Ahoi: Guten Tag, Jörg Schneider. Du bist einer der summenden Bäume. So heißt eine Deiner Bands, nur eben auf Englisch. Wieso denn das?
Jörg Schneider: Bäume sind aus Holz, genau wie unsere klingenden, vibrierenden Instrumente - Kontrabass, Geige, Gitarre. Wir spielen Folk Music, Blues, also Rootsmusic, da ist der gedankliche Sprung zum summenden Baum nicht weit.
Ahoi: Und wer ist neben Dir noch summend?
Jörg Schneider: Mein Freund und langjähriger musikalischer Partner Franz Schwarznau spielt den Kontrabass. Geigerin Ingeborg Freytag, mit der wir früher bereits gern zusammenarbeiteten, ist nun fest mit dabei.
Ahoi: Als Humming Trees habt ihr auf Palmomusic das Album „A Pocket Full Of Songs“ veröffentlicht, ein feines Stück. Nun haben ja noch nicht alle Menschen das Album gehört, geschweige denn gekauft. Kannst du uns bitte etwas zur Geschichte des Albums erzählen?
Jörg Schneider: Wir haben die leidige Corona-Zeit als Musiker bisher einigermaßen unbeschadet überstanden, weil wir weiterhin miteinander im Proberaum musizierten. Für uns war nicht nur der Ausfall der Konzerte und die finanziellen Einbußen ein Problem. Wir mussten uns weiter beschäftigen. So entstanden neue Songs und eben auch die Humming Trees. Über das Förderprogramm "Neustart Kultur" haben wir für unsere CD von der GEMA Fördermittel bewilligt bekommen. Das war für uns in der Tat eine große Hilfe.
Ahoi: Woher kommt denn die Affinität zum Blues? Gerade der Mississippi Delta Blues ist ja besonders erdig. Gerade in der heutigen Zeit, in der Musik ja massenhaft unters Volk geworfen wird und kaum noch Wurzeln hat, agiert ihr in einer langen Tradition …
Jörg Schneider: Ingeborg Freytag kam durch ihr Jazzstudium an der Hochschule in Dresden früh mit Blues in Kontakt. Später spielte sie mit westafrikanischen Musikern, deren Musikform auch an den archaischen Blues erinnert. Franz und ich waren mit der Bluesband Last Fair Deal mehrere Jahre unterwegs. In unserem Repertoire sind bis heute Songs von Charley Patton, Robert Johnson und Skip James dabei.
Ahoi: Mit Franz Schwarnau gemeinsam bist Du auch ein Three Forks. Wie läuft es denn da???
Jörg Schneider: Langsam haben wir wieder ein paar Termine, unter anderem auch in Leipzig. Am 04. November freuen wir uns auf ein Konzert in der Moritzbastei.
Ahoi: Als Berufsmusiker heute zu leben stelle ich mir schwierig vor. Jetzt bist Du aber auch Gitarrenlehrer. Wo denn? Für wen denn? Und weshalb denn?
Jörg Schneider: Ich bin seit über 20 Jahren Gitarrenlehrer. Mein Unterrichtsraum ist im Connewitzer Haus der Demokratie. Meine Schüler sind bunt gemischt, alle Altersgruppen, Anfänger und Fortgeschrittende. Ich bin gern Gitarrenlehrer. Ich versuche, auf die Musikwünsche meiner Schüler einzugehen. So wird es für mich auch nicht langweilig. Auch Ingeborg Freytag und Franz Schwarznau geben als Lehrer bzw. Musikpädagogen ihr Wissen weiter.
Ahoi: Zurück zu den Humming Trees. Das Album ist ja bei Palmomusic herausgekommen, einem der leider von der Musikwelt noch nicht wirklich entdeckten Labels unseres Kulturkreises. Trotzdem erscheinen bei Palmomusic echte Perlen. Ist das eher so ein Freundehaufen oder wie muss ich mir das vorstellen? Finsterböse kapitalistische Gewinnmaximierungsmasche wird es ja nicht sein …
Jörg Schneider: Zu Palmomusic kamen wir, weil wir ein neues Label suchten, welches unkompliziert agiert und uns einen großen Freiraum zugesteht. Wir haben bereits mit den Three Forks dort eine CD veröffentlicht, es war also eine bewährte Sache.
Ahoi: Ihr durftet im Juni bei Secondradio über euch erzählen. Wie war es denn? Das ist ja doch auch ein sehr großartiger Sender.
Jörg Schneider: Ingeborg und ich hatten dort viel Spaß. Moderatorin Angie Ling hat uns einige interessante Fragen gestellt. Außerdem war der Sender so freundlich, unser Konzert im Barockschloss Störmthal regelmäßig mit einem Jingle zu bewerben. Das hat uns gefreut und sehr geholfen!
Ahoi: Danke, lieber Jörg. Und weiter viel Freude beim Musikmachen und beste Grüße auch an Ingeborg und Franz.
