Als Irene Kiele 1970 ihr Studium an der Leipziger HGB aufnahm, prägten Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke und Bernhard Heisig den Kurs der Hochschule. Doch die Malerin, das zeigt die 38 Werke umfassende Ausstellung im Oberlichtsaal der Stadtbibliothek, ist nicht in deren Windschatten auf den Pfad der Leipziger Schule eingeschwenkt.
Geschult in der klassischen Moderne, hat sie mit Architekturdetails, Stadtansichten und später vermehrt mit Pflanzenmotiven einen bemerkenswert eigenständigen Weg gefunden. Mit Linienführungen, die zum Teil an Lyonel Feiniger erinnern, mit leuchtender Farbkraft, mit ins Ungefähre verwischten Farbflächen und ungewöhnlichen Raumdeutungen. Sehr atmosphärische und zumeist zeitlos wirkende Malerei und Grafik zeigt die Retrospektive, die zu Kieles 80. Geburtstag entstanden ist und eine Schaffensphase von fünf Jahrzehnten einfängt.