafft“ enthielt zudem zum ersten Mal die Symbole + und – als Darstellung von Überschuss und Verlust. Für die Bürger der Handelsstadt Leipzig dürfte dies eine sehr nützliche Lektüre gewesen sein.

Johannes Widmann verließ Leipzig zwischen 1490 und 1500 und zog nach Annaberg. Als erzgebirgische Bergbaumetropole zog der Ort damals viele Gelehrte an: neben Widmann beispielsweise auch Adam Ries. Während Ries aber heutzutage noch derart bekannt ist, dass sein Name eine Redewendung hervorbrachte, ist Johannes Widmann in der Allgemeinheit leider in Vergessenheit geraten.

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