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  • Kunst
Museum der bildenden Künste

Keramik auf Kies

Der Leipziger Künstler Harry Hachmeister zeigt Malerei und Keramik in Baustellen-Atmosphäre am Museum der bildenden Künste. Es ist seine erste institutionellen Einzelausstellung.

Harry Hachmeister zeigt Keramik und Malerei in Baustellen-Atmosphäre. © Sophia Kesting

Auf den ersten Blick fragt man sich, ob man zu früh dran ist. Oder die Kuratorin zu spät. Ein Bauzaun ragt im Untergeschoss des Museums der bildenden Künste auf. Wer hindurch schaut, entdeckt drei großformatige Gemälde mit Vulkanmotiven. In einer Schubkarre liegt noch Kies, obenauf, wie mal eben abgestellt, eine dieser von der Fitness-Industrie vertriebenen Kugeln mit Henkel dran, eine Kettlebell. Diese Kugel ist von Harry Hachmeister aus Keramik gefertigt wie auch manche Hantel Raum. Und das zeigt schon viel über diese wie im Fluss befindliche, immer wieder in sich gebrochene Ausstellung des Leipziger Künstlers. 

 

Hanteln wirken zart und zerbrechlich 

Grobe Sportgeräte, sonst aus unverwüstlichem Metall, nehmen hier zart aus Keramik, farbig und mitunter bizarr verbogen Gestalt an Die Zerbrechlichkeit wiederum kontrastiert mit robuster Baustellen-Optik. Über einer Werkgruppe baumelt noch ein Eimer von der Decke. Aufgehängt via Seilzug, der an einem Baugerüst endet. 

Von Disko zu Disko“ heißt die erste institutionelle Ausstellung von Harry Hachmeister, die am 3. Februar anläuft und bis 8. Mai dauern soll. Hachmeister, gebürtiger Leipziger, studierte bis 2007 an der Leipziger Kunsthochschule HGB bei Timm Rautert, Schwerpunkt Fotografie. Fotografische Porträts von Hachmeister sind auch in der neugestalteten Sammlungspräsentation „Barock und Rokoko“ im 2. Geschoss des Museum zu sehen. Die Einzelausstellung aber, vom Künstler gemeinsam mit Katrin Klietsch kuratiert, zeigt Malerei, Keramik und in einem abgetrennten Raum Hinterglasmalerei. Hinterglasmalerei finde sich häufig in religiösem Kontext, oft amateurhaft gearbeitet, sagt Hachmeister. „Ich mag Techniken mit einer simplen Herangehensweise.“ 

 

Kunstwerke mit Eigenleben 

Insgesamt dominieren jedoch Keramik und großformatigere Malerei. „Als hätten sie ein Eigenleben“, sagt Museumsdirektor Stefan Weppelmann über die Exponate. Zwei- und Dreidimensionalität durchdringen sich. So steht auf dem Baugerüst etwa eine Katze mit herabhängendem Schwanz. Sie wirkt wie eine Plastik, ist bei näherem Hinsehen aber fast flach wie ein Gemälde. So entsteht zwischen den Kunstwerken eine feine Verbindung und ein Spannungsverhältnis. Man frage sich stets, so Weppelmann, ob es ein Bild sei, ein Objekt oder ein Lebewesen? 

Der Baustellen-Charakter steht auch für einen programmatischen Aufbruch des Hauses. Mehr Diversität, mehr Bewegung, weniger Gewohnheiten kündigt Weppelmann für das MdbK an. Wie zufällig hingewürfelt wirkt manche Werkgruppe in „Von Disko zu Disko“. Der Schein trügt.„Es muss passen“, sagt Hachmeister. Alles ist genau ausgesucht. „Die Schubkarre kommt aus Berlin. Obwohl es hier sicher auch schöne Schubkarren gibt.“ 

Harry Hachmeister. Von Disko zu Disko.

Bis 8. Mai im Museum der bildenden Künste, Katharinenstr. 10. 

www.mdbk.de

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