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Leipziger Cartoonist Beck

Komfortabel gebettete Trostlosigkeit

Mit charakteristischem Strich und Freude am Wortspiel fängt Beck den Zeitgeist ein. Der Leipziger Cartoonist versammelt seine jüngsten Werke im Buch „End of Weekend“. Und in einer Ausstellung in der Ahoi-Redaktion.

Leipziger Cartoonist
Mehrfach ausgezeichnet mit dem Deutschen Karikaturenpreis: Der Leipziger Cartoonist arbeitet im Atelier in seiner Leipziger Wohnung © Yvonne Kuschel

Manchmal braucht man ein, zwei Sekunden, bis der Groschen fällt. Eine Reihe dieser leicht aufgeschwemmten Beck-Figuren baut sich vor dem Chef auf und protestiert: „Wir Außendienstmitarbeiter fühlen uns verarscht, wenn man uns Außendienstmitarbeiter*innen nennt.“ Ein Witz mit Gendersternchen, der im Gewand des Wortspiels unauffällig die Frage mitschwingen lässt, ob der Eifer mancher Sprachwächter wirklich weiterhilft.

Beck zeichnet seit Jahrzehnten mit immensem Output für Publikationen wie taz, DIE ZEIT oder die vielen Fans seiner Website. Und wundert sich regelmäßig, wie viel sich wieder angesammelt hat. Dann wird es Zeit für ein neues Buch. So wie jetzt: „End of Weekend“ ist bei Lappan erschienen.

Die Figuren scheitern gern in ihrer Bequemlichkeit

Auf über 250 zeitgeistigen Seiten drängelt sich sein behäbiges Personal, das gern an und in seiner Bequemlichkeit scheitert. Kinder liegen lieber auf der Couch der Ferienwohnung und wollen „Homebeaching“. Fürsorgliche Mütter schieben Teenagern Crêpes unter der Türschwelle durch.

Beck schaut respektlos hinter die Fassaden und stößt auf komfortabel gebettete Trostlosigkeit. Als „Unterhaltungsauftrag“ bezeichnet Beck sein OEuvre mit leichter Ironie. „Den habe ich mir selbst gegeben, weil ich nicht zu moralisch und belehrend werden will.“

Aber meist brodelt eben doch im Subtext ätzende Zeitdiagnostik. „Unsere Klimaziele? Da verbinde ich sie mal mit der Marketingabteilung“, sagt das Katzenwesen auf dem CEO-Sessel. Und die Generäle am Kartentisch? „Wenn ihr Erfolgserlebnisse wollt, kocht Marmelade“, sagt eine Frau. „Muss es unbedingt immer ein Weltkrieg sein?“

Ich habe mir einen Unterhaltungsauftrag gegeben. Ich will nicht moralisch sein. Cartoonist Beck

Die Katzen wollen russisches Gas

Lange vor dem russischen Angriff hat Beck den Cartoon gezeichnet. Jetzt bekommt er eine ganz neue Bedeutung. „Ich bin immer davon ausgegangen, dass es keinen Krieg mehr gibt in Europa“, sagt Beck. Und zeichnet Katzen auf der Heizung, die russisches Gas wollen.

Doch unter dem Fell, da erahnt man wieder diese bequemen Beck-Figuren ohne Haltung. Aktuell stellt Beck im Museum Itzehoe aus. Und eine kleine Auswahl in der Ahoi-Redaktion.

Kunst in der Redaktion: Beck-Ausstellung
bis Ende Januar in der Ahoi-Redaktion

Mehr über Beck unter
schneeschnee.cc

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