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  • Stadtgeschichte
Zentralmarkthalle

Keine Marktschreier in Leipzig

Nicht nur das Neue Rathaus, die Stadtbibliothek oder die Musikhochschule gehen auf den Leipziger Architekten Hugo Licht zurück. Er realisierte auch den Bau einer imposanten Markthalle zwischen Roß- und Wilhelm-Leuschner-Platz.

Um 1900
Um 1900: Die riesige Zentralmarkthalle wirkte durch den 34 Meter hohen Uhrenturm noch imposanter. Dennoch wurde der Standort nach nur wenigen Jahren zu klein. Die Leipziger Bevölkerung wuchs weiter rasant und mit ihr der Konsumbedarf © Stadtgeschichtliches Museum

Am 26. Mai 1891 wurde vorerst der letzte Wochenmarkt vor dem Alten Rathaus abgehalten. An diesem Tag wehte an den Verkaufsständen Trauerflor.

Die Händler wollten zunächst nicht in die neu errichtete Zentralmarkthalle ziehen. Einige Jahre zuvor hatte die Stadt angesichts der unzureichenden Hygiene, die auf dem Marktplatz vorherrschte, aber eine Notwendigkeit für eine moderne Markthalle gesehen. Nach zwei Jahren Planung erfolgte am 23. Juli 1989 der erste Spatenstich.

Leipzigs Stararchitekt

Der Stadtbaudirektor Hugo Licht wurde mit ihrer Umsetzung betraut. Er schuf einen großzügigen und modernen Bau mit 8 Eingängen, 9 Fahrstühlen sowie 10 Treppenaufgängen. Dazu eine 7,5 Meter breite Straße für den Warenverkehr, um mehr als 1.160 Verkaufsstände zu versorgen.

Im Keller befand sich die für die damalige Zeit imposante Kühlanlage, die mit Kompressionsmaschinen angetrieben wurde. Die Markthallenordnung regelte in 50 Paragrafen den Betrieb. Eher untypisch für einen Markt: Lautes Schreien war fortan nicht mehr erlaubt. Unsachgemäße Entsorgung von Müll wie etwa Zigaretten, Fisch- und Fleischlake oder Obstreste war ebenso strengstens untersagt. Sogar übermäßiges Ausspucken war nicht erwünscht.

Zerstörung im Krieg

Die meisten Händler und die Leipziger Bevölkerung fanden trotz der anfänglichen Skepsis Gefallen an der neuen Markthalle. Schon nach einem Jahr war sie kaum mehr wegzudenken. Zu dieser Zeit verzeichnete Leipzig eine wahre Bevölkerungsexplosion. Die Halle wurde für den Bedarf an Verkaufsständen daher schnell zu klein. Der Handel breitete sich auch zunehmend auf den Außenbereich aus.

Im Dezember 1943 wurde das Gebäude während des Bombenangriffs auf die Stadt schwer getroffen. Den unversehrten Teil nutzte man als Verkaufsfläche weiter. In den 1950er-Jahren wurden die Reste der einst so eindrucksvollen Zentralmarkthalle jedoch endgültig abgetragen.

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