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  • Kunst
Schmuck von 180 Gestaltern

Kleine Kunstwerke am menschlichen Körper

Schmuck muss nicht glitzern und blinken. Wichtig ist der künstlerische Ausdruck. Das zeigt die aktuelle Grassi-Ausstellung mit 300 Exponaten aus aller Welt – mit Fokus auf Ostdeutschland.

Anhänger von Annelies Gross
Model Winston Wendt trägt einen Anhänger von Annelies Gross © Agentur Blink / Margret Hoppe / Felix Adler

Schmuck von 180 Gestaltern zeigt das GRASSI Museum für Angewandte Kunst. In einer Ausstellung, die Klischees in sich zusammenfallen lässt. Denn: „Wenn man Leute auf der Straße nach ihrer Vorstellung von Schmuck fragt, dann wird häufig von etwas Goldenem, Glitzernden, Blinkenden gesprochen“, so Museumsdirektor Olaf Thormann. Und mitunter glitzert es tatsächlich bei den 300 Exponaten. Im Kern geht es aber um die künstlerische Gestaltung.

Schmuck kann auch aus Pappe bestehen

„Schmuck kann wertvolle Materialien inkludieren, aber auch aus Pappe oder Kunststoffen entstehen“, sagt Thormann. Mit gleicher Berechtigung tauchen Fundstücke von Stränden oder sogar von Autobahnrandstreifen auf. Entscheidend ist die künstlerische Lösung. Deshalb wird seit einiger Zeit von „Autorenschmuck“ gesprochen, um auf den schöpferischen Akt und Originalität zu verweisen.

Die Ausstellungsexponate kommen aus den USA, Südafrika oder Japan. Sie geben einen internationalen Überblick über nach 1945 entstandene Werke. Der Fokus liegt allerdings auf Schmuck aus Ostdeutschland. „Der ist in unserer Sammlung sehr gut vertreten und fehlt in vielen westdeutschen Sammlungen“, sagt Thormann. Dadurch kann Leipzig gut Vergleiche zwischen Entwicklungen in Ost und West veranschaulichen.

Fotos zeigen die Werke am Menschen

Ab den 60er-Jahren wuchs das Bedürfnis, sich mit einem künstlerischen Anspruch von Modeschmuck und klassischem Goldschmiedehandwerk abzugrenzen. Eine internationale Entwicklung, die in der BRD in München und in der DDR maßgeblich in Halle vorangetrieben wurde, mit Renate Heintze und Dorothea Brühl als prägende Gestalten.

Die Ausstellung zeigt neben den Ausstellungsstücken großformatige Fotografien. Elf Leipziger Fotografen haben sich mit Schmuck und Modell auseinandergesetzt. „Der menschliche Körper ist die entscheidende Bezugsgröße“, erklärt Thormann die kuratorische Entscheidung. Außerdem soll sich in den Porträts eine Verbindung vom Haus zur Stadtgesellschaft spiegeln. Die Models besitzen alle eine Beziehung zum Museum.

Schmuck + Image
GRASSI Museum für Angewandte Kunst
bis 25. September
Website

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