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Einen Tod muss man momentan sterben

Gespräch mit Festival-Mitorganisatorin Janika Groß

Am 27. und 28. August kommt das Winds and Woods meet Metal Festival über Leipzig. Zwei Tage und Abende feinste Livemugge, starke Acts und ganz viel Pathos. Ahoi-Redakteur Volly Tanner traf Janika Groß vom Organisationsteam, die etwas das Tuch über dem Metal lüftet.

Janika Groß im Gespräch
Janika Groß von molllust als Planerin des Winds and Woods meet Metal Festivals © Frank Helbig

Ahoi: Guten Tag, Janika. Du gehörst zum Orgateam des zweiten Winds & Woods meet Metal Festivals im Hellraiser. Zwei Abende im August voller Gitarren und beeindruckender Stimmen. Elf großartige Acts aus aller Welt. Bist Du aufgeregt oder entspannt? Bis ja auch schon eine geübte Häsin im Metier.

Vorfreudig trifft es eher. Ich freue mich selbst auch, neben der Organisation hinter den Kulissen immer mal Mäuschen spielen zu können! Was mir am meisten Kopfschmerzen bereitet, ist der Blick auf die Corona-Zahlen und die Unsicherheit, ob es nicht doch noch wieder andere, neue Regeln bis dahin von der Politik gibt, an die wir uns anpassen müssen - sei es, dass die Einreise einiger unserer internationalen Gäste schwieriger wird oder dass wir das Konzept für das Publikum umplanen müssen. Denn, dass sich alle Gäste, egal ob Musiker/innen oder Publikum, bei uns wohlfühlen und zugleich möglichst nur mit schönen Erinnerungen, aber ohne Virus im Gepäck im Anschluss wieder heimkehren, ist mir ein Herzensanliegen.

Ahoi: Kannst Du uns kurz zusammenfassen, wann wer die Bühne entert?

Der Freitag ist etwas folkiger: Es eröffnen Antyra, gefolgt von Cruadalach, Ally the Fiddle, Munarheim und schließlich Daliara. Der Samstag ist vom Schwerpunkt symphonisch. Auf Dtorn folgen Crusade of Bards, Conspiria, Beneath my sins, Dream Ocean und ich bilde mit meiner Band molllust den Abschluss.

Ahoi: Der Wind, die Wälder und dazu Metal? Wo ist denn da die Verbindung?

Es ist ein kleines Wortspiel: Winds stehen im Englischen ja nicht nur für Winde, sondern auch für Holzblasinstrumente wie z. B. Flöten. Woods sind für mich nicht nur die Wälder, sondern ich assoziiere sie auch mit dem Holz - und auch Instrumente aus Holz haben wir so einige. Der Titel spielt also sowohl auf die Verknüpfung von Natur und Musik, wie es im Folkmetal üblich ist, als auch auf die symphonischen Instrumente, die mit dem Metal verknüpft werden, an.

Ahoi: Besonders freue ich mich ja auf Dalriada. Da stellt sich natürlich auch die Frage wie Ihr als Team an die ganzen Bands herangekommen seid …

Auf verschiedenen Wegen. Ich habe mit molllust und Haggard so einige Konzerte gespielt, dabei hat man natürlich die eine oder andere Band getroffen und zu schätzen gelernt. Da habe ich die Musiker/innen einfach direkt gefragt, ob sie dabei sein wollen. Oder aber man hat schon mal molllust zu einem Gig eingeladen und wir nutzen die Gelegenheit, uns zu revanchieren. Bei den Bands, wo ich die Musiker/innen noch nicht persönlich kannte, habe ich dann einfach den offiziellen Weg beschritten und den jeweiligen Bookingkontakt angeschrieben.

Ahoi: Es beginnt ja jeweils schon Nachmittags Open Air. Funktioniert dieses breite Brett denn eigentlich in der Sonne? Bei Folk Metal zum Beispiel brauche ich persönlich ja auch eine gepflegte Düsternis.

