Grundlage der Forschung war ein Gerät, das gleichzeitig das Gehör akustisch und die Zunge elektrisch stimuliert. Zum Einsatz kamen kabellose Kopfhörer, die eine Kombination aus Breitbandgeräuschen und überlagerten Tönen an beide Ohren sendeten. Dies geschah in Sequenzen. Parallel dazu sendete ein zweites Gerät sanfte elektrische Impulse über insgesamt 32 Elektroden an die Zungenspitze. Ein Steuergerät in Smartphone-Größe regelte den Takt der Impulse und ihre Intensität.
Wissenschaftlich bezeichnet, basiert diese neuartige Therapie auf der sogenannten nicht-invasiven, bimodalen Neuromodulation. Im Klartext: Neuronale Reize werden aus zwei Quellen ans Gehirn geschickt, wobei die Quellen – also die Behandlungsgeräte – sich außerhalb des Körpers befinden.
Hersteller des Therapiegeräts, das unter dem Markennamen Lenire bekannt ist, ist der Medizingeräteanbieter Neuromod Devices Limited (Neuromod) aus Irland. Die klinische Studie fand in den Jahren 2016 bis 2019 im St. James's Hospital in Dublin und im Tinnituszentrum der Universität Regensburg statt. Die Ergebnisse der Studien waren an beiden Standorten deckungsgleich.
Die Teilnehmer nutzten das Gerät zwölf Wochen lang täglich 60 Minuten. Die gleichzeitige Stimulation von Gehör und Zunge sollte dabei die Neuroplastizität des Gehirns anregen. Darunter versteht man die Fähigkeit des Gehirns, sich so zu verändern, dass es auf äußerliche Einflüsse reagieren kann. Die Idee: Das Gehirn sollte die Wahrnehmung des Tinnitus im positiven Sinne für die Patienten ändern.
Das Ergebnis: Bei mehr als 86 Prozent der Probanden ist durch die Stimulation der Tinnitus nach nur zwölf Wochen gelindert worden. Ein Jahr nach der Behandlung hatte die Verbesserung bei noch mehr als 80 Prozent der Studienteilnehmer angehalten. Kein Wunder also, dass fast alle Teilnehmer diese Therapie weiterempfehlen.