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  • Stadtgeschichte
Teil 31: Susanna Eger

Leipziger Küche vor 300 Jahren

Susanna Eger starb zwar bereits Anfang des 18. Jahrhunderts, doch noch heute zählt sie zu den populärsten Köchinnen der Stadt. Eine Ausgabe ihres Leipziger Kochbuchs ist heute Teil der Sammlung des Stadtgeschichtlichen Museums.

Digitalisat von Susanna Egers Kochbuch
1745: Die Universitätsbibliotheken Göttingen und Dresden stellen Susanna Egers Kochbuch als Digitalisat zur freien Verfügung: Die bekannteste Auflage von 1745 ist auch als Reprint erhältlich; zuletzt erschien das Leipziger Kochbuch im Jahr 2006 © SLUB Dresden

Über das Leben von Susanna Eger ist nicht viel bekannt. Mit 17 Jahren heiratete sie den Kaufmann Johann Jacob Eger. Sie wurde jedoch früh zur Witwe und damit alleinerziehende Mutter von vier Kindern. Um ihre Familie ernähren zu können, arbeitete sie in wohlhabenden Haushalten als Kochweib – ein bis vor 100 Jahren noch üblicher Beruf, bei dem Frauen für opulente Feierlichkeiten tage- oder stundenweise als Köchin oder Küchenhilfe engagiert wurden. Susanna Eger besaß in diesen Kreisen den Ruf einer Starköchin.

Gesammelter Erfahrungsschatz

Das Kochbuch der „Egerin“ – wie sie sich selbst in den späteren Ausgaben nannte – wurde das erste Mal 1706 veröffentlicht. Es ist eine Sammlung von über 900 erprobten Rezepten. Möglicherweise aus Sorge, dass sich das Buch einer Frau nicht so gut verkaufen lässt, entschied sie, nicht ihren vollständigen Namen anzugeben, sondern lediglich die Initialen S. E.
In der zweiten, sehr viel umfangreicheren Version von 1712 bekannte sie sich allerdings bereits zu ihrem Werk. Ein Jahr nach der Veröffentlichung starb Susanna Eger. Der Beliebtheit ihres Kochbuches schadete das jedoch nicht. Im Gegenteil: Es wurde posthum weiter aufgelegt.

Ratgeber für die Allgemeinheit

Das Leipziger Kochbuch war in vielerlei Hinsicht das erste seiner Art. Mit der Rezeptsammlung gab es endlich auch ein Kochbuch für den bürgerlichen Haushalt. Zuvor erschienen nur Fachbücher für Berufsköche, in denen fast ausschließlich die höfische Küche vertreten war. Kochanfänger erhielten erstmals Mengenangaben zur Zutatenliste, aber auch Einkaufstipps und Umrechnungstabellen für den Marktbesuch. Susanna Egers Kochbuch ist ein wichtiges Zeugnis städtischer Alltagskultur im 18. Jahrhundert und daher Teil der ständigen Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums im Alten Rathaus.

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