Wir wären nicht das erste Festival, das bereits im Sonnenschein startet - in Wacken z. B. haben wir auch bei strahlendem Sonnenschein gespielt und es war trotzdem eine großartige Erfahrung! Ich denke, das Open Air Feeling macht die Dunkelheit der Halle wieder wett. Die Alternative wäre, mit deutlich schärferen Hygieneregeln in den Innenraum zu gehen - da schien uns die frühere Uhrzeit der bessere Kompromiss, denn wir können schlecht das in der Nachbarschaft angesiedelte Altenheim bis mitten in der Nacht beschallen. Ein bestuhltes Hellraiser mit Maske und Abstand ist zwar besser als kein Konzert, aber dem Feeling auch nicht unbedingt zuträglich. Einen Tod muss man momentan sterben. Wir sind froh, dass wir das Festival überhaupt in dieser Form veranstalten können!

Ahoi: Deine eigene Metalherde molllust war ja 2019 ganz fett auf dem W:O:A in Wacken zugange. Boah, das ist ja schon die Adelung. Und jetzt wieder einmal im Heimathafen. Wie zufrieden seit ihr eigentlich mit der Metalszene Leipzigs? Die hat sich ja in den letzten Jahren ganz schön geändert. Ich erinnere mich noch an Helheim, Four Rooms etcpp.

Ich gestehe, ich bin in der Heimat tatsächlich selten in Bars und Clubs unterwegs, weil ich schlichtweg zu den dafür üblichen Zeiten zumeist arbeite. Wenn ich keine Konzerte habe, spuke ich für die Gruseltour Leipzig abends durch die Innenstadt und weihe mutige Gäste in die dunklen Geheimnisse der Vergangenheit ein. Danach bin ich meist zu müde, um mich ins Nachtleben zu stürzen - zumal ich von Natur aus auch definitiv eher Lerche als Eule bin und es auch ohne Wecker im Sommer nicht schaffe, nach sieben Uhr aufzuwachen. Nur für ausgewählte Konzerte nehme ich mir da manchmal gezielt frei. Und sollte ich dann tatsächlich mal ausnahmsweise einen freien Abend am Wochenende haben, sind entweder Freunde und Familie dran oder ich erinnere mich daran, dass die Couch nicht nur zur Dekoration in meinem Wohnzimmer steht. Für mich lebt die lokale Metalszene daher mehr durch die Musiker/innen, die ich so nach und nach kennengelernt habe. Und die Kontakte bleiben unabhängig von den Örtlichkeiten. Was ich aber tatsächlich als schwierig ansehe, ist der Mangel an geeigneten Clubs zum Auftreten für Acts des Genres, die schon etwas größer sind, aber auch noch nicht gleich das Hellraiser füllen. Und ich hoffe, dass die Sixtina einen Weg findet, wieder zu eröffnen - denn ich trinke zwar sehr selten Alkohol, aber wenn, dann bin ich einem Gläschen Absinth in guter Gesellschaft nicht abgeneigt. Was ich an Leipzig bezüglich der Szene schätze: Hier gibt es nicht nur Bands, sondern auch viele Menschen, die den Metal mit Leben füllen und die zu den Konzerten pilgern. Das sieht in einigen anderen Städten Deutschlands deutlich bescheidener aus.

Ahoi: Und auf welchen Act freust Du Dich ganz besonders? Und warum?

Das ist schwer, denn ich freue mich tatsächlich auf all unsere musikalischen Gäste! Die Frage ist genauso schlimm wie: Welchen deiner Songs magst du am Liebsten? Jeder hat seinen eigenen Zauber, wie soll man das vergleichen? Musikalisch bin ich am Gespanntesten auf die Bands, die ich noch nicht live erlebt habe, wie etwa Daliara, Munarheim und Dream Ocean. Aber aus persönlichen Gründen freue ich mich dafür auch sehr, die Musiker/innen wiederzusehen, mit denen ich in der Vergangenheit gerne die Bühne geteilt habe und wo ein teils sehr herzlicher Kontakt daraus erwachsen ist - z. B. Conspiria, Antyra und Dtorn und natürlich auch meine eigenen Bandkollegen. Und dann gibt es da noch die Ally, der ich stundenlang auf die Finger starren und ihr beim Spielen zuhören könnte - und dann hab ich schon wieder fast alle aufgezählt. Aber ich muss mich ja zum Glück nicht entscheiden, sondern kann mit allen ein bisschen plaudern und bei allen ein bisschen zuhören!

Ahoi: Danke, liebe Janika. Ich bin gespannt. Und immer fleißig die Pommesgabel nach oben!

Wird gemacht!

Winds & Woods Festival im Hellraiser 

Winds and Woods meet Metal Festival 2021

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