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  • Kunst
Ägyptisches Museum und Antikenmuseum

Harte Angelegenheit: Die Geschichte der Steine

Zwischen funktionellem Werkzeug und ritueller Grabstatue: In die gemeinschaftliche Ausstellung „Steinreich“ bringen zehn Institute der Universität Leipzig ihr Wissen und ihre Sammlungen ein. Und beleuchten das Material Stein bis November von allen Seiten.

SteinReich
Die neue Ausstellung „Steinreich“ im Ägyptischen Museum und Antikenmuseum © M. Wenzel

Es gibt nicht viele Museen, in denen man etwas zerschlagen darf. Im Ägyptischen Museum der Universität Leipzig, das zusammen mit dem Antikenmuseum die Ausstellung „Steinreich“ zeigt, ist das aktuell der Fall. Und das aus gutem Grund: Mit einem Werkzeug in der Hand erfahren Besucher, wie schwer es ist, Gesteinsbrocken zu formen. Ein guter Ausgangspunkt, um anschließend Steine als Gefäß, Waffe, kunstvolle Statue oder Träger von Schriftzeichen zu bewundern.

Kulturhistorie trifft Naturwissenschaft 

Vom einfachen Mahlwerkzeug für Getreide bis zur rituellen Grabbeigabe reichen die Artefakte. Eine Glasvitrine stellt idealisiert geformte Körper einer Frau und eines Mannes aus. Rund 4000 Jahre alt ist diese Grabstatue. Sie diente im Alten Ägypten als „Ersatzkörper“, erklärt Anna Grünberg, Museumspädagogin und Sprecherin des Ägyptischen Museums. Man glaubte, durch die Statue könne der Verstorbene in seiner jenseitigen Existenz Opfergaben aufnehmen.
Zehn Institute und Sammlungen haben kooperiert, um die vielschichtige, in 16 Themenstationen gegliederte Ausstellung zu ermöglichen. Der breiten kulturhistorischen Perspektive stellt „Steinreich“ einen naturwissenschaftlichen Blick zur Seite. In drei Gläsern reifen zum Beispiel Kristalle, die verdeutlichen sollen: Auch stabiles Gestein ist erdgeschichtlich dem Prozess des Werdens und Vergehens unterworfen. Außerdem legt ein virtueller Bohrkern die Erdschichten offen, auf denen das Museum steht – 70 Meter unter den Exponaten ruht Braunkohle.

Stein ist nicht gleich Stein

Eine weitere Erkenntnis, die die Ausstellung bereithält: Stein ist nicht gleich Stein. Es liegen Proben aus, ergänzt um Fotobeispiele, die zeigen, wo in der Region welches Material verbaut wurde – von Marmor über Quarzit hin zu Gneis. Tritt man wieder ins Freie, springt um die Ecke des Museums die Sandsteinverkleidung des Gewandhauses ins Auge. Der Besuch der Ausstellung verändert den Blick auf die Stadt.

Steinreich, Ägyptisches Museum ‒ Georg Steindorff
(Goethestraße 2) und
Antikenmuseum
(Nikolaikirchhof 2),
bis 14. November
mehr Infos: www.uni-leipzig.de/steinreich-in-leipzig

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