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  • Kunst
Bis zum 9. Juli
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Kunst mit Künstlicher Intelligenz

Was kann die Kunst zu den Herausforderungen unserer digitalen Gesellschaft beitragen? Die überwältigende Schau „Dimensions“ geht dem Thema in den Pittlerwerken in Wahren auf den Grund.

Ausstellung „Dimensions" in den Pittlerwerken
Ausstellung „Dimensions" in den Pittlerwerken © Shiro Takatani

Der Ort, an dem in diesem Frühjahr die Zukunft unserer digitalen Gesellschaft verhandelt wird, riecht nach Maschinenöl. Die riesigen Werkhallen der 1889 erbauten Pittlerwerke im Norden Leipzigs bilden die morbide Kulisse für „Dimensions“, die derzeit wohl innovativste Ausstellung hierzulande.

In den riesigen Hallen der einstigen Werkzeugfabrik – im Zeitalter der Industrialisierung Ort des Fortschritts – werden bis zum 9. Juli auf 10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche ca. 60 Kunstwerke von 39 internationalen Künstlern gezeigt, die mit digitalen Techniken arbeiten.

Gegensätze prallen aufeinander

„Gescheiterte Vergangenheit trifft auf neue Zukunft, die Gegensätze prallen aufeinander. Das ist provozierend für die Fragestellung: Wie wirkt sich Digitalisierung auf unser Leben aus?“, erklärt Walter Smerling, als Vorsitzender der Stiftung Kunst und Kultur Veranstalter von „Dimensions“.

„Wird unsere Individualität von Künstlicher Intelligenz übernommen? Ist irgendwann die Kunst am Ende? Sind wir am Ende? Oder welche Antworten geben uns die Künste?“, fragt Smerling. Die Kuratoren Richard Castelli, Dan Xu und Clara Blume haben Kunstwerke der Genres Medien-, Video- und Roboterkunst, Immersion, Virtual und Augmented Reality ausgewählt.

Darunter sind nicht nur virtuelle Werke, die etwa über Bildschirme und Beamer zu betrachten sind, sondern auch Objekte wie Ivana Frankes beeindruckende Netzinstallation „Entanglement is a Fragile State“ in der großen Werkhalle, die auf Grundlage von Mathematik und computerbasierten Algorithmen entstanden ist.

Ist irgendwann die Kunst am Ende? Sind wir am Ende? Walter Smerling, Veranstalter von „Dimensions“

Digitale Kunst gab es schon 1859

Der Untertitel der Ausstellung lautet: „Digital Art since 1859“. Das spannt den Bogen zu einer Arbeit von Francois Willème, der sich 1859 durch den gleichzeitigen Einsatz von 24 Kameras aus allen Perspektiven ablichtete und auf Grundlage der Bilder eine Gipsskulptur schuf. Ein Pionier für den heutigen 3D-Scan.

Das Eintauchen in die Ausstellung ist auch deshalb ein Erlebnis, weil die bisweilen fast unheimlich wirkende Location weitgehend im Dunkeln liegt: Umso heller strahlen die Kunstwerke und erzeugen noch stärkere Eindrücke bei den Besuchern. Ein Kaleidoskop der Möglichkeiten digitaler Kunst, das Erwartungshaltungen unterläuft und neues Verständnis schafft.

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